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Finanzkolumne

Ready to disrupt? ...von Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH

Fast 250.000 Jahre lang beherrschten die Neandertaler Europa. Vor gut 30.000 Jahren war dann auf einmal Schluss und es verliert sich ihre Spur. Übrig geblieben sind Knochenfunde an mindestens 80 Fundstellen in Europa und ein bis vier Prozent unserer DNA, die die Neandertaler dem homo-sapiens vererbt haben. Man hat sich halt nicht nur gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, sondern ist sich auch auf anderem Gebiet nähergekommen. Warum der Neandertaler ausgestorben ist, ist noch nicht eindeutig geklärt. Klimawandel und eine mangelnde Bereitschaft oder Fähigkeit sich an veränderte Lebensumstände anzupassen, wird von vielen Forschern als Grund herangezogen. Der zeitgleich lebende homo-sapiens kam scheinbar besser mit den neuen Rahmenbedingungen zurecht und dominiert die Erde noch heute. Besser dokumentiert dagegen, aber genauso plötzlich und überraschend, verschwand 2012 der Filmhersteller Kodak. Im Jahr 1888 gegründet, 150.000 Mitarbeiter weltweit zu besten Zeiten und dann auf einmal im Jahr 2012 insolvent. Dabei haben die Menschen nicht aufgehört zu fotografieren. Im Gegenteil, es wird geknipst wie verrückt, allein im Jahr 2015 so viel wie in der gesamten Geschichte der Menschheit zuvor. Allerdings ohne die analogen Filme von Kodak. Das Unternehmen wurde Opfer der Disruption. So heißt der neue Fachbegriff seit einigen Jahren in angesagten Managementberatungen. „Wer nicht disrupted, wird selbst disrupted“, damit beschreibt ein Chief Digital Officer, mittlerweile eine neue Position im gehobenen Management von fast jedem Großkonzern, die neuen Herausforderungen. Sogar bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter kommt man an dem Modewort nicht vorbei. „Ready to disrupt? Dann komm zu uns“, so warb ein Arbeitgeber in Berlin vor kurzem um neue Mitarbeiter. 

"Eine disruptive Technologie (engl. disrupt – unterbrechen, zerreißen) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung vollständig verdrängt", so definiert Wikipedia den Begriff, der in vielen Branchen für Angstschweiß sorgt. Der Begriff mag neu sein, die Sache an sich ist es natürlich nicht - der Neandertaler lässt grüßen. Disruption entsteht immer dann, wenn bestehende Systeme träge, selbstgerecht und zukunftsblind werden. Eine digital vernetzte globale Welt bringt ganz neue Geschäftsmodelle hervor. Gerade Anleger und Investoren müssen das im Auge behalten. So mancher Platzhirsch wird vermutlich in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden. Ob ein Chief Digital Officer im Unternehmen diese Entwicklung aufhalten kann, sei einmal dahingestellt. Zumindest ändern sich manche Geschäftsmodelle dramatisch. Das größte Taxiunternehmen der Welt besitzt kein einziges eigenes Fahrzeug (Uber), der größte Zimmervermittler kein einziges Zimmer (Airbnb) und die größte online-Handelsplattform (Alibaba) kein einziges Lager. Trotzdem sind diese Unternehmen an der Börse Milliarden Wert und versetzen ganze etablierte Branchen in Panik. 

Ein Hauch von „Neuer Markt der Jahrtausendwende“ liegt derzeit in der Luft, wenn ein neues Start-up die nächste digitale Revolution verkündet. Mitunter hat man den Eindruck, dass es schon ausreicht sich einen Tischkicker in das Büro zu stellen und die Investoren stehen Schlange. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Viele Ideen verschwinden zusammen mit dem Investorenkapital wieder vom Markt, noch bevor der erste Euro verdient ist. Nicht alles was digital ist, verspricht zwangläufig Erfolg. So manche neue Dienstleistung scheitert schlicht daran, dass überhaupt kein Bedarf daran besteht. Da hilft dann auch die Digitalisierung wenig. 

Aber ist die Panik in den Chefetagen vieler Unternehmen überhaupt gerechtfertigt. Die MIT-Professoren Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee stellen in ihrem Buch „The Second Machine Age“ das Potential der „Disruption“ in den Vordergrund. Ähnlich wie nach der Erfindung der Dampfmaschine – die das erste Maschinenzeitalter einläutete – werde die Wohlstandskurve durch die derzeitigen Umbrüche einen Knick bekommen. Allerdings einen Knick nach oben. Nach den Berechnungen der beiden Professoren wird sich das Volumen des Konsums nachhaltig erhöhen. Einen ähnlichen Effekt beschrieb bereits fast 100 Jahre vorher einer der einflussreichsten 

Ökonomen des 20. Jahrhunderts, der österreichische Volkswirt und Sozialwissenschaftler Joseph Schumpeter (1883 bis 1950). Er entwickelte eine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, die er durch innerwirtschaftliche Veränderungen erklärte. Diese Veränderungen beruhen vor allem auf dynamischen Unternehmern, die Innovationen durchsetzen, Pioniergewinne erzielen und den Konjunkturaufschwung herbeiführen. Disruption hieß bei ihm allerdings noch „schöpferische Zerstörung“. Dieser Prozess der ständigen Erneuerung und Verbesserung der Produktionsverfahren und Erzeugnisse ermögliche Wachstum und technischen Fortschritt. 

Disruption ist also ein wesentlicher Bestandteil des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Nur wenn Unternehmen bereit sind, ihre alten Geschäftsmodelle zu überdenken und kritisch zu hinterfragen können sie langfristig überleben. Unternehmen denen das erfolgreich gelingt, sind bestens für die Zukunft aufgestellt. Kodak ignorierte als Weltmarktführer das Potential der Digitalfotografie, Nokia sah in Apples iPhone eine unbedeutende technische Spielerei. Die Ergebnisse dieser Fehlentscheidungen für beide Unternehmen sind bekannt. Vor wenigen Jahren drangen Apple und Google als Innovationsführer in das angestammte Revier der Automobilkonzerne ein. Die Bedrohung wurde gerade noch rechtzeitig erkannt. Mittlerweile steht die Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen bei den großen deutschen großen Automobilherstellern wie Mercedes, Volkswagen oder BMW nicht mehr nur im Vordergrund. Die Unternehmen wandeln sich zu führenden Mobilitätsanbietern, die alle Transportmöglichkeiten vernetzen und für ihre Kunden zur Verfügung stellen. Aber nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Politik erfüllt Disruption ihren Zweck. Was Apple, Uber und Airbnb für die Wirtschaft, sind die Auswirkungen von Trump und Brexit für die Politik. Unternehmen wie Regierungen neigen dazu, sich auf ihren Erfolgen auszuruhen. Sie ignorieren Veränderungen selbst dann noch, wenn offensichtlich ist, dass die von ihnen geschaffenen Strukturen nicht mehr überlebensfähig sind, seien es nun Geschäftsmodelle oder politische Systeme. 

Das Jahr 2017 wird vermutlich als disruptives Jahr in die Geschichte eingehen. Große Umwälzungen in Politik und Wirtschaft werden in den nächsten Monaten für Unruhe sorgen. Investoren sollten dies immer bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Nicht jedes Investment wird diese Phase heil überstehen. Aber die Chancen, die sich derzeit am Kapitalmarkt bieten, sind ebenfalls kaum zu übersehen. Eine Phase der Veränderung ist immer ideal, um zu investieren. Denn im Ergebnis wird man gestärkt aus der Phase des Wandels herausgehen. Die romantische Verbindung der Neandertaler mit dem modernen Menschen stärkte, da sind sich die Forscher einig, nachhaltig unser Immunsystem. Der Neandertaler konnte oder wollte sich nicht verändern und verschwand. Für viele Beobachter wirkt das politische Programm eines Donald Trump wie aus der Zeit gefallen. Vermutlich wird es nicht lange überleben, aber es hilft die bestehenden Strukturen aufzubrechen und den möglichen positiven Wandel einzuleiten. Am Ende werden alle profitieren, die Politik, die Wirtschaft und die Anleger. Zumindest wenn sie investiert sind.



Impressum: Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH Max-Pechstein-Str. 23, 50858 Köln Tel: +49 221 94 86 11 0, Fax: +49 221 94 86 11 40 Internet: www.portfolio-concept.de HRB 14366 AG Köln Geschäftsführender Gesellschafter: Günter T. Schlösser Geschäftsführer: Alexander H. Stütz, Titus C. Schlösser Redakteur (V.i.S.d.P.): Dipl. Kfm. Markus Richert, cfp®

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