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Finanzkolumne

„Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…“ ...von Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH

Das Lied die „Capri-Fischer“ steht wie kaum ein anderes für die Italien-Sehnsucht der Deutschen und die Jahre des Wirtschaftswunders nach dem 2ten Weltkrieg. Mitten im Krieg komponierte Gerhard Winkler seine Hommage an die Capri-Fischer. Unglücklicherweise schloss jedoch Italien mitten in der Produktion einen Waffenstillstand mit den Alliierten, die Amerikaner landeten auf Capri und die nationalsozialistischen Kulturwächter setzen das Lied auf den Index, noch bevor es veröffentlicht wurde. Erst 1946 ging das Lied über den Äther und Tausende von Deutschen hörten sehnsuchtsvoll zu. Dabei hatte das Lied mit der Realität eines italienischen Fischers genauso wenig zu tun, wie mit der Lebenssituation der Menschen in den Kriegstrümmern. Urlaub gehörte nicht zu den Top Prioritäten in dieser Zeit. Das wurde jedoch in der Folge ausgiebig nachgeholt und das Lied begleitete eine ganze Generation auf dem Weg in den Süden. Italien wurde das beliebteste Auslandsreiseziel der Westdeutschen. Endlich träumte man nicht mehr vom Lago Maggiore, sondern am Lago Maggiore. 

Am kommenden Sonntag wählen die Italiener und Italienerinnen ein neues Parlament und damit auch eine neue Regierung. Für Italien nichts Ungewöhnliches, in den letzten 70 Jahren gab es 64 Regierungen in Italien. Allerdings ist diese Wahl wahrscheinlich das bedeutendste politische Ereignis im Euroraum im laufenden Jahr. Der Ausgang von Parlamentswahlen in Italien ist erfahrungsgemäß schwer vorherzusagen. Am wahrscheinlichsten ist laut letzten Umfragen aber eine neue Regierung auf Basis einer Mitte-Rechts-Koalition oder einer um die Demokratische Partei ergänzten Mitte-Rechts-Koalition. Mittlerweile gilt es als relativ unwahrscheinlich, dass die extremistischeren italienischen Parteien, darunter auch die 5-Sterne-Bewegung (M5S), die Wahl gewinnen. Allerdings ist die Veröffentlichung von Umfragen seit dem 17. Februar verboten. 

Für Italiens Wirtschaft wäre das eine gute Nachricht, denn der geht es alles andere als gut. Geringe Produktivität, wenig Wachstum, bereits seit Jahren steckt die italienische Volkswirtschaft in der Krise. Italien ist mittlerweile das größte Sorgenkind Europas. Dabei hat Italien Gewicht in Europa. Jeder achte EU-Bürger ist Italiener. Der Einfluss Italiens in Brüssel dürfte durch den EU-Austritt Großbritanniens noch steigen. Und Europa macht sich Sorgen. Allen voran EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. „Italien gehört 2018 zu den Risiken für die Europäische Union“, sagte er vor einigen Wochen. 

Wobei sich der Trend in den letzten Monaten leicht zum Positiven gewendet hat, bei immerhin 1,4 Prozent lag das Wirtschaftswachstumzum Jahreswechsel, nach Jahren der Stagnation. Damit ist die drittgrößte Volkswirtschaft noch immer das Schlusslicht Europas. Das Land hinkt der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung gut 20 Jahre hinterher. Zwischen 1998 und 2016 ist hier die Produktivität nur um 3,5 Prozent gestiegen. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 47 Prozent. Nach wie vor leidet Italien unter einer hohen Arbeitslosigkeit, in der gesamten Bevölkerung liegt sie bei elf Prozent und bei den unter 24-Jährigen bei horrenden 40 Prozent. 

Italien gilt als der große Verlierer der Währungsunion. Die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen liegen heute real um einiges niedriger als vor Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. In Deutschland, Frankreich oder Spanien dagegen haben die Bürger im Schnitt um rund 25 Prozent mehr Einkommen als damals. Der derzeitige schwache Aufschwung wird im Wesentlichen durch die extrem niedrigen Zinsen und dem relativ billigen Öl getrieben. Diese Rahmenbedingungen werden jedoch nicht für alle Ewigkeit gelten. 

Der Staat schiebt einen Schuldenberg von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor sich her. Italien sitzt auf mehr als zwei Billionen Euro Schulden. Verliert das Land das Vertrauen seiner Gläubiger, würde es im schlimmsten Fall die ganze Eurozone mit in den Abgrund reißen. 

Deshalb mahnt die EU-Kommission die italienische Regierung regelmäßig zu Sparsamkeit. Finanzielle Spielräume sind dadurch für zukünftige Regierungen eng. Die Banken sitzen nach wie vor auf großen Beständen fauler Kredite. Italien ist seit Jahren in einer Abwärtsspirale gefangen. 

Die Wahlkämpfer zeichnen sich jedoch derzeit leider durch eher teure und unrealistische Wahlversprechen aus. Die Fünf-Sterne-Bewegung wirbt mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, Berlusconi mit demselben Steuersatz für alle und Renzi mit weiteren Steuersenkungen. Woher das Geld aber kommen soll, darauf haben sie bislang alle keine Antwort. Aber für Italien gilt das gleiche, das für alle demokratischen Staaten gilt. Wahlkampf ist das eine, Regieren das andere. Da bildet Italien keine Ausnahme. 

Der Super-GAU für Europa wäre ein Zusammenschluss der beiden europakritischsten Parteien, der Lega Nord und der Fünf-Sterne-Bewegung. Die populistischen Parteien sehen in der Einführung der europäischen Währung den Grund für Italiens Wirtschaftsschwäche und kokettieren vor ihren Wählern gerne mit einem potentiellen Ausstieg aus der Eurozone. In diesem Fall wäre auf den Finanzmärkten der Welt mit erheblichen Turbulenzen zu rechnen. Allerdings halten Kenner der italienischen Politik ein solches Bündnis für sehr unwahrscheinlich. Problematisch wäre auch eine lange Hängepartie mit ungewissem Ausgang. 

Italien leidet unter einer dramatischen Strukturkrise, die nur durch eine durchgreifende Reformpolitik angegangen werden könnte. Im Finanzsektor wurden durch das Eingreifen des Staates bei einigen Banken einige Schwierigkeiten aufgefangen, aber noch bei weitem nicht alle gelöst. Italiens Wachstumsschwäche ist vor allem eine Folge des fehlenden Reformwillens der italienischen Regierungen. Um Italien auf einen höheren wirtschaftlichen Wachstumspfad zu bringen, müssten die ärgsten Problemfelder endlich angegangen werden, also das ineffiziente Bildungssystem, die geringen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Infrastruktur, die Schieflage im Finanzsystem, der hohe Anteil kleiner Firmen mit einem kleinen Anteil an Hochtechnologieprodukten, das Ausmaß der Schattenwirtschaft und der Korruption sowie die schwache öffentliche Verwaltung und das langsame Justizsystem. Alle diese Probleme hatte Italien auch schon vor dem Beitritt in die Währungsunion, daran ist der Euro definitiv nicht schuld. 

Am 4ten März blickt Europa gespannt auf Italien und die Entscheidung der italienischen Wähler. Zeitgleich stimmen die Mitglieder der SPD mit ihrem Mitgliederentscheid über eine große Koalition in Deutschland ab. Das Worstcase Szenario wäre weder eine einsatzfähige Regierung in Deutschland noch in Italien. Bis jetzt bleiben die Finanzmärkte ruhig. Die Wahrscheinlichkeit ist derzeit groß das es dabei bleibt und es hoffentlich in Zukunft nicht heißen wird „Wenn bei Capri der teure Euro im Meer versinkt…



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