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Finanzkolumne

Die Hölle gibt es doch! ...von Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH

Die Hölle gibt es nicht. Es gibt lediglich die Auslöschung sündhafter Seelen.“ Dieses Zitat von Papst Franziskus schlug kurz vor Ostern im Vatikan ein wie eine Bombe. So manchem Kardinal könnte beim Abendmahl vor Schreck der „Leib Christi“ im Hals stecken geblieben sein. In einem privaten Gespräch mit dem 93jährigen italienischen Publizisten Eugenio Scalfari soll der Stellvertreter Christi die Hölle für nichtig erklärt und damit quasi abgeschafft haben. Da Scalfari auch zu den Eigentümern der Tageszeitung „La Repubblica“ gehört, wurde diese Zitat schnell publik und sorgte im Vatikan und der katholischen Glaubenswelt für Unruhe. Noch während die Sündigen dieser Welt aufatmeten und ausgelassen feierten, wurde der Vatikan aktiv, dementierte umgehend und bestätigte die Existenz der Hölle. Erzkatholiken dürfen nach der vatikanischen Richtigstellung also aufatmen. Alle gottgefälligen Anstrengungen um den Höllenqualen zu entgehen, waren nicht umsonst, denn es gibt sie, die Hölle, doch. Das ganze Zitat, so die offizielle Erklärung des Vatikan, beruht auf ein Missverständnis. Der Publizist hat die Äußerung des Papstes nicht wortgetreu wiedergegeben, sondern aus der Erinnerung konstruiert. 

Wenn sich doch jedes Missverständnis so einfach auflösen lies. Denn in einer gefühlten Hölle ganz anderer Art, der Zinshölle, schmorren mittlerweile seit vielen Jahren die deutschen Sparer. Diese ist leider schon zu Lebzeiten sehr schmerzhaft und vernichtet jeden Tag, Hand in Hand mit der Inflation, das Kapital der Sparer. Dabei ist der deutsche Sparer so beweglich, wie der Vatikan in Glaubensfragen. Obwohl es mittlerweile jedem klar ist, dass der Zins faktisch abgeschafft ist, verbleibt man stur in seinen nahezu ertragslosen Zinsanlagen und wartet einfach ab. Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf. Man klammert sich an die Hoffnung, dass alles nur eine Phase der unglücklichen Verwirrung der Notenbanken ist und das früher oder später der Zins wieder zurückkehrt. Seit gefühlten zwei Jahren wird dann auch von vielen Fachleuten in regelmäßigen Abständen die Zinswende ausgerufen. Nur auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto kommt diese Wende nicht an. Ganz im Gegenteil, die Zinsangebote werden immer rarer und zwingen mittlerweile viele Anleger dazu, ihr Glück beziehungsweise den Zins, außerhalb von Deutschland zu suchen. 

Wer aktuell für 1 Jahr mehr als 1 Prozent Zins auf Euroebene erhalten will, muss in solvente Staaten wie Lettland, Tschechien oder Bulgarien ausweichen. Dort bieten Banken noch einen Zins knapp oberhalb der magischen 1 Prozent an. Wer noch mutiger und bereit ist in Fremdwährungen zu investieren, muss willig sein in das britische Pfund oder die norwegische Krone zu investieren. In diesen Währungen werden für den gleichen Zeitraum sogar mehr als 2 Prozent angeboten. Ob sich das Währungsrisiko lohnt, muss jeder Sparer für sich selbst entscheiden. Im Gegensatz zu den Zinsen zieht seit einigen Monaten die Inflation etwas an. Im Marz 2018 lag diese immerhin schon bei 1,6 Prozent. Unter diesen Voraussetzungen klingen aber auch die 1,17 Prozent der lettischen BlueOrange Bank nur eingeschränkt aufregend. 

Zu Beginn des Jahres war es für die Mehrheit der Marktteilnehmer eine ausgemachte Sache, dass in diesem Jahr die Zinswende kommen würde. In den USA hatte die Notenbank bereits seit einiger Zeit in Minischritten den Leitzins etwas angehoben und es sei nur eine Frage der Zeit, bis Europa folgt. Tatsächlich stiegen die Zinsen langlaufender Staatsanleihen etwas an. Im Februarrentierten Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit sogar schon wieder im Bereich von 0,7 Prozent. Damit war dann aber auch der vorläufige Höhepunkt erreicht. 

Es gilt mittlerweile als offenes Geheimnis, das ein Zinswende, die diesen Namen auch verdient, für viele europäische Staaten untragbar wäre. Die großen Notenbanken haben in ihrer Geldpolitik den "point of no return", bis zu dem ein kontrollierter Ausstieg aus der expansiven Niedrigzinspolitik noch möglich gewesen wäre, schon lange überschritten. Um den Bankrott von Ländern wie beispielsweise 

Italien, immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone, zu verhindern, ist die EZB gezwungen weiterhin billiges Geld zur Verfügung zu stellen. Die italienische Staatsverschuldung ist mittlerweile auf rund 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, bei einem spürbaren Anstieg der Zinsen könnte das Land seine Schulden nicht mehr bedienen. 

Eigentlich ist der Zins nichts anderes als der Preis für die Überlassung von Geld. Bei einer steigenden Inflation, so die Argumentation der Zinswende-Jünger, muss der Zins demnach zwangsläufig anziehen. Denn die Weltwirtschaft wächst robust und die Inflation zieht etwas an. Allerdings ist eine Entschuldung der hoch verschuldeten europäischen Staaten nur möglich, wenn die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen. Die Notenbanken sind gewissermaßen gezwungen, gegen den eigentlich geltenden Zusammenhang von Inflation und steigenden Zinsen anzukämpfen. Sie müssen den Zins aus diesem Grund heraus künstlich niedrig halten, wenn sie den Kollaps der nach wie vor hoch verschuldeten Staaten verhindern wollen. 

In diesen Kontext passen auch aktuelle Äußerungen von Mitgliedern des EZB Rates. Obwohl die EZB, trotz zuletzt eher schwacher Konjunkturdaten, von einem anhaltend robusten Wirtschaftswachstum in der Eurozone ausgeht und zuversichtlich ist, dass sich die Inflation dem Preisziel der Notenbank von knapp zwei Prozent mittelfristig annähern wird, raten Mitglieder von einer zu schnellen Änderung der Geldpolitik ab. So warnte vor wenigen Tagen der scheidende EZB-Vizepräsident Vitor Constancio davor,zu rasch auf eine straffere Geldpolitik umzuschalten. Die Inflation sei noch nicht dort angekommen, wo die EZB sie sehen möchte, sagte der Portugiese im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments. 

Anleger sollten die Zeichen der Zeit endlich erkennen und aufwachen. Wer immer noch von zukünftigen sicheren Zinsen träumt, verschwendet unnötig Zeit. Auch wenn der derzeitige Bullenmarkt schon vergleichsweise lange läuft, sind derzeit noch keine Anzeichen für eine nachhaltige Abkühlung der Konjunktur oder gar einer Rezession zu erkennen. Natürlich kann niemand zu dem jetzigen Zeitpunkt vorhersagen, wie lange dieser Konjunkturzyklus noch anhält. Aber gerade nach der Konsolidierung der letzten Wochen haben sich wieder interessante Einstiegsniveaus für Aktien gebildet. Gerade Investoren mit einem ausreichend langen Anlagezeitraum sollten dieses Momentum für sich und ihr Kapital nutzen. Im Gegensatz zur Hölle der katholischen Glaubenswelt, aus der es kein Entrinnen gibt, kann man die „Zinshölle“ relativ einfach verlassen. Wir zeigen ihnen gerne den Weg und freuen uns auf ihren Anruf.



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