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Markteinschätzung

„Index Huggers“ - Als die Lemminge laufen lernten

 

 In den ersten Wochen des Jahres 2016 ist es an den führenden Börsen weltweit zu heftigen Kursrückgängen gekommen. Der Dax beispielsweise sackte gleich in den ersten Tagen heftig ab und bescherte den Anlegern in Deutschland den schwächsten Börsenstart seit 1988. Erneut aufflackernde Sorgen in Bezug auf das konjunkturelle Wachstum in China und der schwache Ölpreis werden als Auslöser dafür herangezogen. Spätestens als der Dax die 9.000er Punkte Marke unterschritten hatte, wurden auch viele Privatanleger aktiv und die Verkaufsorders nahmen zu. Andere Anleger stellten eine geplante Investition erst einmal zurück. Zu groß war die Angst, ins scheinbar fallende Messer zu greifen. Im Einzelhandel werden Rabatte dagegen gerne wahrgenommen. Bei Nachlässen von 20 Prozent und mehr greifen Verbraucher gerne zu. Völlig anders verhält es sich scheinbar mit Investitionen in den Aktienmarkt, hier macht es wohl nur Spaß, wenn es richtig teuer ist und die Preise sich auf Höchstniveau bewegen. Als der Dax im letzten Frühjahr die 11.000er Punkte Marke überschritten hatte, nahm der Kaufrausch erst richtig an Fahrt auf. 

Wenn Aktien steigen, will jeder dabei sein und die Kursgewinne mitnehmen. Und wenn die Börse abwärts rauscht, will jeder aussteigen, möglichst schnell und zu jedem Preis. Über dieses irrationale Anlegerverhalten ist schon viel geschrieben und geforscht worden. Mit der Behavioral Finance (Verhaltensökonomik) ist schon vor Jahrzehnten ein eigenes Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften entstanden, das sich ausschließlich mit diesem Anlegerverhalten beschäftigt. Dabei betrifft es nicht nur den vergleichsweise unerfahrenen Privatanleger, auch Profis neigen regelmäßig dazu. Schließlich sind viele Fondsmanager und Vermögensverwalter auch nur Menschen und verhalten sich oft wie Lemminge (Herdentiere). Die „Prügel“ ist erfahrungsgemäß dann am geringsten, wenn man genauso viel falsch macht, wie alle anderen auch. Es ist demnach in Ordnung Geld zu verlieren, wenn alle Geld verlieren. Es ist allerdings für die Karriere und den Job gefährlich, kein Geld zu verdienen, wenn der Markt steigt. Aus diesem Grund machen mittlerweile fast alle am Markt das gleiche. 

Der Ökonom Eugene Fama hat dafür mit seiner "Theorie der effizienten Märkte" die theoretischen Grundlagen geschaffen und 2013 den Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften erhalten. Im Kern sagt seine Theorie, dass die Kursbewegungen an der Börse unerklärlich und nicht vorherzusagen sind. Die Anhänger seiner Denkrichtung gehen davon aus, dass Börsenkurse und Preise alle verfügbaren Informationen umfassen, selbst die, die nur wenige Investoren haben. Die Idee dahinter ist folgende: Sobald Investoren eine Information haben, können sie entsprechend handeln. Wer weiß, dass die Preise zu niedrig sind, der kauft, also trägt er zur Preissteigerung bei. Wenn aber dank diesem Mechanismus alle verfügbaren Informationen schon in den Preisen stecken, dann kann niemand eine Information darüber haben, wie sich die Preise künftig entwickeln. Die Preise entwickeln sich dann auf der Grundlage der nächsten Informationen, die jetzt noch niemand hat. Also sind die Börsenkurse unberechenbar. Wie es weitergeht, wirkt komplett zufällig. Das entscheidende an der Effizienzmarkt-Hypothese ist, das es niemanden gibt, der zuverlässig besser informiert ist als die Finanzmärkte. Der Einzelne kann demnach niemals klüger sein als der effiziente Markt. Damit lässt sich auch erklären, warum die meisten Fondsmanager langfristig nicht besser abschneiden als ihr Markt. Nicht einmal einem Drittel gelingt das Kunststück. 

Viele Fondsmanager machen scheinbar mittlerweile aus der Not eine Tugend und bilden mehr oder weniger einfach nur noch ihren Vergleichsindex ab. Sie bezeichnen sich zwar als aktive Manager und lassen sich das auch über die Fondsverwaltungsgebühren von den Kunden bezahlen, aber klammern sich passiv an ihren Index. Solche Portfoliomanager werden im Finanz-Englisch als "Index Hugger", also "Index-Schmuser" bezeichnet. Wer sich an den Vergleichsindex klammert, wird nie zu den schlechtesten Fonds im Markt gehören.



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