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Markteinschätzung

Big, bigger, Big Data

Big Data ist der Sammelbegriff für digitale Technologien, die in technischer Hinsicht für die neue Ära digitaler Kommunikation und Verarbeitung und in sozialer Hinsicht für den gesellschaftlichen Umbruch verantwortlich gemacht werden. Big Data steht grundsätzlich für große digitale Datenmengen, aber auch für die Analyse und deren Auswertung. Für die globale Weltwirtschaft und Finanzmärkte bietet Big Data ein riesiges Wachstumspotential. Vermutlich befindet sich die Welt in einem der größten Umbrüche, vergleichbar mit der industriellen Revolution, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann und die Welt in ihren Grundfesten erschütterte. Damals begann der Wandel von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft. Jetzt beginnt der Wechsel von einer Industrie- in eine digitale Datengesellschaft. 

Schon seit einigen Jahren bestimmen neue Unternehmen zunehmend das weltweite Wirtschaftswachstum. Die alten Platzhirsche des industriellen Zeitalters verlieren in Rekordtempo an Bedeutung. Unternehmen wie Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) oder Tesla, oft selber erst wenige Jahre alt, werden zunehmend zum Motor des weltweiten Wirtschaftswachstums. In diesem Jahr hat Microsoft erstmals die Umsatz-Billion geknackt, was die kumulierten Erlöse seit der Firmengründung betrifft. Apple hat die Billionen-Schallmauer bereits im vergangenen Jahr durchbrochen. Aktuell kommt Apple auf einen Gesamtumsatz von ziemlich exakt 1,3 Billionen Dollar. Weit abgeschlagen sind Amazon mit 545 Milliarden Dollar und Google mit 417 Milliarden Dollar. Bei den kumulierten Gewinnen hat hier Microsoft noch die Nase vorn. Mit 265,2 zu 261,6 Milliarden Dollar liegt Microsoft noch vor Apple. Bei Google summieren sich die Gewinne auf immerhin 96,3 Milliarden Dollar und Amazon ist gerade erst seit 2009 profitabel. Gerade einmal 3,31 Milliarden Dollar hat Amazon in den 20 Jahren seines Bestehens verdient. 

Überrascht ist man jedoch, wenn man sieht, womit Amazon sein Geld macht. Das meiste Geld hat Amazon nicht mit dem Internetverkauf von Waren erzielt, sondern mit dem „Amazon Web Service (AWS)“. Hinter dem Kürzel AWS verbirgt sich eine Sammlung verschiedener Online-Dienste des Unternehmens Amazon.com, die erst im Jahr 2006 gestartet sind. Zahlreiche populäre Dienste wie beispielsweise Dropbox, Netflix oder Foursquare greifen auf die Dienste von Amazon Web Services zurück. Neben Microsoft Azure und Google Cloud Plattform zählt AWS zu den bedeutendsten internationalen Angeboten im Cloud Computing und wird als Pionier der Branche bezeichnet. Einzelne Analysten schließen nicht aus, das Amazon dadurch in den nächsten 10 Jahren eine Bewertung von 3 Billionen Dollar erreichen könnte. Das würde eine Verzehnfachung des Börsenwertes bedeuten, denn heute beläuft sich der Börsenwert des Konzerns auf ungefähr 320 Millionen Dollar. 

Auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O 2016 im kalifornischen Mountain View stellte der Suchmaschinengigant Google in der letzten Woche seine Visionen vor. Die Hauptattraktion der Technik-Zukunft ist Google Home. Der intelligente Lautsprecher soll ins smarte Zuhause einziehen und auf jede Frage eine Antwort haben. Bereits seit einigen Jahren investiert das Unternehmen enorme Summen in die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) und dem „Deep Learning“. Damit bezeichnet man mehrere Techniken, durch die Computer bestimmte Fähigkeiten selbstständig erwerben. Zum Beispiel die, aus großen, unstrukturierten Datenmengen über lange Zeiträume hinweg Analysen zu generieren, ohne dass man sie zuvor mit bestimmten Modellen oder einer gezielten Programmierung instruieren muss. Einfaches Beispiel: Ein Deep Learning-Algorithmus, der Daten aus Wikipedia analysiert, hat nach einiger Zeit begriffen, dass Kalifornien und Texas beides Bundesstaaten der USA sind. Das heißt der Computer hat ohne weiteres Zutun von Menschen das Konzept von Nationalstaat und von Bundesstaaten begriffen. Spracherkennung ist dabei ein Schlüsselbereich. 

Das neue „Internet der Dinge“ ist die nächste Evolutionsstufe, die sich scheinbar unbemerkt im Alltag festsetzt. Ob im Kühlschrank, in Lampen oder in der Waschmaschine – immer mehr Geräte sind bereit für die Vernetzung über das World Wide Web. Der Computer als Einzelgerät verschwindet und wird durch „intelligente Gegenstände“ ersetzt. Statt – wie derzeit – selbst Gegenstand der menschlichen Aufmerksamkeit zu sein, soll das „Internet der Dinge“ den Menschen bei seinen Tätigkeiten unmerklich unterstützen. Mit Android Auto stellt Google den Automobilherstellern ein kostenfreies Betriebssystem zur Vernetzung des Smartphones mit dem Infotainmentsystem des Autos zur Verfügung. Bereits 35 Kraftfahrzeughersteller haben angekündigt, ihre Modelle mit dem Kommunikationssystem AndroidAuto auszurüsten. Dabei ist der Automobilsektor bereits der Bereich in unserem Leben, in dem die Veränderungen durch die digitalisierte Welt am ehesten sichtbar geworden sind. Innerhalb von wenigen Jahren haben sich die Armaturenbretter der meisten Kfz grundlegend verändert. Mit Tesla ist sogar einem ganz neuen Unternehmen der Markteintritt erfolgreich gelungen. 

Tesla ist den Premium-Big-3 auf den Fersen und kletterte in diesem Jahr auf Rang 4 der innovativsten Premiumhersteller. Das Unternehmen von Elon Musk bringt es auf fast so viele Weltneuheiten wie BMW. Tesla kommt dem Ranking zufolge mit 42 Innovationen auf einen Indexwert von 81 Punkten. Dabei hängen die Kalifornier die deutschen Premiummarken bereits bei der Weltneuheitenquote, die sich aus dem Quotient aus Weltneuheiten und allen Innovationen ergibt, ab. Dort liegt Tesla bei einen Wert von 43 Prozent, während Audi, Mercedes und BMW Weltneuheitenquoten von 26 bis 28 Prozent erreichen. Erst langsam haben die etablierten Automarken auf den neuen Wettbewerber reagiert. Die meisten Analysten gehen mittlerweile davon aus, dass das autonome Fahren in wenigen Jahren eine Selbstverständlichkeit ist. Technisch sind die meisten Probleme bereits nahezu gelöst, oft stellt die Gesetzgebung in den einzelnen Staaten ein Hemmnis dar. 

Natürlich lauern hinter diesen gewaltigen Datenmengen, die derzeit von den Unternehmen erfasst werden, auch viele Gefahren. Für Bürger ist Big Data zur Gratwanderung zwischen komfortablen Lösungen und der Sorge um persönliche Daten und den Verlust der individuellen Freiheit und Selbstbestimmung geworden. Vermutlich wird diese Entwicklung auch unsere Gesellschaft massiv verändern – genauso wie auf dem Höhepunkt der industriellen Revolution. Damit einher geht aber, auch das ist eine Lehre der Vergangenheit, eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums. Viele Unternehmen stehen gerade erst am Anfang eines gewaltigen Wachstumsschubes. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass sich mit diesen neuen Dienstleistungen auch Geld, jenseits von Werbung, verdienen lässt. Beim Börsengang von Facebook vor einigen Jahren überwog bei vielen Investoren noch Skepsis. Mittlerweile, das beweist der Kursverlauf eindrucksvoll, ist diese Skepsis dem Bedauern, nicht rechtzeitig investiert gewesen zu sein, gewichen. Denn das Papier hat sich seit Mai 2012 im Wert vervierfacht. Aus „Big Data“ wird in Zukunft in vielen Lebensbereichen „Big Business“. Wer als Investor die Zeichen der neuen Zeit erkennt und sich rechtzeitig positioniert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit davon profitieren.



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