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Volkswirtschaft aktuell

ZEW-Konjunkturerwartungen sind solide, aber ohne kräftige Dynamik
Nachdem im vergangenen Jahr eine kräftige Aufwärtsbewegung der ZEW-Konjunkturerwartungen einsetzte, ist die Dynamik am aktuellen Rand zum Erliegen gekommen. Der Konsens geht auch im Juli von einem leichten Plus des Indikators von 38,5 auf 39 aus. Wir rechnen dagegen mit einer leichten Verschlechterung. Vor allem die zunehmende Diskrepanz zwischen realwirtschaftlichen Daten und Stimmungsindikatoren, die sich durch die letzten schwachen Auftragseingänge nochmals erhöht hat, spricht unseres Erachtens für etwas schwächere Daten. Kaum Veränderungen sollten sich dagegen bei der aktuellen Lageeinschätzung ergeben, die sich weiterhin auf dem jetzigen Niveau stabilisieren sollte. Konkretere Informationen über den Zustand der deutschen Wirtschaft erwarten wir in der kommenden Woche von den Einkaufsmanagerindizes und vom ifo.

USA: NOTENBANKKOMMUNIKATION; JAPAN: OBERHAUSWAHLEN WICHTIG FÜR FORTGANG VON „ABENOMICS“

Trotz einiger prominenter Konjunkturdaten wird in dieser Woche der Auftritt von Notenbankchef Ben Bernanke vor dem US-Kongress im Fokus des Interesses stehen. Die Marktreaktion in den Wochen seit der Juni-Notenbanksitzung deutet darauf hin, dass die Fed nicht erfolgreich war, die Finanzmärkte von der Entkopplung der angekündigten Drosselung ihrer Wertpapierkäufe („Tapering“) und der weiter in der Zukunft liegenden Leitzinswende zu überzeugen. Wir gehen davon aus, dass die Fed weiterhin deutlich auf die Trennung zwischen QE3-Programm und Leitzinspolitik hinweisen wird, um die Markterwartungen zur Leitzinswende zeitlich etwas nach hinten zu schieben. Die Anhörung ist eine Gelegenheit dies zu tun, und wir rechnen damit, dass Bernanke seine Auftritte dafür nutzen wird. Möglich ist dabei, dass er dazu eine Absenkung des Schwellenwertes für den ersten Zinsschritt (aktuell: Arbeitslosenquote von 6,5%) signalisiert.

In Japan stehen diesen Sonntag Oberhauswahlen an. Die Regierung unter Shinzo Abe dürfte aktuellen Umfragen zufolge einen soliden Wahlsieg nach Hause fahren und damit die Mehrheit im Oberhaus zurückerobern. Damit böte sich ein drei-jähriges Zeitfenster bis zu den nächsten Wahlen, um mit einer stabilen politischen Mehrheit umfangreiche Strukturreformen durchzusetzen. Unseres Erachtens sind diese eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Japan das deflationäre Umfeld überwinden und das Wachstumspotenzial dauerhaft erhöhen kann. Ein deutlicher Wahlsieg dürfte von den Finanzmärkten positiv aufgenommen werden, da mit ihm die Chancen steigen, dass die neue Regierung im Herbst umfassende Reformen vorstellen wird. Aufgrund des großen Widerstands wichtiger Interessensgruppen im Land und dem Scheitern großer Wirtschaftsreformen in der Vergangenheit bleiben wir jedoch auch im Falle eines erneuten Erdrutschsieges der LDP skeptisch, dass der „dritte Pfeil“ der Abenomics-Strategie mit genügend Spannkraft abgeschossen werden wird.

THEMEN DER WOCHE
  • Die Notenbanken bleiben der wichtigste Einflussfaktor für die Finanzmärkte. Deren Verlautbarungen und die Interpretation dieser Äußerungen besitzen aktuell eine höhere Relevanz als realwirtschaftliche Entwicklungen.
  • Zuletzt hat sich die Einschätzung durchgesetzt, dass die Phase der außerordentlich expansiven Geldpolitik doch noch längere Zeit anhält. Davon profitierten in absteigender Reihenfolge „High Yield Bonds“, Anleihen der Emerging Markets, die Staatsanleihen der Kernmärkte und die Titel der Euro-Peripherie.
  • An den Währungsmärkten hat sich der Euro erholt, die japanische Währung ist wieder stärker unter Druck geraten. Die Währungen der Emerging Markets haben sich von ihrem im letzten Monat erlittenen Tiefschlag noch nicht erholt. Die türkische Lira und der brasilianische Real haben sogar weiter abgewertet.
  • Frankreich hat jetzt auch bei der Ratingagentur Fitch das Top-Rating AAA verloren. Dieses wurde Deutschland von S&P bestätigt. S&P hat zudem die Kreditbewertung Italiens von BBB+ auf BBB gesenkt. Damit liegt das Italien-Rating nur noch zwei Stufen über dem „Ramsch-Niveau“. Aufgrund des negativen Ausblicks ist eine weitere Herabstufung möglich. Für Irland sieht es besser aus. Hier hat S&P den Ratingausblick von stabil auf positiv geändert.
  • Angesichts der anhaltenden politischen Spannungen in Portugal, Italien und Spanien ist vorerst mit einer anhaltenden relativen Stärke von Bundesanleihen zu rechnen.
  • Der Höhenflug des Ölpreises setzte sich in der vergangenen Woche fort. Die lahmende chinesische Konjunktur macht es jedoch zunehmend unwahrscheinlich, dass die hohen Preisniveaus gehalten werden können.
  • Der Goldpreis konnte zuletzt weiter zulegen. Ob die Erholung von Dauer sein wird, ist primär davon abhängig, wie zeitnah die Fed ihre Anleiheankäufe reduziert.


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