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Wochenrückblick 1. Juli - 5. Juli 2013

Supermarios Rettung von kurzer Dauer ...von Stephan Heibel
Die Nacht ist am dunkelsten kurz vor dem Mor­gengrauen. Oder: Wenn die Letzten kapitu­lieren, dann sollte man zugreifen. Am Donnerstag Mit­tag war die Verunsicherung extrem groß. Der DAX notierte bei 7.742 Punk­ten noch deutlich über dem Tief von einer Woche zuvor bei 7.685 Punkten. Doch der Schmerz bei den Anlegern war ungleich grö­ßer, die Panik stand vielen ins Gesicht geschrieben.

Nun, ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass die Worte des EZB-Chefs Supermario Draghi zu einer fulminanten Rallye führten und die bis dahin trübe Wochenstatistik zu einem Erfolg machte. Die Wochenperformance gibt die zwi­schenzeitliche Panik kaum wieder, schauen Sie selbst:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 04.07.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 14.989 -0,2 %
DAX 7.994 0,0 %
Nikkei 14.310 4,7 %
Euro/US-Dollar 1,29 -1,2 %
Euro/Yen 129,20 0,2 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,50 % 0,02 %
Umlaufrendite Dtl. 1,38 % -0,02 %
Feinunze Gold 1.242 $ 3,2 %
Fass Brent Öl 105,64 $ 2,4 %
Kupfer 6.856 $ 1,0 %
Baltic Dry Shipping 1.103 -2,0 %

2,5% in den USA und noch immer nur 1,38% in Deutschland, der Zinsunterschied bleibt sehr groß, dürfte meiner Erwartung nach in den kommenden Monaten sogar noch größer wer­den. Die US-Notenbank hat die Zinswende ein­geleitet, während der Rest der Welt noch am Tropf der Liquiditätsspritzen hängt. In den ver­gangenen Tagen hatten viele Anleger befürchtet, andere Notenbanken, wie bei­spielsweise die EZB, könnten dem Beispiel der US-Notenbank folgen und ebenfalls ein Ende der lockeren Geldpolitik ins Auge fassen. Doch diese Befürchtung hat Supermario Draghi zerstreut, er kündigte eine sehr lange Phase der niedrigen Zinsen für Europa an und ließ sogar offen, weitere Zinssenkungen vorzu­nehmen. Na, was will der Alkoholiker, ähem der Anleger mehr? Das Suchtmittel bleibt reich­lich verfügbar.

Auch in Japan hat sich inzwischen die Befürch­tung als falsch herausgestellt, Abenomics könnten sich verhaltener entwickeln, nachdem die jüngste Sitzung der Bank of Japan nicht mit einer neuen Liquiditätsspritze endete. Und selbst China, die den Geldjunkies einen Denk­zettel verpassen wollten, haben inzwischen eingelenkt und mit gezielten Liquiditätsmaß­nahmen den Kollaps des Finanzsystems abge­wendet. Es sieht mehr und mehr so aus, als sei Ben Bernanke allein auf weiter Flur mit sei­ner Zinswende und seiner Einschätzung, die US-Wirtschaft erhole sich.

Nachdem also kurz zuvor befürchtet wurde, die Welt könne Bernanke folgen, hat sich nunmehr herausgestellt, Bernanke ist vielleicht einen Schritt zu weit gegangen oder hat zumindest diesen Schritt sehr früh angekündigt.

Es könnte eine einfache Erklärung dahinter stecken: Bernanke ist amtsmüde. Seine zweite Amtszeit läuft nächstes Jahr aus, und er hatte sich ohnehin nur unmutig zur zweiten Amtszeit bereit erklärt. Nun steht er in den Geschichts­büchern als Helikopter-Ben, der Geld aus dem Helikopter über dem Volk verstreut, um eine drohende Deflation zu bekämpfen. Das mag in der chaotischen Situation seiner Amtszeit geholfen haben, finanzmathematisch korrekt ist dies jedoch nur, wenn er anschließend die Liquidität wieder aus dem Markt herausnimmt.

So will er nun zumindest vor dem Ende seiner Amtszeit den Weg vorzeichnen, mit dem seiner Ansicht nach diese Liquiditätsabschöpfung vor­genommen werden soll.

Nun gibt es Diskussionen um seine potentiellen Nachfolger. Weitere Tauben, also ebenfalls Anhänger einer lockeren Geldpolitik, stehen hoch im Kurs. Die Hardliner gelten als Außen­seiter. Sollte sich in den nächsten Monaten ein Favorit in den Vordergrund drängen, so dürften seine Aussagen schon bald wichtiger werden als die von Bernanke. Und sollte dieser Favorit zu verstehen geben, dass der von Bernanke vorgezeichnete Weg noch in weiter Ferne lie­ge, dann wäre das wieder ein bullisches Signal für die Börsen.

Doch soweit ist es noch nicht. Derzeit erholen sich die Anleger von dem Schock aus Ägypten (Militärputsch), Portugal (Regierung kollabiert) und Griechenland sowie Zypern (die wollen wie immer mehr Geld). Es scheint, als können diese Krisenherde unter Kontrolle gehalten werden. Und das reicht schon aus, um für eine Erleichterungsrallye an den Aktienmärkten zu sorgen.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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