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Wochenrückblick 10. August - 24. August 2015

Krisenstimmung an den Finanzmärkten ...von Stephan Heibel
Nach einem Wochenminus von 4,3% vor einer Woche gab der DAX in der abgelaufenen Woche nochmals 7,9% ab. Nicht genug damit, heute notiert er mit weiteren 5,7% im Minus. Der Grund: China.

Die wichtigste Frage: Kollabiert die Weltwirtschaft oder kollabieren nur die Finanzmärkte?

Meiner Einschätzung nach kollabieren die Finanzmärkte, allerdings kann ein anhaltender Finanzmarktkollaps auch die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

Wenn Sie sich die Kurstafeln der verschiedenen Indizes der wichtigsten Weltbörsen anschauen, werden Sie sehen, dass alle Aktien ausverkauft werden. Egal, ob das Geschäft von hohen oder niedrigen Rohstoffpreisen profitiert. Egal, ob viel nach China exportiert wird oder viel von China importiert wird. Egal, ob ein starker oder schwacher Euro hilft und egal wo das Zinsniveau steht. Alles wird ausverkauft. Entsprechend müssen wir davon ausgehen, dass es sich um ein Finanzmarktausverkauf handelt.

Der Auslöser ist schnell gefunden: Nach der Wechselkursanpassung der vergangenen beiden Wochen in China ist man sich nun sicher, dass China nicht wie geplant mit 7% im laufenden Jahr wachsen wird, sondern wesentlich langsamer. In den vergangenen 25 Jahren ist China niemals weniger als 7% p.a. gewachsen.

Der Shanghai-Index ist heute Nacht um 8,5% eingebrochen. Wenn ich mir die Charttechnik anschaue, dann ist der Shanghai-Index auf dem Weg zu 2.500 Punkten. Mitte Juni stand der Index noch bei 5.150 Punkten. Vor einem Jahr hingegen stand der Shanghai-Index bei gerade einmal 2.000 Punkten. Nach 150% Plus in zwölf Monaten ist eine Korrektur um 50% keine Besonderheit in Bullenmärkten.

Chinesen sind bekannt als Zocker, und viele neureiche Chinesen haben sich in den vergangenen Jahren deutsche Autos mit Aktienkursgewinnen finanziert. Wenn man denen nun die Aktienkursgewinne wegnimmt, viele von ihnen werden in diesen Tagen pleite gehen, fällt eine zahlungskräftige Klientel von Daimler, BMW und VW weg. So werden auch die Automobilzulieferer in Deutschland in den kommenden Monaten diese Schwäche spüren.

Auch die deutschen Maschinenbauer werden zu spüren bekommen, dass chinesische Unternehmen vorsichtiger investieren. Manz und Aixtron liegen heute jeweils mit 9% hinten.

In den USA hat man Angst vor einbrechenden Apple-iphone-Absätzen. Heute früh hat Apples CEO Tim Cook einen Brief an CNBC-Moderator Jim Cramer geschrieben, dass seinen Informationen zufolge der Absatz von iPhones in China weiterhin anwächst, das Herunterladen von Apps aus dem App-Store wachse weiter kräftig an und entsprechend könne er noch keine negativen Auswirkungen des Börsencrashs für sein Unternehmen sehen. Seine Aktie kann er damit jedoch nicht retten, das Minus liegt aktuell bei 10,5%. Skyworks Solutions, die Chips für Apple-Geräte liefern, liegt 5% hinten.

Aber der Ausverkauf ist eben nicht auf Unternehmen beschränkt, die mit China zu tun haben, sondern zieht sich über sämtliche Branchen. Der DAX ist inzwischen um 23% seit seinem Höchstkurs im Frühjahr eingebrochen, auch Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Deutsche Post oder Fresenius Medical Care, die nichts mit China zu tun haben, sind in tiefrote Zahlen gerutscht. Aktuell hat der DAX alle Jahresgewinne abgegeben und ist ins Minus gerutscht. Wie viel der Börsenrallye muss noch abgegeben werden, bis ein Boden gefunden wird?

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 23.08.2015 Änderung Vorwoche
Dow Jones 15.820 -9,1%
DAX 9.546 -13,3%
Nikkei 18.541 -9,6%
Euro/US-Dollar 1,16 4,4%
Euro/Yen 137,33 -0,9%
10-Jahres-US-Anleihe 1,94% -0,25
Umlaufrendite Dtl. 0,41% -0,04
Feinunze Gold 1.164$ 4,2%
Fass Brent Öl 43,21$ -13,1%
Kupfer 4.934$ -5,2%
Baltic Dry Shipping 994 -5,0%

Das Blutbad führte in den vergangenen 7 Handelstagen zu einem Minus von 9,1% im Dow Jones, 13,3% im DAX und 9,6% im Nikkei.

Bei diesem Chaos wird die weltweite Konjunkturerholung in Frage gestellt, und die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinserhöhung durch die US-Notenbank noch im laufenden Jahr ist drastisch gesunken. Entsprechend fällt der US-Dollar, der Euro steigt insbesondere am heutigen Tag allein um 2,4% insgesamt um 4,4%.

Das Kapital flüchtet in Anleihen, die Preise der Staatspapiere steigen, dadurch fällt die Rendite. In den USA gleich um 0,3% auf 1,94%, in Deutschland nur um 0,04% (gerundet also 0,0%) auf 0,41%. Die Flucht ins Gold reicht jedoch nicht aus, um dem gelben Edelmetall den Sprung über die Hürde bei 1.180 USD/Unze zu ermöglichen, zu defensiv sind Anleger mit ihrem Kapital.

Der Ölpreis kollabiert um 13,1% auf 43,21 USD/Fass Nordseeöl, das Western Texas Öl ist unter 39 USD/Fass gefallen. Nicht nur der Angebotsüberschuss drückt nach wie vor auf den Preis, nun kommen auch noch Nachfragesorgen seitens China hinzu und haben zu großen Wetten auf einen fallenden Ölpreis geführt.

Der Konjunkturbarometer Kupfer wird entsprechend der weltweiten Konjunktursorgen ebenfalls ausverkauft, das Minus liegt bei 5,2%.

Die Stimmung unter den Anlegern ist zweideutig. Zum einen ist die Niedergeschlagenheit und Verwirrung so groß wie noch nie, gleichzeitig verharrt der Optimismus über die künftige Börsenentwicklung auf einem gefährlich hohen Niveau.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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