So kletterte der DAX bereits am Dienstag über die neue Tausendermarke von 22.000. Doch die Zeit reicht kaum, um dies zu feiern, denn schon ist die nächste Marke in Sicht: Mit einem zwischenzeitlichen Hoch von 22.600 Punkten ist nun die 23.000 die nächste Hürde, die es zu überspringen gilt.
Um 13,4% ist der DAX bereits seit Jahresbeginn angestiegen. Der S&P 500 liegt bei +3,5%, der Nikkei bei -1,9% und in China pendeln die Aktien um die Null-Linie. Ich hatte die gute Stimmung im DAX mit der Vorfreude auf den anstehenden Politikwechsel in Verbindung gebracht.

In den USA ist die Mehrwertsteuer, dort sales tax, Sache der einzelnen Bundesstaaten. Delaware, Oregon, Montana, New Hampshire und Alaska verzichten vollständig auf die Erhebung dieser Steuer. Die höchste sales tax gibt es in Tennessee, Louisiana und Arkansas mit 9,55%. Zusätzlich erheben auch manche Städte in den USA eine sales tax, diese ist aber zum einen selten, und zum anderen kaum höher als 1-2%. Bei uns beträgt die MWSt 19%. Wenn die US-Administration die "Differenz" als Strafzoll erhebt, dann kommt da deutlich mehr auf uns zu als bislang vermutet.
Täglich veröffentlicht das DOGE-Ministerium von Elon Musk, wie viele Verträge gekündigt wurden und wie hoch die Einsparung ist, die an diesem Tag erzielt wurde. Da geht es stets um Milliardenbeträge. Gestern rechnete er vor, dass er innerhalb eines Jahres 1 Bio. USD einsparen möchte und zusätzlich durch Deregulierung die Wirtschaft anfeuern möchte, die dann nach einem Jahr nochmals 1 Bio. USD mehr an Steuern zahlen könnte. Damit wäre das US-Haushaltsdefizit ab 2026 Geschichte. Die permanente Neuverschuldung der US-Regierung würde auf die Ablösung offener Verbindlichkeiten reduziert und der Druck auf den Finanzmärkten würde abnehmen.
Die Geldmenge würde nicht mehr wachsen, die Inflation könnte so verringert werden und ein sinkendes Zinsniveau würde Hausfinanzierungen und andere Ausgaben der US-Haushalte erschwinglich machen. Elon Musk sprach sogar von einer Inflationsrate von 0%.
Man muss kein VWL studiert haben, um die Logik hinter dieser Vorgehensweise zu verstehen, oder?
Sollte die Rechnung aufgehen, können wir uns darauf einstellen, dass im zweiten Schritt auch die Steuern in den USA sinken werden. Die Differenz zu unseren Steuern würde sich vergrößern. Und wenn es Trump ernst meint mit seinen reziproken Zöllen, dann würden diese entsprechend steigen, wenn sich die Differenz zwischen der Besteuerung vergrößert.
Und dann sind da noch die Verteidigungsausgaben, die das Ziel von 2% des BIP endlich erreichen, nun aber doch nicht ausreichen. Die Aktie von Rheinmetall legt heute um weitere 6% zu. Seit Jahresbeginn sind es schon +30%. Der Gewinn von Rheinmetall wächst dieses und nächstes Jahr um jeweils 40%, das EV/EBITDA liegt bei nur 14. Die Aktie ist noch immer billig!
US-Vizepräsident JD Vance ist heute in Berlin. Er lobte Deutschland dafür, dass die Umsetzung des Washington Konsensus aus den 1980er Jahren nicht zur Deindustrialisierung führte und wirft der aktuellen Regierung vor, diese Deindustrialisierung gerade jetzt nachzuholen, wo die geopolitischen Spannungen mehr Eigenständigkeit zwingend erfordern würden.

Diese Reformen führten in vielen betroffenen Ländern zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen und häufig genug auch zu einer Deindustrialisierung, da lokale Industrien dem internationalen Wettbewerb nicht standhalten konnten. Das waren die 1980er Jahre, in den sich deutsche Unternehmen international aufstellten und gleichzeitig durch die Nutzung komparativer Vorteile in anderen Ländern die eigene Industrie in Deutschland absicherten. Wir haben für die energieintensive Produktion effiziente Stromerzeugungsmöglichkeiten entwickelt.
Und nun, da die Effizienzgewinne den Grünen nicht schnell genug gehen, werden weitere Einsparungen in der CO2-Emission durch eine Schrumpfung der Wirtschaft, insbesondere der Industrie, erzielt. Dabei haben wir doch die Zertifikate-Lösung für immer mehr Wirtschaftsbereiche und können ohne Kosten für Vater Staat die gewünschte CO2-Einsparung wirtschaftlich effizient umsetzen lassen. Es ist für mich unverständlich, warum diese Errungenschaft von der Politik kaputt gemacht wird.
Als Aktienanleger suche ich immer nach dem, was die Mehrheit nicht sieht. Nach der Aktie, die von der Mehrheit übersehen wurde. Alles, was die Mehrheit sieht, hat sich schon im Aktienkurs niedergeschlagen und ein weiterer Kursanstieg ist unwahrscheinlich. Im Gegenteil, normalerweise steigt der Kurs auf ein zu hohes Niveau, wenn die Aktie von den Massen entdeckt und hochgejubelt wird. Das böse Erwachen ist dann nicht mehr weit entfernt.
Aus dieser Erfahrung scheint sich bei mir die Überzeugung abgeleitet zu haben, dass alles, was politisch zu einer Massenbewegung wird, die Gefahr mit sich zieht, in einer Übertreibung zu enden. Und die grüne Politik (ich meine nicht explizit die Partei der Grünen, sondern viele Entscheidungen der verschiedenen Regierungen der vergangenen 8 Jahre), mit der wir in Deutschland derzeit unser Land deindustrialisieren, ist in meinen Augen eine Übertreibung.
Wenn wir also dieses Wochenende erfahren, dass wir als Europäer unsere eigene Sicherheit stärker in die eigene Hand nehmen müssen, dann reicht es vielleicht nicht, mit ein paar Stellschrauben das Verteidigungsbudget auf 2,5% zu steigern. Vielleicht müssen wir unsere Prioritäten überdenken, Wünsche von Machbarem trennen und zur Zielerreichung wieder stärker in die Kräfte der Marktwirtschaft vertrauen.
Das könnte zu einer Renaissance der "alten Industrien" führen, die zum Glück noch nicht ganz aus Deutschland abgewandert ist. Salzgitter notiert auf einem EV/EBITDA von 4. Mit den aktuellen Strompreisen lässt sich kein Gewinn ausweisen, doch eine industriefreundlichere Politik könnte die Aktie von Salzgitter stark nach oben hebeln. Immerhin wird das Geschäft mit einem Jahresumsatz von 10 Mrd. EUR derzeit nur mit 2 Mrd. Euro bewertet. 2022 wies das Unternehmen einen Gewinn von 19 EUR je Aktie aus. Heute steht die Aktie bei 19 Euro.
Oder unsere Hamburger Kupferhütte Aurubis: Mit einem EV/EBITDA von 5,5 ist auch dieses Unternehmen extrem günstig bewertet. Das liegt an dem rückläufigen Gewinn, der für das laufende Jahr befürchtet wird. Doch auch hier gilt: Wenn die Kosten für die Kupferproduktion ein wenig gesenkt werden können, gibt es auch hier einen großen Hebel für den Gewinn. 17 Mrd. EUR Jahresumsatz werden mit nur 3,6 Mrd. EUR Enterprise Value bewertet.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 22.513 | 3,3% | 13,1% |
S&P 500 | 6.111 | 1,0% | 3,5% |
Nikkei | 39.149 | 0,9% | -1,9% |
Shanghai A | 3.939 | 1,2% | 0,1% |
Euro/US-Dollar | 1,05 | 1,7% | 0,9% |
Euro/Yen | 160,02 | 2,2% | -1,6% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,47% | -0,02 | -0,04 |
Umlaufrendite Dt | 2,35% | 0,07 | 0,04 |
Feinunze Gold | $2.886 | 0,8% | 10,3% |
Fass Brent Öl | $74,88 | 0,2% | 0,5% |
Kupfer | $9.485 | 2,2% | 6,5% |
Baltic Dry Shipping | $780 | -1,6% | -21,8% |
Bitcoin | $98.539 | 0,2% | 5,1% |

Vor zwei Wochen fand das chinesische Neujahrsfest statt, ein Rückgang der Verschiffungsraten in diesem Umfeld ist saisonal bekannt. Immerhin kommt die chinesische Wirtschaft aufgrund der Feierlichkeiten für eine Woche fast vollständig zum Erliegen. Doch im Anschluss erholt sich der Preis normalerweise recht schnell, davon kann ich derzeit jedoch noch nichts sehen.

Aber ich denke, auch die Geopolitik spielt eine wesentliche Rolle. 50% Preisanstieg seit Mai letzten Jahres passieren nicht zufällig. Der aggressive Kurs der Trump-Administration in der Außenpolitik zwingt viele Länder, ihre Abhängigkeit von der US-Währung US-Dollar zu verringern. Und Gold ist nun mal eine gute Alternative als Währungsreserve. Es ist durchaus möglich, dass der Lauf des Goldes daher noch eine Weile anhält.


Doch sowohl 2020 als auch 2007-2009 erreichte das DAX KGV seine Rekordhöhen, weil die Gewinne der Unternehmen schneller einbrachen als deren Aktienkurse. Heute wird das historisch hohe KGV im DAX erklommen, weil die Aktienkurse steigen - und zwar schneller als die Gewinne. Es findet also eine Neubewertung der gleichen Unternehmen statt: Anleger sind bereit, mehr für Aktien zu bezahlen, als zuvor.
Das muss bedeuten, dass Anleger eine extrem positive Gewinnentwicklung erwarten. Denn das KGV könnte zum einen dadurch wieder auf ein normales Niveau sinken, wenn die Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen entsprechend anspringen. Bleibt das aus, dann müssen wir fürchten, dass der DAX sein aktuell hohes KGV dadurch nach unten korrigiert, in dem die Kurse fallen.
Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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