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Wochenrückblick 10. Januar - 15. Januar 2016

Börsen im Crash-Modus ...von Stephan Heibel
Am Donnerstag verkündete das eher den Falken (Falken sind tendentiell für höhere Zinsen) zuzurechnende James Bullard, dass der einbrechende Ölpreis inflationären Druck aus dem System nehme. Die beabsichtigten Zinsanhebungen der Fed könnten vor diesem Hintergrund neu bewertet werden. Entsprechend sahen wir am Donnerstag eine Rallye an den US-Aktienmärkten.

Doch schon am Freitag hob der als Taube (Tauben sind tendentiell für niedrigere Zinsen) geltende William Dudley diese Aussage, indem er in einer Rede starr an den im Dezember gemachten Prognosen festhielt bzw. überhaupt nicht auf die jüngsten Marktturbulenzen einging. Gerade der Chef der New Yorker Notenbank, der also im Zentrum des Finanzmarktes arbeitet, ignorierte also den Börsencrash, den wir seit Anfang des Jahres sahen. Und es war gerade William Dudley, der vor einigen Monaten versprach, weitere Zinserhöhungen im Jahr 2016 auch in Abhängigkeit von den Marktentwicklungen jeweils neu zu beurteilen. Davon war nun keine Rede mehr.

Entsprechend kannten die Börsen am Freitag kein Halten mehr. Ich habe den ganzen Tag vor dem Rechner gesessen und auf etwas gewartet, das das Ende des Ausverkaufs oder zumindest ein Zwischentief verkünden könnte, doch nichts dergleichen war zu sehen.

Am Montag ist Feiertag in den USA, Martin Luther King, und die Börsen bleiben geschlossen. Wir werden hier in Deutschland also alle Zeit der Welt haben, unser Portfolio an die geänderte Marktsituation anzupassen.

Denn das ist nötig. Während noch Ende 2015 galt, schlimmer kann's nimmer, droht inzwischen ein vollständiger Import/Export-Stopp seitens China, deren Industrie weiter abrutscht. Auch der Baltic Dry Verschiffungsindex ist weiter eingebrochen und von diversen Reedern hört man, die hätten ihre Schiffe vor Anker gelegt und warten erst einmal ab. Ein solches Szenario hatten wir zuletzt Ende 2007 / Anfang 2008 während der Weltwirtschaftskrise.

Verschiebungen finden statt: Wurde das Wirtschaftswachstum bis vor kurzem noch maßgeblich von China und anderen Schwellenländern getrieben, so ruht nun die Hoffnung auf einer Gesundung in Europa sowie einer Fortsetzung des Wachstums in den USA. Insbesondere der Konsum der Industrieländer wird damit zur tragenden Säule der Konjunktur. Entsprechend nervös reagieren US-Anleger, wenn US-Einzelhändler schwache Zahlen vermelden.

Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 15.01.2016 Änderung Vorwoche
Dow Jones 15.988 -3,2%
DAX 9.545 -4,4%
Nikkei 17.147 -3,1%
Euro/US-Dollar 1,09 0,1%
Euro/Yen 127,72 -0,8%
10-Jahres-US-Anleihe 2,03% -0,21
Umlaufrendite Dtl. 0,37% -0,02
Feinunze Gold 1.089$ -1,1%
Fass Brent Öl 29,12$ -15,7%
Kupfer 4.332$ -4,9%
Baltic Dry Shipping 373 -18,0%

Der Ölpreis ist in nur einer Woche um 15,7% eingebrochen. Inzwischen ist klar, dass Saudi Arabien niemals die Ölförderung drosseln wird, wenn dies nicht gleichzeitig auch von allen anderen OPEC-Partnern geschieht. Gleichzeitig ist es fraglich, ob eine Drosselung der OPEC-Förderung überhaupt einen stabilisierenden Einfluss auf den Ölpreis hat, denn Fracking in den USA ist inzwischen so günstig, dass jeder Förderrückgang der OPEC durch Marktanteilsgewinne der US-Frackingindustrie ausgenutzt würde.

Sprich: Auf absehbare Zeit ist ein Ölpreis über 40 USD/Fass höchst unwahrscheinlich. das nächste Preisziel für Öl liegt derzeit bei 24-25 USD/Fass, dann sehen wir weiter.

Und solange der Ölpreis fällt, wird auch die Aktienbörse fallen. Eine gesunde Wirtschaft würde ausreichend wachsen, um das Überangebot an Öl irgendwann aufzufangen. Der anhaltende Ölpreiseinbruch wird von Anlegern entsprechend nicht als Subvention der Industrie (günstigere Produktionskosten) gesehen, sondern als Warnzeichen einer globalen Konjunkturabschwächung.

Hier kommt nun natürlich der Zusammenhang mit der US-Zinspolitik: Solange die Fed an ihren Zinserhöhungen festhält, die Wirtschaft also bremsen möchte, fühlt man sich nicht in der Lage, diesen Schiefstand aufzulösen.

Ich will nicht ausschließen, dass wir schon in wenigen Wochen wieder die schönste aller Welten haben: Die Fed könnte von ihren beabsichtigten Zinserhöhungen Abstand nehmen, während gleichzeitig der niedrige Ölpreis die Wirtschaft befeuert. Doch heute wird das noch anders gesehen, daher die fallenden Kurse.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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