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Wochenrückblick 11. Dezember - 15. Dezember 2023

Richtungswechsel am Zinsmarkt: Es geht runter ...von Stephan Heibel
US-Notenbankchef Jay Powell legte sich am Mittwoch überraschenderweise fest: Man beobachte die Konjunkturentwicklung mit Sorge und stehe parat, die Finanzierungsbedingungen gegebenenfalls anzupassen. Zu deutsch: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der US-Leitzins erstmal gesenkt wird. Und die Zeit wird wohl eher kürzer als länger ausfallen. Inzwischen erwarten die meisten Volkswirte eine erste Zinssenkung bereits im März 2024.

Nur einen Tag später meldete sich EZB-Chefin Christine Lagarde zu Wort. Man lasse sich nicht vorschnell von einem Sieg über die Inflation überzeugen und warte daher weiterhin die Konjunkturentwicklung ab, bevor man sich über die künftige Richtung der Zinsen festlege. Diese Worte sind zwar eine Nuance härter, denn von einer möglichen Zinssenkung ist keine Rede. Doch auf den zweiten Blick sieht es dann doch ziemlich ähnlich aus, denn eine Zinserhöhung wird ebenfalls nicht in Erwägung gezogen. Daher folgert man nun auch in Europa, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die EZB den Leitzins erstmal senkt.

Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Anleihe ist seit Oktober von 5% unter 4% gesackt. Die Rendite der 10 Jahre laufenden Bundesanleihe fiel von 3% auf 2%. Die Finanzierungsbedingungen haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verbessert. Nach den Fed- und EZB-Sitzungen beschleunigte sich der Renditerückgang nochmals.

Sinkende Zinsen sind Balsam für diejenigen, die Angst vor einer Rezession haben. Wenn wir tatsächlich ds Zinsplateau, vielleicht sogar den Zinsgipfel erreicht haben, dann sind die Notenbanken also in der Lage, eine eventuelle Konjunkturschwäche mit sinkenden Zinsen aufzufangen.

Damit werden wieder Aktien von Unternehmen interessant, die unter hohen Zinsen und/ oder unter einer Rezession leiden. Unternehmen, die entweder hoch verschuldet sind oder deren Produkte meist über Finanzierungen gekauft werden. Schauen wir mal, wie sich das auf dem Börsenparkett niedergeschlagen hat.

Diese Woche hat der Chemiesektor um 5,2% zugelegt, angeführt von BASF und Lanxess. Die Chemie gilt als sehr konjunktursensibel, da chemische Vorprodukte in so ziemlich alles eingehen, was wir in Deutschland produzieren.

Autos werden schon lange nicht mehr gegen Bares gekauft, sondern meist finanziert. Das hohe Zinsniveau hat die Nachfrage nach Neuwagen belastet. Die rückläufigen Zinsen halfen somit diese Woche der Autoindustrie, insbesondere den Autobauern. So stieg die Automobilbranche um durchschnittlich 3,8% an. VW stieg um 8,6%, BMW um 8,2% und Mercedes um 7,3%. Doch am größten ist der Finanzierungsanteil bei Neukäufen von LKWs und entsprechend sprang Daimler Truck mit 13,6% am stärksten an.

Typische Investitionsgüter, die ebenfalls finanziert werden, sind die Gabelstapler von Jungheinrich (+11,1%) und Kion (+13,2%). Sie zogen Logistikaktien um durchschnittlich 4,6% nach oben.

Noch besser sieht es in der Gesundheitsbranche aus, obwohl dort Merck aufgrund von schlechten Forschungsergebnissen 11,7% abgab. Durchschnittlich stieg die Branche um 4,9% an, angeführt von Morphosys mit +33,6%, Sartorius mit +2%, Carl Zeiss Meditech mit +16,1% und Evotec mit +11,6%. Forschung ist teuer und wird häufig finanziert, aber auch die Investitionen in die Meditech-Instrumente von Carl Zeiss lassen sich bei niedrigem Zins leichter finanzieren.

Bleibt noch die Industriebranche mit +3,9%, angeführt von Großküchengerätehersteller Rational mit +12%, Aixtron mit +13,7% und Indus Holding mit +10,5%. Alle drei bieten Produkte an, die als Investitionen typischerweise finanziert werden.

Kaum zu glauben, aber in dieser Woche mit neuen Allzeithochs im DAX gab es auch Verlierer: Versorger sind um durchschnittlich 0,4% gefallen, angeführt von Verbio BioEnergie. Der Umstieg auf regenerative Energien hat durch den überarbeiteten Haushalt der Bundesregierung einen Dämpfer bekommen.

Von den glorreichen 7 konnte diese Woche nur eine Aktie positiv überzeugen: Autobauer Tesla (+3,7%), der natürlich ebenfalls von den günstigeren Finanzierungsbedingungen profitiert, denn Tesla-Kunden finanzieren ihre Käufe ebenfalls sehr oft. Die anderen 6 (Microsoft, Alphabet, Nvidia, Apple, Meta und Amazon) pendelten um die Null-Linie.

Am Donnerstag lugte der DAX einmal kurz über die 17.000 Punkte, bevor die Zinsentscheidung der EZB und insbesondere die anschließende Begründung zu einem Ausverkauf führte: Gewinnmitnahmen, würde ich sagen. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes in dieser Woche entwickelt haben:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 15.10., 19:54 Uhr Woche Δ Σ '23 Δ
DAX 16.751 0,0% 20,3%
S&P 500 4.722 3,1% 23,0%
Nikkei 32.971 2,1% 26,4%
Shanghai A 3.085 -0,9% -4,7%
Euro/US-Dollar 1,09 1,5% 1,9%
Euro/Yen 154,94 -0,4% 10,4%
10-Jahres-US-Anleihe 3,91% -0,35 0,03
Umlaufrendite Dt 2,08% -0,17 -0,38
Feinunze Gold $2.034 1,5% 11,5%
Fass Brent Öl $76,83 1,4% -8,2%
Kupfer $8.568 3,3% 1,7%
Baltic Dry Shipping $2.411 -27,9% 59,1%
Bitcoin $42.097 -4,1% 153,8%


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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