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Wochenrückblick 13. Januar - 17. Januar 2025

DAX erstürmt 20.900 Punkte: Trump-Vereidigung und/ oder Zinsrückgang befeuern Optimismus ...von Stephan Heibel
Die letzten Tage vor der Amtseinführung Donald Trumps am kommenden Montag sind recht turbulent, zumindest was die Nachrichtenlage betrifft. Mark Zuckerberg beschwert sich lauthals über Apple. Die Pharma-Industrie fürchtet sich vor verordneten Preissenkungen. Quasi in letzter Sekunde erlässt die Biden-Administration verschärfte Sanktionen gegen russisches Öl und Gas. Und aus heiterem Himmel verbietet die Biden-Administration den Export moderner KI-Chips in sämtliche Länder, außer 18 namentlich genannte "Freunde". Immerhin, Deutschland gehört zu den Freunden.

Der DAX klettert diese Woche um 3,5% auf neue Allzeithochs über 20.900 Punkte. Der S&P 500 klettert um 3,2% in Schlagweite neuer Allzeithochs. Ist das die Vorfreude auf die Vereidigung Donald Trumps?

In den vergangenen Tagen mehrten sich die Berichte von Unternehmenschefs, die sich darüber beklagten, von der Biden-Administration feindlich behandelt worden zu sein. Weder wurde man in Entscheidungsprozesse politischer Erlasse eingebunden, noch frühzeitig darüber informiert, selbst wenn das eigene Geschäft betroffen war. Zudem wird der Biden-Administration unterstellt, eher die Rasenmäher-Methode angewendet zu haben als gezielt Missstände anzugehen. Viele von den CEOs wiesen explizit daraufhin, dass sie eigentlich eher dem demokratischen Lager zugewandt seien, was ihre Enttäuschung um so größer machte.

Die Wallstreet sieht der Amtszeit von Donald Trump konstruktiv entgegen. Es ist bekannt, dass Donald Trump mit allen Unternehmenslenkern regelmäßig spricht. Ob er auf sie hört, ist eine andere Frage. Doch zumindest macht er sich regelmäßig ein Bild über die Situation in der Wirtschaft. Trump ist ein Dealmaker, der stets zunächst öffentlich ein Kräftemessen veranstaltet, vorzugsweise als Sieger die Arena verlässt und anschließend die Bedingungen des Kompromisses diktiert. So funktionierte die Politik des Westens in den vergangenen Jahrzehnten zwar ganz und gar nicht, aber mit den weltweit aufstrebenden Autokraten könnte diese Gangart Vorteile bringen.

So ist der Waffenstillstand in Israel zwar auf Basis eines Vorschlags erfolgt, den Joe Biden bereits vor einem Jahr ausgearbeitet hat. Doch ohne das Poltern Donald Trumps im Hintergrund, der den Hamas drohte, mit ihm als Präsidenten niemals einen so vorteilhaften Deal abzuschließen wie mit Joe Biden, wäre es schwer gewesen, die Hamas zum Einlenken zu bringen.

Zeitgleich wurden die Sanktionen gegen Russland verschärft und konsequent durchgesetzt, so dass der Öl- und der Gaspreis kräftig anstiegen. Das sieht mir ebenfalls bereits nach der Handschrift von Donald Trump aus, der von den bislang eingeführten Sanktionen nichts hielt, da sie leicht umgangen werden konnten. Vielleicht war das bereits sein erster Deal: Joe Biden gab er den Erfolg, den Krieg gegen die Hamas zu beenden. Dafür gab Joe Biden ihm eine gute Verhandlungsgrundlage für die Beendigung des Kriegs in der Ukraine.

In Windeseile haben sämtliche Konzernchefs der großen Tech-Unternehmen die Joe Biden Bilder aus ihrem Hauseingang entfernt und durch Donald Trump Portraits ersetzt. Das hat schon etwas Autokratisches, oder? Nicht nur Mark Zuckerberg verurteilt im Nachhinein die Zensur, die durch die Biden-Administration eingefordert wurde. Auch Jeff Bezos, Gründer von Amazon und derzeit Betreiber von Blue Origin, die diese Woche erstmals eine Rakete erfolgreich ins All geschickt haben, wird plötzlich zum Best Buddy seines ärgsten Konkurrenten Elon Musk. Die beiden schicken sich plötzlich freundschaftliche Glückwünsche über die Plattform X. Dabei hatte Jeff Bezos, Eigentümer des Traditionsblatts Washington Post, Mitten im Wahlkampf Donald Trump die Unterstützung versagt.

Plötzlich sind alle Tech-Milliardäre bei der Vereidigung Donald Trumps dabei. Ein Ticket kostet dem Hörensagen zufolge 1 Mio. USD. Die Mille wird aus der Portokasse gezahlt, doch bis vor kurzem flossen deren Gelder eher in Richtung der Demokraten. Auch Tim Cook, CEO von Apple, und Sundar Pichai, CEO von Alphabet, sind bekannt für ihre Nähe zur demokratischen Partei, aber auch diese beide leisten sich ein Eintrittsticket für die Vereidigung.

Joe Biden warnt vor einer vermeintlichen Oligarchie in den USA, in der die Tech-Milliardäre Politik machen würden. Ich sehe das etwas entspannter: Unter Biden war das Pendel zu weit nach links ausgeschlagen. Nun schwingt es zurück, leider ebenfalls zu heftig. Aber die US-Demokratie ist robust, hat schon andere Regierungen unbeschadet überstanden. Warten wir also ab, wo das Pendel letztlich einschwingt.

Es bleibt aber dabei, dass die Wallstreet von Donald Trump wirtschaftsfreundliche Entscheidungen erwartet, und wenn etwas beschränkt wird, dann gezielt. Allein das reicht für die Vorfreude, die den S&P 500 diese Woche nach oben treibt.

Am kommenden Montag wird Donald Trump bereits eine Vielzahl an Entscheidungen treffen. Das hat er lange angekündigt.

Diese Woche startete die Berichtssaison. Eine ganze Reihe von Banken und Brokern veröffentlichten ihre Q4-Zahlen. Sämtliche Zahlen fielen besser aus als erwartet: JP Morgan Chase, Goldman Sachs, Wells Fargo, Citigroupp, die Bank of America, Morgan Stanley und BlackRock veröffentlichten gute Umsatzzahlen und überraschend gute Gewinne. Insbesondere die Net Interest Incomes, also die Zinseinnahmen, übertrafen die Erwartungen. Dies liegt an dem Ende letzten Jahres stark gestiegenen Zinsniveau: Die Rendite für 10 Jahre US-Staatspapiere stieg von 3,6% im September auf 4,8% zum Jahresende, obwohl der Leitzins im vergangenen Jahr in drei Schritten von 5,25-5,5% auf 4,25-4,5% gesenkt wurde.

Die Rallye dieser Woche hängt aber auch an der jüngsten Zinsentwicklung: Der US-Verbraucherpreisindex, auch kurz Inflation genannt, für Dezember lag bei den erwarteten 2,9%. Nachdem die Arbeitsmarktdaten in der Vorwoche deutlich besser ausfielen als erwartet, fürchteten Marktteilnehmer, dass sich die robuste Arbeitsmarktlage auf die Nachfrage, und somit auch auf die Preisentwicklung treibend auswirken könnte. Das wiederum hätte die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank gedämpft.

Doch "zum Glück" lag die Inflation im Rahmen. Die Kerninflation, also ohne Energie und Nahrungsmittel, fiel sogar auf 3,2%, obwohl man mit 3,3% gerechnet hatte. Die Befürchtung einer sich überhitzenden Wirtschaft wurde also besänftigt. Und so ging auch das Zinsniveau zurück: die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatspapiere fiel auf inzwischen nur noch 4,61%. Und der Rückgang dieser Rendite befeuerte den Optimismus am Aktienmarkt.

Schauen wir mal, wie sich diese Entwicklung auf die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich auswirkt:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 17.1., 19:22 Uhr Woche Δ Σ '25 Δ
DAX 20.903 3,4% 5,0%
S&P 500 6.011 3,5% 1,8%
Nikkei 38.451 -1,9% -3,6%
Shanghai A 3.812 2,1% -3,1%
Euro/US-Dollar 1,03 0,5% -1,2%
Euro/Yen 160,68 -0,5% -1,2%
10-Jahres-US-Anleihe 4,60% -0,16 0,09
Umlaufrendite Dt 2,45% -0,04 0,14
Feinunze Gold $2.711 0,6% 3,6%
Fass Brent Öl $80,95 2,0% 8,7%
Kupfer $9.231 1,7% 3,6%
Baltic Dry Shipping $1.023 5,6% 2,6%
Bitcoin $104.683 11,0% 11,6%


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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