ARNOLD & PARTNER - Finanz- und Versicherungsmakler

Wochenrückblick 15. Januar - 19. Januar 2018

Trumps unpopulärer Erfolg ...von Stephan Heibel
"Ja, Trump, dieses Monster, hat eine völlig unbedeutende Steuerreform durchgeführt. Konzernbosse wie Tim Cook, CEO von Apple und guter Freund von Obama, wünschen sich die Zeiten zurück, in denen im Ausland angefallene Gewinne untätig im Ausland gebunkert wurden. Es ist eine Schande für die weltweite Steuergesetzgebung, dass nun die USA unter Donald Trump 38 Mrd. USD an Steuern von Apple kassieren.

Mit Hilfe der US-Steuerreform macht Apple alle Angestellten, die keine eigenen Aktienboni im Vertrag vereinbart haben, durch ein Aktiengeschenk in Höhe von 2.500 USD zu widerlichen Kapitalisten. Und die 20.000 neuen Jobs, die Apple mit den in die Heimat zurückgeholten Gewinnen schaffen möchte, werden bestimmt nicht geschaffen. Ich glaube es erst, wenn ich es sehe."

So, jetzt ist es raus. Und es ist so leicht, mit den Massenmedien im Gleichschritt zu laufen. So emotional und auf intellektuell hohem Niveau. Ja, nur so wird es Weltfrieden geben. Ich fühle mich richtig gut, wenn ich so schreibe... aber mit der Realität hat das leider gar nichts zu tun.

Der Chef eines Landes soll seinem Volk dienen, ohne anderen Völkern zu schaden. So einfach würde ich die Aufgabe der Präsidenten, Könige und Kanzler dieser Welt beschreiben. Davon sind wir jedoch inzwischen weit entfernt: Wirtschaftliche Interessen werden im Ausland diplomatisch und nicht selten auch militärisch durchgesetzt. Da dies zu Hause schwer vermittelbar ist, werden dort allerlei komplizierte Ausgleichsmechanismen erfunden.

Trump hingegen hält sich aus der Weltpolitik weitgehend raus (ist Ihnen aufgefallen, dass ISIS in Syrien auf dem Rückzug ist) und schafft komplizierte Regulierungen in der Heimat konsequent ab. Wer, wie die FAZ, behauptet, Apple betreibe "Augenwischerei" mit der Rückholung der unversteuerten Gewinne aus dem Ausland, der verkennt die Realität. N-TV fragt "Apples Steuer-Deal ein Erfolg für Trump?" und rechnet vor, dass die 30 Mrd. USD auf fünf Jahre verteilt weniger seien als die zuvor angekündigten Investitionen von 16 Mrd. USD ohne Zeithorizont. Bei der Rechnung werden die anderen Faktoren, die zu einer Investition in Höhe von 350 Mrd. USD führen, ignoriert und auch die Steuerzahlung in Höhe von 39 Mrd. USD wird nicht eingerechnet. Die Tagesschau kritisiert, dass die Gewinne dank irischer Steuerschlupflöcher erzielt wurden - Steuerschlupflöcher, die Brüssel in 15 Jahren nicht zu stopfen vermochte.

Natürlich ist diese Aktion das Ergebnis der US-Steuerreform von Trump. Der Gewinn wird nicht mehr mit 25%, sondern nur noch mit 15,5% versteuert.

Apple wird, wenn es die 252 Mrd. USD unversteuerte Gewinne aus dem Ausland zurückholt, 39 Mrd. USD Steuern zahlen. Das sind 50 Mrd. USD Steuern weniger, als sie zu Obamas Zeiten hätte zahlen müssen (15,5% statt zuvor 35% Steuern). Die eingesparten 50 Mrd. USD investiert Apple in 20.000 neue Arbeitsplätze, baut ein neues Verwaltungsgebäude für seine Services-Sparte und investiert 30 Mrd. USD in die US-Wirtschaft (vor einem Jahr sprach man noch von Investitionen i.H.v. 16 Mrd. USD). Zudem wurde der Fonds für den Ausbau der Infrastruktur von 1 auf 5 Mrd. USD erhöht.

Mitarbeiter ohne Aktienkomponente im Gehaltsvertrag erhalten Aktien im Wert von 2.500 USD. Zudem erwarte ich, dass Apple sein Aktienrückkaufprogramm deutlich aufstocken wird, so dass auch die Aktionäre etwas von dieser Geschichte haben.

Wer geht leer aus? Hmm, mal überlegen: Es werden neue Arbeitsplätze geschaffen, Angestellte bekommen einen Bonus, Aktionäre profitieren durch Aktienrückkauf, die US-Wirtschaft freut sich über Investitionen, ... mir fällt niemand ein. Apple hat sogar ausgerechnet, dass alle Investitionen zusammen, inklusive der zu erwartenden Gehälter für die 20.000 neuen Arbeitsplätze, in den kommenden fünf Jahren ein Investitionsvolumen von 350 Mrd. USD ausmachen werden. Der Marshallplan, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut hat und der Gelder nicht nur über Deutschland, sondern über ganz Europa gestreut hat, hatte ein Volumen von 140 Mrd. USD. Und zwar inflationsbereinigt 140 Mrd. USD (damals waren es 12,4 Mrd. USD)!

Schadet die Aktion dem Ausland? Hmm, mal überlegen: Das Geld liegt dort nun schon seit vielen Jahren herum. Es wurde zu den national üblichen Steuersätzen versteuert. Die internationale Staatengemeinschaft hat es nicht geschafft, die Gelder in irgendeiner Form in den Wirtschaftskreislauf zurückzuholen. Nein, geschadet hat die Aktion niemandem.

Meine Meinung? Nun, auch ich wünsche mir eine international gerechtere Steuergesetzgebung der einzelnen Nationalstaaten. Aus dieser Sicht ist es ein Rückschritt, wenn die USA nun im Alleingang den eigenen Vorteil nutzen. Seit über 10 Jahren wurde an dieser Front international jedoch so ziemlich gar nichts mehr erreicht und manchmal ist es besser, einen Schritt zurückzugehen, als immer wieder vor die gleiche Mauer des Widerstands zu laufen. In den USA wird die Wirtschaft davon kräftig profitieren und vielleicht gibt es in ein paar Jahren neue Ideen, die sich mit den erwirtschafteten Gewinnen aus dieser Rückholaktion finanzieren lassen.

FAKE-NEWS-AUSZEICHNUNG DURCH DONALD TRUMP

Lassen Sie mich noch den Fake-News-Award von Donald Trump kommentieren:
https://gop.com/the-highly-anticipated-2017-fake-news-awards/

Da listet Trump ein paar Falschmeldungen großer Medien auf, unter denen er leidet. Hmm, die Liste ist fragwürdig, so wie seine Auffassung der "Wahrheit" tatsächlich fragwürdig ist. Doch am Ende der Seite werden 10 Punkte aufgelistet, die Donald Trump erreicht hat. Und der Umstand, dass Trump diese 10 Punkte ans Ende des Fake-News_Awards stellt, unterstützt meine Behauptung, dass wir es bei Trump mit einem gerissenen Geschäftsmann zu tun haben, der seine Ziele verfolgt - mit welchen Mitteln auch immer. In seiner Amtszeit hat der Dow Jones um 44% zulegen können, der DAX nur um 27%. Unter Afro-Amerikanern und Hispanics herrscht die niedrigste Arbeitslosenquote seit Beginn der Aufzeichnungen. Die versprochene Steuerreform sowie die Rückholung der im Ausland gebunkerten Unternehmensgewinne wurden durchgesetzt. Für jeden neuen Gesetzestext werden mindestens zwei gestrichen - tatsächlich liegt das Verhältnis aktuell bei 22:1. ISIS befindet sich auf dem Rückzug... und auch einige Dinge, mit denen ich mich nicht rühmen würde.

Die Amerikaner haben sich einen Präsidenten gewünscht, der die von Arteriosklerose befallene US-Politik vom Kalk befreit, Trump liefert. In den deutschen Medien lesen Sie nichts darüber. Als Anleger müssen Sie aber die Realität erkennen, wie sie ist. Da hilft keine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Weltfrieden, das mache ich gerne in meiner Freizeit. Wenn ich hier im Heibel-Ticker also die Verdienste von Donald Trump darstelle, dann nicht, weil ich den Kerl sympathisch oder moralisch bewundernswert finde, sondern weil wir verstehen müssen, warum die US-Börse haussiert.

MONOPOLKOMMISSION GEGEN GOOGLE, FACEBOOK, AMAZON, APPLE

Im Silicon Valley gab es diese Woche eine ganze Reihe von Artikeln, die über die natürliche Monopolbildung des Internet-Geschäftsmodells berichteten und über Überlegungen, einige der gigantischen Datenkonzerne der heutigen Zeit aufzuspalten, wie es einst mit Rockefellers Ölkonzern Standard Oil geschehen war.

Ich halte die Überlegungen für richtig, aber verfrüht. Verfrüht aus zwei Gründen: Zum einen geht jetzt erst der globale Wettbewerb gegen chinesische Konzerne wie Alibaba, Baidu und Tencent los, da wäre eine Aufspaltung im Silicon Valley so etwas wie ein Geschenk an die Chinesen. Zum anderen ist Donald Trump Präsident und Trump schaut sich täglich die Börsenkurse an und freut sich über die Kursgewinne. Er wird die US-Konzerne die ganze Welt übernehmen lassen, wenn möglich.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich um diesen Punkt ein heftiger, internationaler Streit entfacht. Und bevor die Amerikaner ihre Vorzeigeunternehmen zerschlagen lassen, wählen sie Trump lieber ein zweites Mal.

So, genug geredet. Kommentare zu den diese Woche veröffentlichten Quartalszahlen insbesondere der Finanzwelt lesen Sie in meinen Updates. Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 18.01.2018 Änderung Vorwoche
Dow Jones 25.977 1,6%
DAX 13.281 0,6%
Nikkei 23.763 0,5%
Euro/US-Dollar 1,22 1,6%
Euro/Yen 135,76 1,2%
10-Jahres-US-Anleihe 2,61% 0,08
Umlaufrendite Dtl. 0,36% 0,04
Feinunze Gold 1.330$ 0,1%
Fass Brent Öl 69,37$ -0,3%
Kupfer 7.046$ -1,1%
Baltic Dry Shipping 1.139 -12,6%

An den Aktienmärkten hat man inzwischen Angst davor, dass der Zustand der Ungewissheit über die künftige Regierung noch viel länger anhalten könnte, Neuwahlen würden völlig neue Spekulationen zulassen. Dann schon lieber weiter wie bisher, und so dürfte eine GroKo zunächst steigende Kurse in Deutschland zur Folge haben. Wir werden sehen, wie sich die SPD dieses Wochenende entscheidet.

Aus Sicht der Ausländer entwickelt sich der DAX aber gar nicht so schlecht. Wenngleich der DAX seit Jahresbeginn erst 2,8% zulegen konnte, während der Dow Jones bereits um 4,6% anstieg, so relativiert sich der Unterschied, wenn wir die Wechselkursentwicklung einrechnen: Der Euro ist um 1,6% gegenüber dem USD gestiegen, US-Anleger, die ihr DAX-Investment in US-Dollar bewerten, haben dadurch 2,8+2,1= 4,9% verdient und liegen damit sogar vor dem Dow Jones. So betrachtet dürfte der DAX lossprinten, wenn der Euro mal Schwäche zeigt.

Die Renditen steigen leicht an. Die Inflationserwartungen sind diese Woche angestiegen, denn gerade der Ölpreis dürfte in den kommenden Monaten für steigenden Inflationsdruck sorgen. Mehr dazu in meinen Updates zu den Banken.

Gold, Öl und Kupfer haben eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Die Verschiffungsraten fallen vor dem chinesischen Neujahr traditionell zurück, weil um den Monatswechsel Januar / Februar die wirtschaftliche Aktivität in China aufgrund vieler Feiertage nachlässt.

Der Bitcoin ist nochmals eingebrochen (-17,4%). Kurzzeitig notierte der Bitcoin sogar unter 10.000 USD und damit über 50% unter seinem Höchstkurs vom Dezember. Das Thema Bitcoin und Blockchain ist in aller Munde, inzwischen äußern sich selbst Größen wie Warren Buffet dazu (er hält es für eine spekulative Blase).

Einen Dämpfer bekamen Bitcoin-Anleger diese Woche durch die US-Börsenaufsicht SEC. Sie hat eine Liste von 31 ungeklärten Problempunkten vorgelegt, die zunächst gelöst werden müssen, bevor breite Anlegerfonds in Bitcoins investieren dürfen. Bislang dürfen das nur Hedgefonds.

Gestern hat sich IBM zum Bitcoin geäußert: Die Blockchain (das ist die Technologie, die hinter dem Bitcoin steckt) werde die Welt revolutionieren. Insbesondere für die weltweite Logistik seien die Möglichkeiten der Blockchain sensationell, allerdings benötige man dazu geschlossene Blockchain-Systeme. Der Bitcoin sei schon bald an seiner Kapazitätsgrenze.

Bevor ich also mit dem Bitcoin spekuliere, suche ich lieber nach einem brauchbaren Unternehmen, das in der Blockchain-Technologie führend ist. Bis dahin können Sie mit Nvidia wesentlich besser spekulieren.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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