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Wochenrückblick 15. Mai - 19. Mai 2017

IT-Unternehmen sind weltweit am wertvollsten ...von Stephan Heibel
Zeichen einer fortgeschrittenen Aktienmarktrallye ist, dass immer weniger immer größere Unternehmen immer stärkere Kurszuwächse verzeichnen. Schauen wir uns vor diesem Hintergrund mal die derzeit wertvollsten Unternehmen der Welt an.

DIE WELTWEIT 10 WERTVOLLSTEN UNTERNEHMEN

In den vergangenen 10 Jahren hat ein Führungswechsel stattgefunden. Nicht mehr Exxon Mobil und General Electric sind die wertvollsten Unternehmen der Welt, sondern Apple, Google, Facebook und Amazon. Schauen Sie selbst:

 
Pos. Unternehmen Marktkapitalisierung Umsatzwachstum Gewinnwachstum
1 Apple (AAPL) $814 billion 7% 6%
2 Alphabet (GOOG) $652 billion 18% 13%
3 Microsoft (MSFT) $528 billion 5% 2%
4 Amazon (AMZN) $460 billion 22% N/A
5 Facebook (FB) $436 billion 50% 90%
6 Berkshire Hathaway (BRK-B) $403 billion 12% 8%
7 ExxonMobil (XOM) $350 billion -10% 4%
8 Johnson & Johnson (JNJ) $333 billion 2% 4%
9 Tencent (TCEHY) $315 billion 41% 33%
10 JPMorgan Chase (JPM) $309 billion -1% 9%

Quelle: Steve Sjuggerud

Wenn wir uns die Wachstumsgeschwindigkeit von Tencent (China) anschauen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die sechs wertvollsten Unternehmen aus der IT-Branche stammen. Selbst Warren Buffet hat das vor zwanzig Jahren nicht kommen sehen, wie er vor wenigen Tagen freimütig zugab.

War das erste Internetthema die direkte Erreichbarkeit der Kunden für produzierende Unternehmen, so gab es inzwischen mehrere Innovationswellen, die in unserer Industrie keinen Stein auf dem anderen ließen. Das autonom fahrende, vernetzte Auto wird kommen, derzeit spielt die Musik bei der künstlichen Intelligenz. Die sechs wertvollsten IT-Unternehmen sitzen auf Bergen von Cash und investieren gigantische Summen in Künstliche Intelligenz: Von entsprechenden Rechenzentren profitiert Nvidia, die ihre Graphikchips zu jedem Preis losschlagen kann, aber auch U.S. Concrete, der Zementmischer, der für Facebook, Google und bspw. Workday gigantische Rechenzentren aus dem Boden stampft.

Künstliche Intelligenz wird schon bald in der Lage sein, komplexe Entscheidungen besser zu treffen, als wir Menschen das können. Beginnen wir bspw. bei der Beurteilung von Röntgenbildern, bei der der Computer in einer weltweit vereinheitlichten Datenbank in die Lage versetzt wird, aus unzähligen Bildern eine Diagnose abzuleiten. Und natürlich fällt mir da mein eigener Arbeitsbereich ein: Ein Computer, der Konjunkturdaten als auch Bilanzdaten eines Unternehmens sowie der Wettbewerber und Zulieferer in einen intelligenten Zusammenhang setzen kann, wird mir irgendwann überlegen sein.

Da fällt mir auch Tesla-Chef Elon Musk ein, der Innovationen so schnell umsetzt, dass ich mir bei der Analyse der Geschäftszahlen völlig hinterweltlerisch vorkomme. Elon Musk lebt nicht im hier und jetzt, er nimmt irgendwelche Drogen, die ihn schon in die Zukunft versetzen. Wenn Sie ihn verstehen wollen, müssen Sie vermutlich auch Drogen nehmen - ich empfehle eine Williams-Christ Birne aus Sommerhausen (http://www.weingut-steinmann.de/), der hat mir nämlich gut geholfen:

Ein Analyst hat Elon Musk im Rahmen der Telefonkonferenz im Anschluss an die Veröffentlichung der Quartalszahlen gefragt, was denn die Ursache für den Anstieg der Lagerbestände bei Tesla sei: Im Vergleich zum Vorquartal befänden sich nun 3.500 S- oder X-Modelle mehr auf Lager, das sei ein Anstieg um 50%. Er fragt nun, ob es ein Nachfrageproblem gebe und ob Tesla mehr produziere, als man verkaufen könne. Elon Musk antwortet gelassen, dass einige Kunden verwirrt seien über den Unterschied zwischen dem neuen Mittelklassewagen Model 3 und dem Premiummodell S. Man habe daher viele Model-S Wagen in die Verkaufsräume geschickt, damit die Kunden, die ihre Fahrzeuge zur Inspektion geben, einen neuen Model-S Probe fahren können.

Also: Nachfrageprobleme kennt Musk nicht. Einen Autoproduzenten, der seinen Kunden bessere Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stellt, als sie selber fahren, kennen Analysten nicht.

Ein anderer Analyst fragt, ob sich Musk vorstellen könne, eines Tages eine Marktkapitalisierung wie Apple zu erreichen. Musk antwortet, er müsse vorweg schicken, dass er sich irren könne, aber er sehe einen klaren Pfad für Tesla zu einer Marktkapitalisierung wie Apple. Anmerkung: Das würde eine Vervierzehnfachung zum heutigen Marktwert bedeuten.

Ein weiterer Analyst fragt Musk, ob sein Ziel, im Jahr 2020 über 1 Mio. Autos zu produzieren, noch erreichbar sei. Anmerkung: 2016 produzierte Tesla 76.000 Autos, erst ab Ende des laufenden Jahres steigt Tesla überhaupt in die Massenproduktion ein. Musk: "Ja, ich denke schon. Vielleicht müssen wir 2020 mit einem Model-Y rauskommen, oder schon Ende 2019. Damit denke ich ist die Millionen ziemlich wahrscheinlich, vielleicht sogar mehr."

Der Analyst der Deutschen Bank hat Sorgen über die Absatzmöglichkeiten von Tesla in China. Was, wenn China die Importbedingungen erschwere? Darauf Musk: "Nun, ich denke nicht, dass es bereits der Zeitpunkt für eine Ankündigung für diesen Markt ist, aber ich würde vermuten, dass wir unsere Pläne von Produktionsstandorten in China Ende des Jahres etwas konkreter vorstellen können."

Wenn ich also die Bilanz analysiere und die Zahlen hochrechne, einen Abschlag für zukünftige Risiken anlege und dann einen Aktienkurs ermittele, dann wird dieser Aktienkurs nichts mit dem Aktienkurs zu tun haben, der an der Börse gezahlt wird. Dort werden Anleger, die zu teure Aktien shorten würden, Angst haben, dass Musk Ende des Jahres Produktionskapazitäten in China verkünden wird, die dort bis 2020 vielleicht allein 1 Mio. Autos produzieren werden.

Wer also eingangs Angst vor einer Nachfrageflaute, vor zu hohen Lagerbeständen, vor Absatzproblemen in China und ähnlichem hatte, der geht aus dieser Telefonkonferenz mit dem Wissen heraus, dass die Sorgen nicht nur falsch sind, sondern dass er die Wachstumsdynamik des Konzerns und die Schlagzahl seines CEOs völlig falsch eingeschätzt hat.

Wenn das alles noch Dinge sind, die wir mit viel Phantasie nachvollziehen können, sendet eine weitere Ankündigung Musks jedoch jegliche Kalkulationen in die Tonne. Zum Thema Künstliche Intelligenz sagt Musk nämlich, dass Tesla bereits daran arbeite, das Maschinen Produktionserweiterungen eigenständig vornehmen können. Zieht die Nachfrage an, bestellt die Software eine neue Produktionsstraße und baut sie eigenständig auf.

Na, damit sind nun auch sämtliche Fragen der Kapazitätsengpässe beim Wachstum in Richtung 1 Mio. Autos pro Jahr beantwortet, oder?

Nein, wenn ich näher über diese Aussage nachdenke, kann ich mir gut vorstellen, dass Maschinen einen großen Teil des Ausbauprozesses eigenständig organisieren, bestellen und terminieren. Die erforderliche Handarbeit wird jedoch bei Zulieferern liegen. Aus Tesla-Sicht also vollautomatisch.

MARKTGESCHEHEN

Soweit mein kleiner Exkurs in die Welt von Morgen. Wenn es soweit ist, dass man die Zukunft klar vor Augen hat, dann explodieren in der Regel die Marktbewertungen der Unternehmen, denen man die Zukunft zuschreibt. Dabei wird häufig vergessen, dass diese Entwicklung zu Umbrüchen in Gesellschaften führen werden: Arbeitsplätze werden überflüssig, Unternehmen und ganze Branchen werden verschwinden. Wer an eine Einbahnstraße an der Börse glaubt, wird Schiffbruch erleiden. Ich habe daher in den vergangenen Tagen unsere Positionen dahingehend überarbeitet, dass wir unsere Gewinne absichern, das Risiko begrenzen und ein wenig Handlungsfähigkeit gewinnen. Mehr dazu in Kapitel 04.

Denn die Einbahnstraße der vergangenen Wochen hat diese Woche geendet. Am Mittwoch brachen die Aktienmärkte kräftig ein, angeführt von den US-Märkten. Am Donnerstag ging's weiter bergab, insbesondere in Japan, das den Einbruch des Vortages noch nachholen musste (aufgrund der Zeitverschiebung). Doch als dann in den USA die Börsen öffneten, waren mutige Käufer zu sehen. Gestern Abend endeten die US-Börsen bereits mit einem kräftigen Plus und heute geht's weiter gen Norden.

Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an. da ich heute spät dran bin, verwende ich heute die Schlusskurse vom heutigen Freitag:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 18.05.2017 Änderung Vorwoche
Dow Jones 20.808 -0,4%
DAX 12.639 -0,6%
Nikkei 19.591 -1,9%
Euro/US-Dollar 1,12 2,9%
Euro/Yen 124,62 0,6%
10-Jahres-US-Anleihe 2,25% -0,15
Umlaufrendite Dtl. 0,17% -0,06
Feinunze Gold 1.253$ 2,4%
Fass Brent Öl 53,65$ 5,6%
Kupfer 5.488$ -1,6%
Baltic Dry Shipping 957 -5,4%

In den USA und in Deutschland ist das zwischenzeitliche Minus bereits wieder gut ausgeglichen, Japan wird wohl am Montag folgen, sofern keine Hiobsbotschaft mehr kommt. Damit war die Korrektur genau das, was ich seit Wochen im Rahmen der Sentiment-Analyse angekündigt habe: Kurz und nicht einmal heftig.

Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar angesprungen (+2,9%), weil die USA mit einer Latte von schwachen Konjunkturdaten zu kämpfen haben und ihnen nun bewußt wird, dass sie ihre Wachstumsphantasie auf die Wahlversprechen Donald Trumps abgestellt haben. Der ist jedoch für die kommenden Monate mit anderen Dingen beschäftigt, es ist fraglich, ob seine Steuerreform, Repatriation und das Infrastrukturprogramm dieses Jahr noch kommen können. Da bietet sich Europa als Investitionsstandort an, denn Dank Macron gilt Europa nun wieder als stabil, die Konjunktur passt und andere Anlageorte gibt es kaum - selbst im Schwellenland Brasilien herrscht schon wieder Chaos.

Natürlich ist auch eine Menge Geld in Staatsanleihen geflossen, die Kurse stiegen und entsprechend sind die Renditen gefallen. In den USA um -0,15%punkte auf 2,25% in Deutschland um -0,06%punkte auf 0,17%.

Gold ist als sicherer Hafen ebenfalls gefragt, insbesondere in den USA, wenngleich der starke Euro den Kursanstieg des Golds gemessen in Euro wieder ausradiert.

Und Russland und Saudi Arabien haben sich wohl für einer Verlängerung der Produktionskürzungen ausgesprochen, das gab diese Woche dem Ölpreis Auftrieb (+5,6%). Es ist eine Frage der Zeit, bis Analysten vorrechnen, wieviel Marktanteile die Saudis dadurch verlieren werden und dass diese Kürzungen nicht ewig durchgehalten werden können. Aber vorerst steigt der Ölpreis.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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