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Wochenrückblick 16. Januar - 20. Januar 2023

Blah blah blah, Notenbankpolitik durch Worte ...von Stephan Heibel
Da waren die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Zinsanhebungen wohl etwas zu hoch in den Himmel gewachsen. Die jüngsten Konjunkturdaten sowohl in den USA als auch in Europa deuten eindeutig auf eine rückläufige Inflation hin. Und so haben zum Beginn des Jahres viele Anleger die Furcht vor Zinsanhebungen verloren und jubelten die Aktienmärkte nach oben. Insbesondere Wachstumstitel, die zuvor im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Inflation am stärksten Federn lassen mussten, sprangen besonders heftig an.

Doch von einer rückläufigen Inflationsrate bis zum Inflationsziel von 2% gibt es noch einen weiten Weg, und darauf haben die Notenbanken der USA und Europas diese Woche nochmals hingewiesen. Mehrere große Zinsanhebungen von 0,5% stünden der EZB noch bevor, war von der Notenbank aus Frankreich zu hören. Und in den USA übernahm JP Morgan CEO Jamie Dimon die Rolle des Überbringers schlechter Nachrichten: Die Inflation sei bereits tief im System verwurzelt und lasse sich mit einem Leitzinsniveau von 5% nicht ausreichend eindämmen, er rechne eher mit 6%. Aktuell steht der US-Leitzins bei 4,5%, mehrheitlich wird ein Anstieg auf 5% erwartet, bevor die Fed eine Pause bei ihren Zinsschritten einlegen werde.

Diese beiden Äußerungen reichten aus, um Anleger zu Gewinnmitnahmen zu bewegen. Der DAX gab diese Woche um ein halbes Prozent nach, der S&P 500 sogar um 2%.

Ich habe den Eindruck, dass die im Oktober gestartete Rallye für viele ungelegen kam. Viele Anleger waren falsch positioniert, hatten gerade ihre Positionen mit Verlust aufgelöst. Und in den Medien findet man keine Gründe mehr für die heftigen Kursgewinne. Da kam die Verschnaufpause an den Aktienmärkten - und nichts weiter sehen wir bislang - gerade gelegen.

So wird nun wieder das Schreckgespenst einer Rezession aus dem Hut gezaubert. Dabei hat die Entwicklung der vergangenen Wochen gezeigt, dass die Inflation rückläufig ist, ohne die Wirtschaft über Gebühr zu belasten. Ein milder Abschwung ist sowohl in den USA als auch in Europa wahrscheinlicher geworden als eine Rezession.

Am Freitag vor einer Woche veröffentlichten fünf große US-Banken hervorragende Q-Zahlen, deutlich besser als erwartet. Am Dienstag legte Morgan Stanley nach, lediglich Goldman Sachs ist zu stark im Investmentbanking gefangen und enttäuschte seine Anleger. Die Finanzmedien waren voll von Berichten über die schlechten Zahlen von Goldman Sachs. Über die guten Zahlen von Morgan Stanley, JP Morgan, City, Wells Fargo und weitere US-Banken mit guten Zahlen gab es nur kurze Fußnoten.

Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe notiert inzwischen wieder bei 3,4%. Mitte Oktober wurde ein Hoch bei 4,23% erreicht, alle Augen waren auf das Ziel von 5% gerichtet. Seither folgte ein Absturz der Rendite, was durch einen Run auf die entsprechenden Anleihen ausgelöst wurde. Anleger am Zinsmarkt gehen davon aus, dass wir die Zinsspitze bereits hinter uns haben und kaufen Anleihen, was das Zeug hält. Daran hat sich auch diese Woche nichts geändert, obwohl der Aktienmarkt zurückgekommen ist.

Wenn die Aktien tatsächlich zurückkommen, weil man nun wieder befürchtet, das aktuelle Leitzinsniveau könne die Inflation nicht ausreichend eindämmen, dann müsste man auch die Anleihen verkaufen. Denn weitere Zinsanhebungen würden größer ausfallen als vorige Woche noch erwartet, was Anleihen vorerst unattraktiv macht. Doch das geschieht nicht. Anleihen werden weiterhin gekauft, kaum jemand rechnet tatsächlich mit einem Ziel für den US-Leitzins, der über 4% liegt.

Warum also lässt der Aktienmarkt dann Federn? Nun, weil es sich um eine Verschnaufpause handelt, um eine Gegenbewegung nach einem fulminanten Jahresstart. Erst in ein paar Tagen werden wir wissen, ob die neu aufgekeimten Sorgen berechtigt sind, oder aber ob es bei einer Verschnaufpause bleibt. Bislang würde ich die Aussagen von Lagard, Dimon und Co. als Teil der Taktik betrachten: Geld wird auch dann verknappt, wenn Marktteilnehmer vorsichtiger agieren. Die jüngsten Aussagen dürften zu mehr Vorsicht führen.

Ich halte es also für eine Strategie der Notenbanken, möglichst hart zu sprechen, um sodann ggf. gar nicht so hart agieren zu müssen. Auch hier dürfen wir abwarten, ob der Plan aufgeht.

Schauen wir uns nun mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 19.1.23 Woche Δ Σ '23 Δ
DAX 15.034 -0,4% 8,0%
S&P 500 3.931 -1,2% 2,4%
Nikkei 26.554 1,7% 1,8%
Shanghai A 3.422 2,2% 5,7%
Euro/US-Dollar 1,08 0,1% 1,2%
Euro/Yen 140,74 1,9% 0,3%
10-Jahres-US-Anleihe 3,50% 0,03 -0,38
Umlaufrendite Dt 2,13% 0,02 -0,33
Feinunze Gold $1.926 0,5% 5,6%
Fass Brent Öl $87,03 2,6% 4,0%
Kupfer $9.285 1,2% 10,2%
Baltic Dry Shipping $801 -17,9% -47,1%
Bitcoin $21.372 10,5% 28,8%


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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