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Wochenrückblick 16. September - 20. September 2013

Problemlösungen heizen die Kurse an ...von Stephan Heibel
Zuerst hatte sich die Syrien-Krise genau dann zum Positiven entwickelt, als ein Militärschlag der USA unabwendbar aussah. Die Russen zeigten sich bereit, Assad zur Abgabe der che­mischen Waffen zu bewegen, und die USA gingen darauf ein. Der Ölpreis kam zurück, was sich vorteilhaft für die Gewinnmargen der Industrieunternehmen auswirkt.

Dann gab am vergangenen Wochenende Larry Summers bekannt, nicht für das Amt des US-Notenbankchefs zur Verfügung zu stehen. In den Tagen zuvor war er plötzlich als aussichts­reichster Kandidat Obamas für dieses Amt nach oben gespült worden. Er gilt als Falke, also jemand, der auch unangenehme Ent­scheidungen gegen jeden Widerstand durch­boxt und dabei eher einen restriktiven geldpo­litischen Kurs bevorzugt. Die Zeiten des lockeren Geldes wären dann vorbei gewesen, und die Börsen gingen ehrfürchtig in Deckung. Seine Absage wiederum wurde von Anlegern mit steigenden Kursen begrüßt, nun gibt es nur noch sogenannte "Tauben" als Kandidaten für den Sessel des Fed-Chefs. Die lockere Geld­politik dürfte also anhalten.

Und dann hat am Mittwoch die Fed unter noch-Chef Ben Bernanke bekanntgegeben, das Tapering, also die Drosselung der Liquiditäts­flutung, erst später zu beginnen. Nach seinen Kommentaren im Frühjahr, dass die Fed noch in diesem Jahr mit der Rückführung der Anlei­hekäufe beginnen werde, sofern es die Kon­junkturentwicklung zulasse, hatten die mei­sten Marktbeobachter damit gerechnet, dass nach der Sitzung dieser Woche die Käufe von den bisher 85 Mrd. USD monatlich auf 70 oder 65 Mrd. USD monatlich gedrosselt würden. Das ist nicht geschehen; DAX und Dow Jones sprangen vor Begeisterung auf Rekordniveaus.

Tja, da waren wir vor drei Wochen in den "Hor­rormonat September" eingebogen und sahen diverse Probleme, die an den Börsen für Tur­bulenzen sorgen sollten. Doch ein Problem nach dem anderen wurde auf vorteilhafte Weise gelöst, und so haben wir nun Rekord­kurse an den Börsen.

Es bleiben nun nur noch zwei Ereignisse, die für Turbulenzen sorgen könnten: Die morgigen Bundestagswahlen und die Erhöhung der Defi­zitgrenze in den USA.

Zur morgigen Bundestagswahl brauche ich Ihnen heute keine Prognose mehr zu geben, da sind Sie sicherlich bestens informiert. Da ich, wie wohl auch die meisten, von einer Kanzlerin Merkel ausgehe, dürften besondere Kursausschläge am Montag an den Börsen ausbleiben. Lediglich ein anderer Wahlausgang würde zu einer heftigen Reaktion führen - in diesem Fall eine negative Reaktion, da die Finanzmärkte eine konservative Regierung bevorzugen.

Die Diskussion um die Defizitgrenze in den USA beginnt in der kommenden Woche. Der US-Kongress setzt eine Grenze für die Ver­schuldung der Regierung fest. Es handelt sich um eine absolute Zahl, die regelmäßig nach ein bis zwei Jahren erreicht und durch erneute Verhandlungen angehoben wird. Nichts beson­deres also eigentlich.

Doch Obama ist ein besonders spendierfreu­diger Demokrat. Seine Gesundheitsreform, viele sprechen ohnehin nur noch von einem Reförmchen, hat viel Geld gekostet, und ins­besondere die Republikaner wollen das Reförmchen möglichst wieder zurückdrehen.

Die Republikaner auf der anderen Seite haben mit der Tea Party innerhalb ihrer Partei eine stark konservativ ausgerichtete Gruppe, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Macht gewann. Die Tea Party steht vor allem für eine Beendigung des Schuldenwahnsinns, sie möchten so schnell wie möglich zu einem ausgeglichenen Haushalt kommen.

Vor zwei Jahren sind diese gegensätzlichen Richtungen zuletzt aufeinandergestossen, und vor zwei Jahren wurden die Börsen dadurch über mehrere Monate in Atem gehalten. Beide Seiten zeigten extrem festgefahrene Positio­nen, und es drohte ein Ausgabenstopp für die Regierung. Der Ausgabenstopp bezieht sich auf neue Projekte, nicht aber auf bereits zuge­sagte Zahlungen. Dennoch würde ein Ausga­benstopp die Gesamtwirtschaft negativ beein­flussen.

Wir dürfen gespannt sein, ob es diesmal erneut fast zum Äußersten kommt oder ob die Streithähne bereits früher einen Kompromiss finden. Doch die Diskussion ist geeignet, die derzeitige Rallye zu beeinträchtigen.

Schauen wir uns einmal die Wochenbewegung der wichtigsten Indizes an. Diesmal haben wir die Kurse vom Freitag genommen, nicht vom Donnerstag:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 20.09.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 15.451 1,0 %
DAX 8.676 2,1 %
Nikkei 14.742 2,3 %
Euro/US-Dollar 1,35 1,8 %
Euro/Yen 134,36 1,4 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,73 % -0,18 %
Umlaufrendite Dtl. 1,54 % -0,8 %
Feinunze Gold 1.325 $ 0,7 %
Fass Brent Öl 109,35 $ -2,6 %
Kupfer 7.300 $ 3,1 %
Baltic Dry Shipping 1.904 17,5 %

Der Baltic Dry stürmt weiter nach oben. Ich werte dies weiterhin als Zeichen dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft stabilisiert. Die Angst vor der harten Landung durch eine zu restriktive Geldpolitik bewahrheitet sich also nicht.

Nikkei, DAX und Dow Jones stürmen weiter voran. Der Euro legt vor dem Hintergrund der anhaltend lockeren Geldpolitik in den USA wei­ter zu. Der Ölpreis geht in Folge der Beruhi­gung in Syrien leicht zurück.

An den Anleihemärkten hat die Verschiebung des Tapering ebenfalls Spuren hinterlassen: Die niedrig verzinsten Anleihen sind wider Erwarten wieder stärker gefragt, die Kurse leg­ten zu, und die Renditen gingen zurück.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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