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Wochenrückblick 17. Juni - 21. Juni 2013

Der Anfang vom Ende der Liquiditätsflutung ist in Sicht ...von Stephan Heibel
"Im Herbst könnten wir mit der Rückführung der Liquiditätsflutung (bekannt als QE3) begin­nen", sagt Bernanke.

"Viel zu früh" halten die Bären dagegen, "die Arbeitslosenquote ist noch zu hoch und die Inflation zu niedrig".

Wer der dummen Börsenweisheit "Die Börse hat immer Recht" folgt, sieht nun die Bären im Recht. Um 3% ist der DAX in Folge der Äuße­rung Bernankes eingebrochen, auch der Dow Jones brach auf zwei Tage verteilt entspre­chend ein.

Seit der letzten Ausgabe des Wochenrückblicks ist der Dax sogar um 5,6% eingebrochen, der Dow Jones um 3,7% und der Nikkei um 4%. Bin ich die einzige optimistische Stimme, an die sich die Bullen klammern, so das mein Urlaub gleich zu einem heftigen Ausverkauf führen musste? Nun, wir werden sehen, wie die Märkte nun nach meiner Rückkehr reagieren ;-)

Spaß beiseite: Ich halte die Reaktion für tech­nisch bedingt. Zwei Gründe gibt es dafür: Zum einen haben wir heute einen dreifachen Opti­onsverfallstag und die größte Position und Call- und Put-Optionen verfällt genau bei 8.000 Punkten im Dax. Auf diesem Niveau gehen die meisten Stillhalter der Optionen ohne Verlust aus dem Geschäft. Es ist ein viel diskutiertes Phänomen, dass solche Marken eine magi­sche Anziehungskraft besitzen und eben häufig genau erreicht werden. Böse Zungen behaup­ten, dass der Markt auf dieses Niveau hinma­nipuliert wird.

Doch es steckt auch ein Funken Wahrheit im Ausverkauf: Bernanke hat erstmals einen mög­lichen Termin für den Anfang vom Ende genannt. Das Ende der Liquiditätsflutung, mit der er seit nunmehr vier Jahren vehement die Finanzmärkte unterstützt. Jedem Anleger ist klar, dass dieses Liquiditätsflutung nicht ewig andauern kann. Doch jetzt, wo über den Anfang vom Ende diskutiert wird, müssen viele Portfolios umgestellt und der neuen Situation angepasst werden.

In den vergangenen Jahren waren Dividen­dentitel König. Die Aussicht auf eine stabile Dividende hat Nestlé zum Börsenstar gemacht. Ungewisse konjunkturelle Aussichten haben Anleger von Wachstumstiteln fern gehalten. Das niedrige Zinsniveau hat Anleihen unat­traktiv gemacht. Dividendentitel waren König.

Le roi est mort, vive le roi - Der König ist tot, es lebe der König. Mit dieser Formel wurde im Frankreich des 19. Jahrhunderts die Kontinuität der Erbmonarchie betont. Doch ein Wechsel des Königs führte häufig zu gesellschaftlichen Änderungen und genauso ist es auch in der Finanzwelt. Anleger trennen sich von den Titeln, die unter dem alten König beliebt waren und erst im zweiten Schritt suchen sie die Titel auf, die unter dem neuen König florieren soll­ten. Ich werde im Kapitel 04 auf die vier Bran­chen eingehen, die meiner Ansicht nach am stärksten von diesem Wechsel profitieren wer­den. Kunden des Heibel-Ticker PLUS sind schon einen Schritt weiter: Wir haben unser Portfolio in den vergangenen Monaten bereits auf diese anstehende Änderung ausgerichtet.

Doch zunächst werden die Lieblinge des alten Königs verkauft: Dividendentitel wie RWE und E.On, Deutsche Telekom und freenet, BASF und Brenntag, Hochtief und Bilfinger Berger. Alles, was Dividenden ausschüttet ohne ein besonderes Umsatzwachstum auszuweisen wird verkauft. Hinzu kommen Unternehmen der Bauindustrie, deren Konjunktur auch nur im entferntesten mit dem Zinsniveau gekoppelt ist, denn je günstiger die Baufinanzierung, desto mehr wird gebaut.

Na, un bei der Gelegenheit werden natürlich sämtliche Anleihen auf den Markt geschmis­sen. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen werden die niedrig verzinslichen Papiere im Handumdrehen fast wertlos, so die Angst vieler Anleger.

Ich halte die Medienberichte für irreführend. Die Märkte befinden sich nicht in einem pani­schen Ausverkauf sondern Anleger schichten einfach um. Und da dies in der heutigen Zeit des Internets binnen weniger Tage vonstatten geht, brechen die Kurse nun einmal kräftig ein. Beim letzten mal als ein langjähriger Abwärts­zyklus bei den Zinsen endete dauerte es fast ein Jahr, bis Anleger sich darauf eingestellt hat­ten - das war Anfang der 90er Jahre.

Wenn sich die Rauchschwaden dieses Aus­verkaufs verzogen haben werden Anleger sehen, dass weder Anleihen noch Dividen­denaktien, noch nicht-zyklische Aktien attrak­tiv sind wenn die Konjunktur anzieht und die Zinsen steigen. Zunächst, im Tumult des Aus­verkaufs, gilt einfach nur möglichst weniger zu verlieren als der Gesamtmarkt. Das ist uns in den vergangenen Wochen gelungen.

Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes in den vergangenen drei Wochen an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 20.06.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 14.758 -3,7 %
DAX 7.928 -5,6 %
Nikkei 13.230 -4,0 %
Euro/US-Dollar 1,32 1,1 %
Euro/Yen 128,72 -2,3 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,42 % 0,3 %
Umlaufrendite Dtl. 1,35 % 0,19 %
Feinunze Gold 1.295 $ -8,7 %
Fass Brent Öl 102,52 $ -0,5 %
Kupfer 6.849 $ -6,3 %
Baltic Dry Shipping 1.012 24,8 %

Da kündigt Bernanke ein Ende der Liquidi­tätsflutung an und dennoch steigt der Euro gegenüber dem US-Dollar. Verkehrte Welt? Nein, der Zeithorizont ist zu lang. Seit Bernan­kes Rede ist der Wechselkurs von knapp 1,34 USD/EUR auf zur stunde 1,315 USD/EUR ein­gebrochen. Auch hier also eine entspre­chende Reaktion der Märkte. Während die Ver­billigung des US-Dollars ein Ende haben könnte ist ein solches in Europa noch nicht in Sicht und das belastet den Euro.

Der Yen hat gegenüber dem Euro zugelegt. Das ist auf die ausbleibenden Liquiditäts­maßnahmen der Bank of Japan vor drei Wochen zurückzuführen. Nach der beispiello­sen Flutung zum Amtsantritts des neuen Pre­mierministers Abe und seinen gigantischen Konjunkturprogrammen blieb eine weitere Stei­gerung dieser Geldschwemme vor drei Wochen aus, was Anleger enttäuschte und zu einem Ausverkauf des Nikkei und einer Gegen­bewegung des Yen führte. Nichts dramati­sches in meinen Augen, hier waren lediglich die Erwartungen ausgeufert und sind nunmehr wieder auf ein vernünftiges Maß zurück geholt worden.

Die Zinsen steigen! Je länger die Laufzeit, desto stärker der Anstieg. Sowohl in den USA als auch schon in Deutschland. Die Immobilienbranche hüben wie drüben gerät dadurch unter Druck.

Gold und Kupfer sind eingebrochen als nahe das Ende der Welt. China hat diese Woche zum zweiten mal in Folge einen schwachen Einkaufsmanagerindex ausgewiesen. Entspre­chend sind sämtliche Rohstoffmärkte unter Druck geraten, insbesondere natürlich das Kupfer. Beim Gold hingegen sehe ich den Ein­bruch ähnlich wie bei Anleihen und Dividen­denaktien: Die sicheren Häfen können lang­sam verlassen werden.

Auf den heftigen Anstieg der Verschiffungs­raten (Baltic Dry) kann ich mir momentan noch keinen Reim machen. Überkapazitäten in der Schifffahrt sowie trübe Konjunkturaussichten in China sprechen eigentlich gegen einen so hef­tigen Anstieg. Ich werde in den kommenden Tagen ein wenig tiefer in diese Branche ein­tauchen.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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