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Wochenrückblick 18. Juni - 22. Juni 2018

Daimler macht den Anfang ...von Stephan Heibel
Daimler hat den Anfang gemacht: Einfuhrtarife führen zu einem Absatzrückgang und zu einem Anstieg der Kosten, warnte Daimler gestern. Das Unternehmen bezieht sich bei der Warnung speziell auf chinesische Einfuhrzölle auf in den USA gebaute SUVs. Daimler baut seine SUVs in den USA.

Bis vor kurzem wurde der Handelsstreit zwischen den USA und China als Verhandlungsstrategie ohne realwirtschaftliche Bedeutung gewertet. Nun gibt es das erste Unternehmen, das globale Auswirkungen vorrechnet. Es ist die Bestätigung der von mir in den vergangenen Wochen vorgetragenen Befürchtung, dass dieser Handelsstreit zuerst noch schlimmer wird, bevor eine Lösung kommt: per tenebras ad lucem, schrieb ich in meinem Update Anfang dieser Woche: durch die Dunkelheit ans Licht.

Daimlers Gewinnwarnung belastete gestern die Finanzmärkte weltweit. Da konnten auch die vielen positiven Meldungen nicht gegen an: Sämtliche 35 in den USA geprüften Großbanken bestanden den aktuellen Stresstest, auch die US-Tochter der Deutschen Bank. Google hat sich mit der chinesischen JD.com verbündet, um im globalen Einzelhandel ein Gegengewicht zu Amazon zu bilden. Bayer hat für seine Monsanto-Übernahme erfolgreich neue Aktien im Wert von 15 Mrd. Euro platziert. Micron glänzt im Boom der Internet der Dinge (IoT) mit guten Zahlen, doch die Technologieaktien folgen der Gewinnwarnung von Red Hat und sacken ab. Die Airbus Aktie bricht ein, weil ein Liefervertrag über 97 Flieger in den Iran aufgrund der Sanktionen wohl storniert werden muss, dabei stehen im Auftragsbuch von Airbus über 18.000 Fliegerbestellungen.

Im kommenden Monat stehen wieder Quartalszahlen und Unternehmensprognosen an. Der Handelsstreit ist nun schon einige Monate alt und erste Bremsspuren dürften bei einigen Unternehmen zu sehen sein. Bremsspuren im Umsatz, weil Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten, bis sich eine Lösung im Handelsstreit abzeichnet. Der reale Effekt ist also bislang noch nicht durch Zölle erzeugt, sondern durch Erwartungen bzw. Befürchtungen. Doch spätestens in den Prognosen werden dann die zu erwartenden realen Auswirkungen von Zöllen quantifiziert, es dürfte also einige negative Überraschungen geben.

Schauen wir uns vor diesem Hintergrund einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indikatoren an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

 
INDIZES 21.6.18 Woche Δ Σ '18 Δ
Dow Jones 24.536  -2,6% -1,2%
DAX 12.512  -4,5% -3,1%
Nikkei 22.693  -0,2% -0,3%
Shanghai A  3.012  -5,5% -13,0%
Euro/US-Dollar 1,16 -0,3% -3,3%
Euro/Yen 127,66 -0,7% -5,4%
10-Jahres-US-Anleihe 2,92% -0,04 0,49
Umlaufrendite Dt 0,20% -0,12 -0,08
Feinunze Gold $1.268  -2,8% -2,7%
Fass Brent Öl $73,59  -3,2% 10,5%
Kupfer 6.818  -5,3% -4,7%
Baltic Dry Shipping 1.347  -6,0% -1,4%
Bitcoin 6.695  1,2% -51,8%



Um 4,5% ist der DAX eingebrochen. Auch an den anderen globalen Aktienmärkten wurde der Rückwärtsgang eingelegt. Schon zum Wochenbeginn wurden die vorangegangenen Kursgewinne abgegeben, doch der Ausverkauf wurde zum Ende der Woche durch die Gewinnwarnung von Daimler nochmals beschleunigt.

Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro um 0,3% zulegen. Ich nehme an, dass Anleger den USA die größte Fähigkeit zu einer autarken Wirtschaft zusprechen, denn die USA hat eine funktionierende Hightech-Industrie und verfügt über viele Rohstoffe. Entsprechend strömt das Geld derzeit in die USA, weil man der US-Wirtschaft ein verhältnismäßig gutes Abschneiden im Falle eines globalen Handelsstreits zuspricht.

Ich wurde diese Woche mehrfach gefragt, ob die Chinesen nicht durch den Verkauf ihrer US-Staatsanleihen Druck auf die USA ausüben können. Meine Antwort: Nur bedingt. Die Chinesen erhalten, wenn sie US-Staatsanleihen verkaufen, US-Dollar für ihre Papiere. US-Dollar sind Zahlungsversprechen der US-Notenbank, US-Staatsanleihen sind Zahlungsversprechen der US-Regierung. Ich weiß nicht, ob Chinesen dadurch so viel gewonnen haben.

Werden dann die US-Dollar in chinesische Renminbi getauscht, dann verliert der US-Dollar an Wert und der Renminbi legt zu, was wiederum die chinesische Exportindustrie treffen würde. Was wäre dadurch gewonnen?

Ach so, einen Schritt habe ich übersprungen: Manch einer denkt, der Kurs der US-Staatsanleihen würde fallen, wenn so viele davon verkauft würden, so dass der Zins in die Höhe springt und die Finanzierungskosten für die USA ausufern könnten. auch das ist theoretisches Denken in Zeiten, in denen die US-Notenbank einfach alles zu 100% Kurswert aufkaufen kann und anschließend ausbucht.

Vor diesem Hintergrund verstehe ich den Einbruch des Goldpreises (-2,8%) überhaupt nicht. Jetzt ist der Augenblick gekommen, an dem ich Gold eine stabilisierende Wirkung zusprechen würde. Ich habe keine Ahnung, warum das noch nicht der Fall ist, vielleicht ist der Goldpreis einfach nur als Gegenbewegung zum steigenden US-Dollarkurs gefallen. Denn wenn der US-Dollar teurer wird, braucht man weniger davon, um Gold zu kaufen. Doch das kann dann nur eine sehr kurzfristige Bewegung sein.

Und statt sich endlich über der magischen Grenze von 3% zu etablieren, verharrt die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihen somit darunter, nämlich bei 2,92%. Auch die Umlaufrendite in Deutschland ist rückläufig, mit aktuell nur noch 0,2% (-0,12%punkte) kommen negative Zinsen wieder in Sicht. Wer hätte das gedacht?

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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