
Tim Cook, CEO von Apple, muss sich verarscht fühlen. Er kündigte ein Investitionsprogramm im Volumen von 500 Mrd.$ für die USA an und zog die iPhone Fertigung, dem vermeintlichen Wunsch Trumps folgend, aus China nach Indien ab. Doch Donald Trump möchte nicht die Fertigung einfach nur aus Indien entfernen, er möchte sie in die USA zurückholen. Damit wird Trump in meinen Augen übergriffig. Es mag noch nachvollziehbar sein, China als Systemgegner schwächen zu wollen. Doch einem Unternehmen vorzuschreiben, wie es sein Geschäft zu betreiben hat, ist in der freien Marktwirtschaft nicht üblich.
Apple sieht sich nun einem krassen Nachteil gegenüber Samsung ausgeliefert. Denn der Smartphone Wettbewerber aus Südkorea muss derzeit keine 25% Importzoll auf seine Geräte zahlen. Der Strafzoll für Apple hätte also in erster Linie zur Folge, dass der südkoreanische Wettbewerber Samsung gestärkt wird. Das kann nicht im Interesse von Donald Trump sein, daher befinden wir uns sicherlich nicht am Ende der Auseinandersetzung.
Auf ein ganz ähnliches Problem macht Jensen Huang, CEO von NVIDIA, aufmerksam. Seine KI-GPUs dürfen nicht nach China geliefert werden, da sie für militärische Zwecke eingesetzt werden könnten. Das Resultat dieses Verbot konnten wir vor einigen Monaten schon sehen, als chinesische Entwickler ihre Kreativität unter Beweis stellten. Das KI Reasoning Modell DeepSeek erzielt mit deutlich weniger Rechenleistung sehr gute Ergebnisse. Jensen Huang warnt nun davor, dass in China unter Hochdruck KI-Chips entwickelt werden, so dass der technologische Vorsprung NVIDIAs schmilzt.
Und nun die 50% Strafzölle auf alle EU Importe in die USA. Es ist bislang nur eine Empfehlung Trumps, da er mit dem Fortgang der Verhandlungen unzufrieden ist. Aber es ist ein klares Signal, dass der persönliche Trump erst einmal verschwunden ist. Vielleicht hat sich dies bereits nach dem irritierend Gespräch zwischen Donald Trump und Vladimir Putin angedeutet, in dem er sich von Putin um den Finger wickeln ließ und den Europäern in den Rücken fiel. In jedem Fall müssen wir uns nun wieder auf eine Phase zunehmender Spannungen einstellen.
Gegenzölle der EU dürften nur mäßige Erfolge zeigen. Was wollen wir besteuern? Levi’s Jeans, Coca-Cola oder US Kinofilme? Viel gibt es da nicht. Auf der anderen Seite sind nun unsere Autos im Kreuzfeuer, auch die, die wir in Mexiko für den US Markt produzieren lassen. Deutschland hat natürlich unter den EU Ländern das größte Handelsbilanzdefizit mit den USA, ist daher also am stärksten von dieser neuen Eskalation betroffen. Entsprechend bricht der DAX heute erst einmal um 2,5% ein.

Die USA haben ihre eigenen Probleme. Donald Trump möchte ein neues Steuerpaket verabschieden, mit dem er Sozialleistungen kürzt und Steuererleichterung einführt. Dieses Paket, wenn es in der vorgeschlagenen Form nach dem Kongress auch den Senat passieren würde, führt zu einer Neuverschuldung in Höhe von 6% des BSPs. Zum Vergleich: die EU hat sich ein Limit von 3% auferlegt. Die Staatsverschuldung der USA kratzt derzeit an 100% des BSPs und könnte in den kommenden Jahren über 120% springen. Zum Vergleich: die EU hat sich ein Limit von 60% auferlegt, aber daran halten sich die wenigsten. Seit dem Billionen-Stimulus ist dieses Ziel auch in Deutschland auf viele Jahre nicht mehr zu erreichen.
Wir sehen also, dass der Westen die Geldschleusen auch ohne Corona öffnet. Entsprechend steigen die Zinsen für langfristige Anleihen. Niemand möchte bei der durch diese Spendierfreude abzusehenden Inflation sein Geld niedrig verzinst anlegen. Und so steigt auch die Rendite auf die zehn Jahre laufenden Staatsanleihen, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Okay, in Deutschland fand der Anstieg nach dem Verkünden des Billionen Stimulus statt, inzwischen hat sich die Lage wieder beruhigt. In den USA jedoch steigt die Rendite mit dem Hin und Her im Kongress und in den kommenden Tagen auch im Senat immer wieder an.

Ist das Steuerpaket aber erst einmal verabschiedet, dann herrscht Gewissheit, und mit spitzem Bleistift werden die neuen Zahlen in die Prognosen eingerechnet. Ab diesem Zeitpunkt dürften meiner Einschätzung nach die Aktienmärkte dann wieder steigen. Jedoch würde dies nur in einer isolierten Betrachtung gelten. Wir haben ja gleichzeitig noch einen Steuerstreit, wie oben beschrieben. Auch der belastet die Aktienbörsen.
Wir sehen: es geht drunter und drüber. Was macht man in solchen Zeiten? Nun, man sucht sich Märkte, die davon profitieren. Da das Gold schon vor einigen Wochen neue Allzeithochs erklimmen konnte, stürzte man sich anschließend auf den Bitcoin. Nun hat auch der Bitcoin mit 111.000$ ein neues Allzeithoch erreicht.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 23.5., 19:04 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 23.630 | -0,6% | 18,7% |
S&P 500 | 5.805 | -2,6% | -1,7% |
Nikkei | 37.160 | -1,6% | -6,9% |
Shanghai A | 3.882 | -0,2% | -1,3% |
Euro/US-Dollar | 1,14 | 1,8% | 9,1% |
Euro/Yen | 161,99 | -0,4% | -0,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,50% | 0,07 | -0,01 |
Umlaufrendite Dt | 2,49% | 0,04 | 0,18 |
Feinunze Gold | $3.360 | 5,2% | 28,5% |
Fass Brent Öl | $64,75 | -1,0% | -13,1% |
Kupfer | $9.501 | -0,8% | 6,6% |
Baltic Dry Shipping | $1.341 | 2,8% | 34,5% |
Bitcoin | $109.430 | 5,6% | 16,7% |
Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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