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Wochenrückblick 2. Dezember - 6. Dezember 2013

US-Aufschwung verfehlt breite Bevölkerung ...von Stephan Heibel
Was war am Dienstag anders als am Montag dieser Woche? Wie konnte der DAX am Mon­tag noch die 9.400 Punkte überspringen und anschließend ohne besonderes Ereignis bin­nen weniger Tage unter 9.100 Punkte rut­schen? Außer "die Korrektur war überfällig", war in den Medien kein ernstzunehmender Grund zu finden. Zumindest nicht in den deutschsprachigen Medien.

Als erstes haben jedoch die US-Börsen nach­gegeben. Daher vermute ich den Grund für den plötzlichen Einbruch auch dort. Ich hatte es Ihnen am vergangenen Freitag geschrieben: Nach Black Friday und Cyber Mondey werden die Verkaufszahlen auf das gesamte Weih­nachtsgeschäft hochgerechnet, und mit der Siegerehrung wartet man nun nur noch aus Höflichkeit. Wir wissen aber heute schon, wer auf dem Treppchen stehen wird: Apple, Sam­sung und Amazon.

Hochpreisige Smartphones und Touchpads sind verantwortlich für über die Hälfte des dies­jährigen Zuwachses am Weihnachtsgeschäft. Alle anderen Einzelhändler teilen sich den Rest des mageren Zuwachses, egal ob Kleidung, Parfüm oder Spielzeug verkauft wird. Oder anders ausgedrückt: Spielzeuge der Reichen haben einmal mehr Hochkonjunktur während sich der Großteil der Bevölkerung die Taschen zuknöpft.

Verramscher Five Below meldete heute ein besseres Ergebnis als erwartet. Damit befindet sich das Unternehmen in guter Gesellschaft neben Family Dollar, Dollar Tree und Dollar General. Unternehmen wie Best Buy, Wal Mart, Sears oder Kohls kämpfen mit stabilem Umsatz bei rückläufigen Margen.

Die Angst macht sich breit, dass der Auf­schwung in den USA von einer kleinen Schicht der Wohlhabenden getragen werden könnte, während der Großteil der Bevölkerung immer härter arbeiten muss. Die Diskussion um einen Mindestlohn beginnt in den USA. Ich hörte heute das Argument, dass bei McDonalds frü­her Schüler und Studenten arbeiteten, heute jedoch häufig alleinerziehende Mütter ohne adäquate Ausbildung. Diese hätten gar nicht die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Und so steht nun auch das Bildungssystem unter Beschuss.

Diese Diskussionen kommen auf, weil nach den heute überraschend guten Arbeitsmarkt­daten, die Arbeitslosigkeit ist auf 7,0% gefal­len, erwartet wurden 7,2%, das Tapering eher früher als später beginnen dürfte. Zudem stieg weißer Rauch aus Washington auf, in Sachen Haushaltsbudget sieht es nach einer baldigen Einigung der Streithähne Republikaner und Demokraten aus.

Für Anfang nächsten Jahres, spätestens im März, wird nun mit einer Drosselung der Anlei­hekäufe durch die US-Notenbank Fed gerech­net. 80 Mrd. USD gibt die Fed derzeit monatlich für Anleihen aus. Die Drosselung (Tapering) dieses Programms wurde von Fed Chef Ben Bernanke bereits im Mai des laufenden Jahres angekündigt, doch der genaue Zeitpunkt blieb offen.

Ich stelle mir das immer so vor: In den vergan­genen Jahren wurde der Alkoholiker immer wieder mit steigenden Mengen an Alkohol voll­gepumpt, weil er noch nicht behandlungsfähig war. Nun beginnt man langsam, die Dosis kon­stant zu belassen um zu schauen, wann mit einer Behandlung, also Reduktion der Dosis sprich Zinssteigerung, begonnen werden kann.

Ja, in der Medizin würde man diese Behand­lungsmethode sofort als Unsinn abtun. In der Wirtschaft jedoch hat man die Alkoholdosis "unter Aufsicht" noch jahrelang erhöht. Nun wird über einen Zeitraum von schätzungsweise einem Jahr die monatliche Geldspritze von 80 Mrd. USD auf Null zurückgefahren, der Patient wird dann nur noch mit der Dosis zufrieden sein müssen, die er sich selber in seinen Zei­ten der "normalen Abhängigkeit" gegönnt hat.

Es wird dann eine Phase der Leitzinserhö­hungen folgen. Von derzeit 0-0,25% wird der Zins in Richtung 3% steigen. Alles unter 3% ist in meinen Augen aus volkswirtschaftlicher Sicht noch immer keine Abstinenz. Wirklich runter von den Drogen wird die Wirtschaft erst dann sein, wenn der Zins auf 3% gestiegen ist.

Es ist ein weiter, beschwerlicher Weg, der da vor uns liegt. Die USA schreiten voran, wäh­rend zeitgleich in anderen Teilen der Welt, siehe Japan und Europa, die Dosis noch immer erhöht wird.

Kein Wunder, dass die Finanzmärkte da nervös sind: Ist die USA überhaupt in der Lage, den Rest der Welt aus dieser Krise herauszufüh­ren? Wo doch der US-Konjunkturaufschwung an der breiten Bevölkerung spurlos vorbei­geht...

Geht nun also die Rallye ihrem Ende zu?

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes diese Woche entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 05.12.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 15.822 -1,7 %
DAX 9.085 -3,2 %
Nikkei 15.300 -2,3 %
Euro/US-Dollar 1,37 0,3 %
Euro/Yen 139,52 0,3 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,86 % 0,13 %
Umlaufrendite Dtl. 1,42 % 0,04 %
Feinunze Gold 1.230 $ -1,1 %
Fass Brent Öl 111,30 $ 0,6 %
Kupfer 7.113 $ 1,0 %
Baltic Dry Shipping 2.145 24,8 %

Der DAX ist mit -3,2% am stärksten eingebro­chen. Kein Wunder, er hatte zuvor ja auch am stärksten zugelegt. Zudem wurde der Koaliti­onsvertrag von der internationalen Finanzge­meinde recht enttäuscht aufgenommen. Es fehlen mutige Schritte und Impulse, vielmehr würden auf ausgetretenen Pfaden beschleunigt Schulden gemacht, so der Grundtenor der Kommentare, die ich gelesen habe.

Ich habe den Koalitionsvertrag durchgeschaut und kann darin wenig Konkretes finden. Das ist wohl der SPD-Abstimmung geschuldet. Die beiden großen Parteien wollen um jeden Preis keine Angriffsflächen bieten.

So traurig dies für eine offene, demokratische Diskussion auch sein mag, so wenig wird dies aber nach der erfolgreichen Verabschiedung des Vertrags so bleiben. In meinen Augen haben CDU und SPD die Messlatte für ihre Koalition nunmehr sehr niedrig gelegt und wer­den später für einige Überraschungen gut sein.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist ange­sprungen. Nach dem Parteikongress in China sickern immer mehr der dort besprochenen Inhalte an die Öffentlichkeit, und es macht sich so etwas wie eine Aufbruchstimmung breit. Es gibt einen neuen 10-Jahresplan, und die Wirt­schaft kann nun wieder planen. Ich bin weiter­hin bullisch für die Entwicklung in China gestimmt.



Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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