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Wochenrückblick 2. Januar - 6. Januar 2017

Kosten der Perfektion: Verschnaufpause ...von Stephan Heibel
Die Trump-Rallye hat die Kurse an den Börsen auf ein Niveau gehievt, für das nun alle Versprechungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump zeitnah umgesetzt werden müssen. Repatriation (Rückholung von im Ausland unversteuert schlummernden Unternehmensgewinnen in die USA), Steuererleichterungen, Infrastrukturinvestitionen mit einem Volumen von 500 Mrd. bis 1 Bio. USD.

Alles, was diese drei konjunkturfördernden Maßnahmen verhindern oder auch nur verzögern könnte, wirkt nun negativ auf die Aktienbörse. Die Rallye macht dann eben eine Verschnaufpause und gibt sogar einen Teil ihres Gewinns wieder ab. In den vergangenen Tagen gab es einige Dinge, die in diesem Sinne negativ für die Aktienbörse waren:

Der US-Senat beschäftigt sich jetzt mit Obamacare und Donald Trump läßt sich auf eine entsprechende Diskussion mit dem Senat ein. Obamacare zurückzudrehen war das Versprechen von Donald Trump. Wenn sich dort nun Widerstand regt, wird Trump mehr Energie für dieses Vorhaben aufbringen müssen und diese Energie fehlt dann bei den drei oben genannten, konjunkturell wichtigen Versprechen.

Zudem verfängt sich Donald Trump in einer Diskussion um die CIA: Er möchte die CIA "umgestalten", schlanker gestalten oder, wie es Kritiker sagen würden, ihr Macht entziehen. Nun hat sich ein starker Gegner in Position gebracht: John McCain, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, der vor vier Jahren Obama unterlag, stärkt die CIA. Trump hat nun also seinen ersten Ärger innerhalb der eigenen Partei.

Wenn Trump seine drei oben genannten Versprechen umsetzen möchte, wird er sicherlich Unterstützung aus der Opposition benötigen. Sein Wahlsieg war nicht so groß, dass er einige Abtrünnige, die es sicher geben wird, innerhalb der eigenen Partei ausgleichen könnte. Er wird Demokratische Senatoren auf seine Seite ziehen müssen. Das tut man aber nicht, indem man den Oppositionsführer Chuck Schumer über Twitter als "Clown" bezeichnet. Hier könnte Trump heftigen Gegenwind erzeugen.

"Commander in Twitter" wird Trump inzwischen auch genannt. Nachdem er die Tech-Branche via Twitter auf Spur gebracht hat, die Flugzeugindustrie zu Zugeständnissen bewegte und der alten Industrie (United Technologies) Investitionen innerhalb der USA aus den Rippen gequetscht hat, wendet er sich nun der Autoindustrie zu. Ford und General Motors waren bereits Gegenstand seiner Tweets, Ford hat umgehend eine 1,7 Mrd. USD Investition in Mexiko storniert und stattdessen ein 700 Mio. USD Investment in den USA angekündigt. General Motors sitzt Meldungen zufolge an ähnlichen Szenarien.

Nun hat Toyota bekannt gegeben, für den Bau des Corollas, der Absatzschlager in den USA, eine Fabrik in den USA zu bauen. "No way!" twittert Trump, "baut in den USA oder zahlt hohe Importzölle". Toyota, Honda und Nissan fielen an der japanischen Börse umgehend um 3%. Es gibt aber inzwischen auch Kollateralschäden: Das US-Unternehmen Constellation Brands, Anbieter von Corona und anderen überwiegend mexikanischen Alkoholika, fiel um 7%.

Auf der einen Seite kann ich nur den Kopf schütteln, wie Trump seine Macht missbraucht. Schlimmer als die Mauer, die er nach Mexiko bauen möchte, ist der Protektionismus, mit dem er Unternehmen überzieht. Auf der anderen Seite dreht er die Globalisierung, die vielen Wählern in der jüngeren Vergangenheit zu weit gegangen ist, einfach nur ein wenig zurück.

Das sind natürlich Meldungen, die nicht in das Bild der Trump-Rallye passen. Anleger würden sich vielmehr wünschen, dass bereits konkrete Pläne für die Umsetzung der Repatriation, der Steuererleichterungen und des Infrastrukturprogramms veröffentlicht würden. Doch davon ist Trump derzeit weit entfernt und entsprechend legen der Dow Jones, wie auch der DAX, eine Verschnaufpause ein.

Zusätzlich belastet haben dann noch die Einzelhandelszahlen von Macys und Kohls, die verheerend ausfielen. Die beiden Aktien sind im Anschluss an die schlechten Zahlen zweistellig ins Minus gerutscht, für Einzelhandelsgiganten ein ziemlich seltener Kursrutsch.

Kippt die Trump-Rallye nun um und geraten wir in einen Ausverkauf? Oder handelt es sich nur um eine Verschnaufpause? Ich gehe davon aus, dass es sich nur um eine Verschnaufpause handelt.

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 05.01.2017 Änderung Vorwoche
Dow Jones 19.938 0,9%
DAX 11.599 1,0%
Nikkei 19.454 1,8%
Euro/US-Dollar 1,06 0,3%
Euro/Yen 123,43 0,4%
10-Jahres-US-Anleihe 2,42% -0,03
Umlaufrendite Dtl. 0,08% 0,09
Feinunze Gold 1.173$ 1,8%
Fass Brent Öl 57,24$ 0,9%
Kupfer 5.426$ 0,0%
Baltic Dry Shipping 928 0,0%

Na, Verschnaufpause ist auch relativ, denn sämtliche Aktienindizes sind im Wochenvergleich angestiegen. Doch die obige Analyse der Verschnaufpause bezieht sich auf die beiden letzten Tage dieser Woche, da sah es nicht so rosig aus.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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