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Wochenrückblick 2. September - 6. September 2013

Smartphonemarkt: Hard- & Software aus einer Hand ...von Stephan Heibel
Na, so richtig viel passiert ist in dieser Woche nicht. Zum Glück! Denn nach dem Rückzieher der Engländer hinsichtlich einer militärischen Aktion in Syrien hat nun auch Friedensnobel­preisträger Obama Probleme, sein Vorhaben umzusetzen. Die kritischen Stimmen mehren sich, ob ein Militärschlag tatsächlich die Schul­digen treffen würde. Zudem ist man sich in der Weltgemeinschaft noch nicht einmal einig, wer denn die Chemiewaffen eingesetzt hat. 

So ist die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbar bevorstehenden Militärschlags kleiner gewor­den, die Börsen haben entsprechend aufgeat­met. Doch ich gehe davon aus, dass die USA in den kommenden Wochen auf jede erdenkli­che Weise den Druck auf das Assad-Regime hoch halten werden.

Auch an den beiden anderen Fronten gab es wenig Bewegung: Noch immer gibt es keinen designierten Nachfolger für US-Notenbankchef Ben Bernanke. Und noch immer gibt es keine Gespräche zu einer Anhebung des US-Haus­haltsbudgets. Und das ausbleibende politi­sche Störfeuer führt sogleich zu einer recht positiven Entwicklung an den Börsen.

Einzelmeldungen bestimmten also das Bör­sengeschehen. Entsprechend war die Bewe­gung einzelner Aktien in dieser Woche teil­weise sehr stark, jedoch in beide Richtungen, sodass unter'm Strich nur ein kleines Plus im DAX und Dow Jones übrig blieb.

Hard- & Software aus einer Hand

Die Woche begann mit einem Hammer: Micro­soft verkündete den Kauf von Nokias Handy­sparte. Vor drei Jahren ging Stephen Elop von Microsoft zu Nokia, um dort als CEO das Ruder herumzureißen. Durch Massenentlas­sungen und einen lukrativen Kooperations­vertrag mit Microsoft hat er Nokia über Was­ser gehalten, doch der einstige Weltmarktführer bei Handys verliert eins ums andere weiter Marktanteile.

Microsoft hat mehrfach versucht, den Smart­phonemarkt zu erobern. Doch das Handy-Betriebssystem Windows Phone fristet ein Nischendasein.

Gemeinsam soll es nun gerichtet werden. Und das, nachdem Microsoft CEO Steve Ballmer erst wenige Tage zuvor verkündet hat, sich bin­nen 12 Monaten aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Nokias CEO Stephen Elop, der gemeinsam mit 32.000 Nokia-Mitarbeitern zu Microsoft geht, wird nun als heißer Nachfol­gekandidat für den CEO-Posten Microsofts gehandelt.

Der Zusammenschluss ist in meinen Augen sinnvoll. Zumindest ist es ein besserer Weg als unter Elop das Personal von Nokia weiter abbauen zu lassen. Aus Sicht von Microsoft ist es ebenfalls gut, das Know-how für die Mas­senproduktion von Hardware ins Haus zu holen. Doch ob durch die Koppelung zweier Problemfälle plötzlich ein hippes Produkt ent­stehen kann, wage ich zu bezweifeln. Die Übernahme hat rein rechnerisch bereits Erfolg, wenn Microsoft seine Nische von derzeit 3 auf 5-6% Marktanteil ausweitet.

Microsoft geht damit den Weg, den Apple als Hard- und Softwareanbieter vorgezeichnet hat. Aber Microsoft ist nicht der erste, der das kopiert: Hewlett Packard hat 2010 Palm gekauft. Google kaufte 2012 Motorola. Sony kaufte die Anteile des Joint Ventures mit Erics­son zurück. Blackberry hat als Vorreiter im Smartphonemarkt seit jeher Soft- und Hard­ware im eigenen Haus entwickelt.

Es ist ein Trend, den die japanischen und US-Unternehmen konsequent vorantreiben. In Südostasien hingegen bleibt man spezialisiert auf die Hardwareentwicklung. HTC, LG und Samsung nutzen überwiegend Android von Google als Betriebssystem für ihre Smartpho­nes.

Die Revolution vom einfachen Handy zum Smartphone ist gelaufen. Microsoft ist zu spät und wird sich so höchstens eine kleine Nische sichern. Doch schauen wir einmal auf die näch­ste Revolution: Ich gehe davon aus, dass als nächstes bewegte Bilder, also Videos, über Mobilfunknetze gestreamt werden. Das geht zwar schon lange, aber wird bislang nur sehr eingeschränkt wahrgenommen, weil es bei fast allen Mobilfunkverträgen Volumengrenzen für die Datenübertragung gibt. Zudem haben unsere Netze heute noch kaum die Kapazität, massenhaftes Videostreaming zu unterstützen.

Warum hat Microsoft also nicht Youtube statt Nokia gekauft? Ach so, das gehört ja schon Google. Aber Netflix ist noch zu haben ... Nein, Nokia hilft bei der von mir erwarteten nächsten Revolution nicht. Microsoft vermindert damit seinen Rückstand.

Somit bleibt als Chance für das neue Unter­nehmen Microsoft die reibungslosere Integra­tion des Smartphones in die Windows-Welt.

Nokia wird von der von mir erwarteten näch­sten Revolution profitieren, denn im Unterneh­men verbleibt das Netzwerkgeschäft, also der Aufbau von Mobilfunk-Infrastruktur. Und da die Netze bislang nur zögerlich auf den LTE-Stan­dard ausgebaut wurden, dürfte hier meiner Ein­schätzung nach schon bald eine Investiti­onswelle losgetreten werden.

Die Mobilfunkanbieter positionieren sich schon: Vodafone hat diese Woche seine Anteile am Joint-Venture mit Verizon im US-Geschäft an Verizon verkauft. 130 Mrd. USD zahlt Verizon an Vodafone, zum großen Teil in Form von Aktien. Es ist die drittgrößte Übernahme in der Geschichte der USA. Verizon ist hinter AT&T und Sprint der drittgrößte Mobilfunkanbieter. Die Deutsche Telekom ist mit T-Mobile USA noch immer als viertgrößter Wettbewerber am Markt vertreten und hat in diesem Jahr den kleineren Wettbewerber Metro PCS übernom­men. Wer künftig keinen Kundenschwund beklagen möchte, muss jetzt in den Ausbau der LTE-Netze investieren.

Als gut positioniert sehe ich derzeit lediglich Samsung, Apple und Google an. Bei den ande­ren stehen hohe Investitionen an, und ein hef­tiger Wettbewerb dürfte auf die Gewinnmargen drücken, wenn man nicht High-End Innovatio­nen anbietet. Und das können derzeit Sam­sung, Apple und Google am besten.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 05.09.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 14.937 0,7 %
DAX 8.235 0,5 %
Nikkei 13.861 3,5 %
Euro/US-Dollar 1,31 -0,9 %
Euro/Yen 130,71 0,7 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,98 % 0,23 %
Umlaufrendite Dtl. 1,61 % 0,09 %
Feinunze Gold 1.369 $ -2,0 %
Fass Brent Öl 115,43 $ 0,3 %
Kupfer 7.183 $ 0,7 %
Baltic Dry Shipping 1.279 12,6 %

Der Baltic Dry Shipping Index ist um 12,6%angesprungen. Er misst die Tagesraten für das Verschiffen von Schüttgut und schwankt teil­weise sehr stark. Doch auch wenn wir diese starken Schwankungen herausrechnen, so ergibt sich in diesem Jahr doch ein ansehnli­ches Wachstum der Schiffsraten. Zum Jahres­wechsel standen die Raten noch bei 700 USD.

Angebot und Nachfrage kommen nun wieder ins Gleichgewicht. Nachdem in den vergan­genen Jahren große Überkapazitäten vorhan­den waren und insbesondere China sein Importwachstum drosselte, brachen die Raten ein. Nach Jahren der Konsolidierung reicht nun offensichtlich die Aussicht auf Besserung in China für einen kräftigen Preisanstieg aus. Ich werte dies als weiteres Indiz für eine sich lang­sam verbessernde Weltwirtschaft.

Gold als größter Wochenverlierer mit -2% ist sicherlich von den Vorgängen in Syrien beein­flusst worden. Nachdem sich die Situation ein wenig beruhigt hat, hat der Goldpreis nun wie­der einen Teil des Preisanstiegs abgegeben.

Nach 0,5% Wochenplus notiert der DAX nun­mehr für das Jahr 2013 mit 8,2% im Plus.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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