ARNOLD & PARTNER - Finanz- und Versicherungsmakler

Wochenrückblick 20. Januar - 24. Januar 2014

Die erste Krise 2014: China ...von Stephan Heibel
So, da haben wir schon die erste Krise im noch jungen Jahr 2014. Die Krise heißt "Credit Equals Gold #1 Collective Trust", ein verbriefter Kredit von vermögenden Kunden der Industrial and Commercial Bank of China direkt an das Kohleunternehmen Shanxi Zhenfu. Dieser ver­briefte Kredit wird zum 31. Januar fällig, doch das Unternehmen ist bereits pleite, die Bank hat bereits gesagt, dass sie sich keine Umstände vorstellen könne, zu denen es zu einer Rückzahlung aus der Insolvenzmasse kommen könnte, und der Staat hält sich dies­mal zurück.

500 Mio. USD stehen zur Rückzahlung an, Zhenfu hat 12% Zinsen auf die Summe zahlen sollen, die Investoren haben 10% Zinsen auf ihre Einlage erhalten.

All das klingt jetzt nicht sonderlich dramatisch, dennoch ist diese Geschichte für den Ausver­kauf an den Börsen vom gestrigen Donnerstag verantwortlich, und auch heute noch wirkt diese Hiobsbotschaft nach. Es hat uns eben doch zu interessieren, wenn in China ein Sack Reis umfällt.

Das Brisante an der Geschichte ist nämlich, dass es das erste Mal überhaupt wäre, dass ein solches Finanzprodukt nicht zur Rückzah­lung kommt. Bislang ist immer der Staat in China eingesprungen, wenn diese Konstrukte am Ende nicht aufgingen.

Es handelt sich dabei um das viel kritisierte Kreditsystem Chinas. Es gibt vermögende Anleger, die nach attraktiven Anlageideen suchen. Erinnern Sie sich an die Immobilien­blase 2007? Die Vermögen strömen in die Bank, und die Bank wird aufgefordert, eine Beteiligung mit hoher Rendite zu finden.

Da kommt ein junger Unternehmer aus der Provinz gerade recht, der eine Kohlefabrik auf­bauen möchte, politisch gut verdrahtet ist (Kor­ruption!) und bereit ist, 12% Zinsen zu zahlen. So haben die Banken geradezu nach diesen jungen Unternehmensgründern gesucht und damit die überschüssige Produktion von Kohle, Eisen, Stahl, ... angeschoben.

Die neue Regierung hat angekündigt, diese Machenschaften zu beenden und stattdessen ein moderates Wachstum von 7,5% für das Land anzustreben. Dazu gehört nun auch, die Überkapazitäten, die durch diese lasche Kre­ditvergabe entstanden sind, zu beseitigen -die Pleite der Kohlefirma ist da also nur konse­quent. Doch das allein wird nicht reichen, um die Finanzierungsmethoden zu stoppen. Bisher ist der Staat immer eingesprungen, und darauf verlassen sich Anleger. Sie fordern ihre Ban­ken weiterhin auf, solche Anlagemöglichkeiten zu finden, oder eben zu schaffen. Und um diese Fehlentwicklung zu beenden, muss nun einmal ein Exempel statuiert werden.

Ich sehe also durchaus den Credit Equals Gold #1 Collective Trust als ein Exempel. Vielleicht reicht es ja, den Märkten die Angst einzujagen, der Staat könnte irgendwann eben nicht mehr einspringen, um die lasche Kreditvergabe zurückzufahren. Dann würde in letzter Minute der Staat eben die Rückzahlung der Vermögen sicherstellen. Sie wissen ja, China ist noch immer ein kommunistisches Land, dort geht so etwas.

Vielleicht muss aber auch tatsächlich mal ein solches Produkt vor die Wand gefahren wer­den, um vermögende Anleger Chinas aufzu­wecken. Doch das könnte weitaus gefährli­chere Auswirkungen haben, als derzeit abseh­bar. Denn viele Finanzierungen in China laufen gerade nur deswegen so reibungslos, weil die jeweiligen Vertragsparteien stets wissen, dass der Staat dahinter steht. Und auch im Außen­handel bilden Garantien des Staates ein wich­tiges Rückgrat für das gegenseitige Vertrauen.

Sollte also am 31. Januar erstmals das Ver­trauen in den Chinesischen Staat beeinträchtigt werden, kann ich nicht absehen, wie viele Ver­tragsparteien zusätzliche Sicherheiten einfor­dern oder welche Verträge mangels Vertrauen gar nicht erst zustande kommen. Aus den der­zeitigen Turbulenzen an den Finanzmärkten könnte eine handfeste Krise erwachsen.

Ich kann die Entwicklung in China nicht abse­hen, dazu kenne ich das Land zu wenig. Aber ich betrachte deren mögliche Auswirkung auf die Wirtschaft der westlichen Welt als moderat.

Schauen wir einmal, wie die wichtigsten Indi­zes sich im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 23.01.2014 Änderung Vorwoche
Dow Jones 16.197 -1,3 %
DAX 9.631 -0,9 %
Nikkei 15.392 -2,2 %
Euro/US-Dollar 1,37 0,6 %
Euro/Yen 140,00 -1,3 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,74 % -0,1 %
Umlaufrendite Dtl. 1,47 % -0,07 %
Feinunze Gold 1.268 $ 2,3 %
Fass Brent Öl 106,96 $ 0,8 %
Kupfer 7.201 $ -1,3 %
Baltic Dry Shipping 1.271 -9,1 %
 
Oh Wunder, das Gold steigt wieder. Sollte es sich hier um eine Trendwende handeln? Das wäre schlecht für den Aktienmarkt. Oder han­delt es sich nur um eine kurze Gegenbewe­gung im Abwärtstrend der vergangenen Mona­te? Wir werden es in den nächsten Tagen sehen.

Wir befinden uns im Tag 2 der Credit Equals Gold #1 Collective Trust Krise. Ich gehe im positiven Fall davon aus, dass die Krise drei bis vier Tage anhalten wird.

Schwellenländer Türkei & Argentinien unter Druck

Haben Sie gesehen, dass die Rendite der US-Staatsanleihen sowie der langläufigen Bun­desanleihen seit Jahresbeginn bereits um rund 9% nachgegeben haben? Rückläufige Renditen gibt es, wenn die Nachfrage nach den Papieren steigt, die Preise also steigen und der feste Zins auf das Papier für einen höheren Anlagebetrag erkauft werden muss.

Hatten wir nicht kürzlich von steigenden Zinsen gesprochen? Durch das Tapering der US-Notenbank, der Drosselung der Geldflutung, kehrt langsam Vertrauen in die Finanzmärkte zurück. Und zwar insbesondere in den US-Finanzmarkt, oder in unserem Fall hier: den US-Staatsanleihemarkt. Diese Zunahme der Attraktivität von US-Staatsanleihen findet gleichzeitig zur Änderung der Politik in der Tür­kei statt: Die ehemals wirtschaftsfreundliche Politik ist wieder ein Stückchen unberechen­barer geworden. Die Türkische Lira wird ver­kauft, das Geld wandert in sicherere Häfen.

Ganz anders liegen die Gründe in Argentinien. Dort gibt es schon seit Jahren eine wenig wirt­schaftsfreundliche Politik, und der Pesos ver­liert immer mehr an Wert.

Die einen sagen, die Drosselung der Liquidi­tätsflutung durch die US-Notenbank führe zu solchen Problemen. Ich würde eher sagen, dass die Probleme in jedem Schwellenland anders gelagert sind. Nun gibt es eine Alterna­tive für dortige Anleger, und die Alternative wird genutzt. Gerade die Türkei hatte ich in der vergangenen Woche noch als eines der gefähr­deten Länder genannt. Thailand ist ein weite­rer Kandidat mit wackeligen Fundamental­daten.

Braut sich hier also schon wieder die nächste Krise zusammen? Oder handelt es sich nur um Randerscheinungen, die den Wirtschaftsauf­schwung der westlichen Länder nicht stoppen können?


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Zurück zu Kapitalanlagen
  • Aktuell 2.0/5 Sterne.
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
2.0 von 10 Stimmen
 

© 2024 by ARNOLD & PARTNER

Diese Website verwendet Cookies zur Steigerung von Funktionalität und Leistungsfähigkeit. Durch die weitere Nutzung unserer Website erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Schließen