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Wochenrückblick 20. Mai - 24. Mai 2013

China und Fed nur Anlass der Korrektur, nicht Ursache ...von Stephan Heibel
Zwölf Tage mit neuen DAX-Rekorden in Folge, da war die Korrektur vom gestrigen Donnerstag mehr als überfällig. Mit -2,1% sind wir noch­mals mit einem blauen Auge davongekommen, heute notiert der DAX weitere 1% im Minus. Die Gewinner der Vorwochen sind heute die größten Verlierer, wir haben den einen oder anderen Wert aufgeschnappt.

Vor einer Woche schrieb ich, dass viele Anle­ger, die heute an der Börse aktiv sind, den Bul­lenmarkt der 90er Jahre nicht kennen. Sie sind zu jung. Zum einen lernte ich im damaligen Bullenmarkt, dass die Verschnaufpausen während einer Rallye nur sehr kurz sind, man bekommt nicht die Kurse, die man sich zum Kauf wünscht. Zum anderen lernte ich natürlich auch, dass jede noch so starke Rallye immer wieder Verschnaufpausen und Korrekturen ein­legt.

Die Korrektur dieser Woche zeigt einmal mehr, wie stark die Macht des computergesteuerten Handels inzwischen ist: Als am Donnerstag Nachmittag erste Schwächeanzeichen der Ral­lye offensichtlich wurden, verschwanden die unter den aktuellen Kursen befindlichen Kauf­gebote blitzschnell. Die sogenannte Markttie­fe, die einen Aktienkurs vor plötzlich auftre­tenden großen Orders schützen soll und durch die Trader sichergestellt wird, ist in Wirklichkeit nicht vorhanden. Die Orders, die wir stets um den aktuellen Kurs herum sehen, werden gelöscht, sobald sich eine heftigere Bewegung andeutet.

Was war passiert? Nun, in China ist ein Sack Reis umgefallen. Der chinesische Einkaufs­ma­nagerindex fiel schlechter aus als erwartet, mehr dazu in meinem Update zu Aixtron (Ka­pitel 06). Der japanische Nikkei, der dieses Jahr bereits um 50% zulegen konnte, brach umgehend um 7,3% ein. Die europäischen Börsen eröffneten sodann ebenfalls im Minus.

Ja, ich weiß, dass die Konjunktur in China noch immer in ein verlangsamtes Wachstum abzugleiten droht. Hilfe kommt aus Europa, ja, der Schwanz wackelt mit dem Hund. Die Pro­duktion Chinas geht zu einem großen Teil nach Europa, und die europäische Schwäche hat die in China aufgebauten Produktionska­pazitäten als Investitionsruinen enttarnt. Mit jeder Verschärfung der Euroland-Schuldenkrise rutschte die chinesische Wirtschaft weiter ab.

Nun stabilisiert sich Europa. Nein, es wird noch nicht besser, aber neue Hiobsbotschaften haben wir schon seit Wochen nicht mehr erhal­ten. Und so stabilisiert sich nun auch langsam die Situation in China, natürlich mit einer klei­nen Zeitverzögerung. Ich halte den schlechten Einkaufsmanagerindex für eine der letzten schwachen Zahlen aus China.

In der Finanzkrise 2007 - 2009 hat China den Rest der Welt aus dem Konjunkturloch gezo­gen. Mit einem gigantischen Konjunkturpro­gramm kam China als erstes aus der Krise her­aus und zog die USA und Europa hinterher. Ein zweites Mal wollte China dies nicht tun, waren doch in vielen Bereichen exorbitante Überka­pazitäten geschaffen worden. Und so hält sich die nunmehr neue Regierung mit neuen Konjunkturhilfen zurück; es werden nur ganz gezielt bestimmte Branchen unterstützt, die der politischen Führung wichtig erscheinen.

So ist China diesmal mehr als damals auf die Weltkonjunktur angewiesen. Die USA zeigen schon eine deutliche Konjunkturerholung. Und in Europa hat, wie oben erwähnt, die Euroland-Schuldenkrise zunächst einmal ihren Zenit überschritten.

Weil China uns aus der Finanzkrise geführt hat, sind viele Anleger auch heute noch der Mei­nung, dass China die Richtung an den Börsen auch diesmal wieder vorgeben wird. Ich gehe jedoch davon aus, dass es diesmal umgekehrt sein wird.

Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 23.05.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 14.612 -4,1 %
DAX 8.352 -0,2 %
Nikkei 15.138 0,0 %
Euro/US-Dollar 1,29 0,6 %
Euro/Yen 131,61 -0,2 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,02 % 0,15 %
Umlaufrendite Dtl. 1,11 % 0,01 %
Feinunze Gold 1.391 $ 0,3 %
Fass Brent Öl 102,35 $ -1,4 %
Kupfer 7.322 $ -0,2 %
Baltic Dry Shipping 828 -2,6 %

Der DAX zeigt den Ausverkauf im Wochenver­gleich kaum an, weil unser Index in den Tagen zuvor kräftig zulegen konnte. Es wurden ledig­lich die Gewinne der Vortage abgegeben. Beim Dow Jones und Nikkei sieht es schon anders aus, insbesondere der Dow Jones hatte bereits in den Vortagen an Dynamik verloren.

Neben der Meldung aus China treffen einige weitere Meldungen auf den Markt und werden unterschiedlich interpretiert. Insbesondere die Geldpolitik der US-Notenbank Fed wird immer widersprüchlicher behandelt. Ich habe Ihnen kürzlich geschrieben, dass der Einstieg in den Ausstieg der lockeren Geldpolitik von den Finanzmärkten mittlerweile nicht mehr als Hiobsbotschaft aufgefasst werden dürfte. Viel­mehr sehnt man sich nach einem positiven Konjunktururteil des Fed-Chefs Ben Bernanke. Eine Ankündigung, die Liquiditätsflutung zurückzufahren würde meiner Ansicht nach mit steigenden Kursen begrüßt werden.

Doch noch ist es nicht so weit, und jegliche Indizien werden wild interpretiert. So sprach Bernanke diese Woche vor dem US-Kongress und wies klar darauf hin, dass derzeit noch keine Anzeichen für eine Drosselung der Liqui­ditätsflutung vorhanden seien. Sein Mandat, sowohl die Geldwertstabilität im Auge zu behal­ten, als auch den Arbeitsmarkt, legt er weiter­hin stark zugunsten des Arbeitsmarktes aus; die USA haben noch immer eine zu hohe Arbeitslosigkeit.

Nur wenige Stunden später wurde das Proto­koll der letzten Notenbanksitzung veröffentlicht. Es ist einen Monat alt. Darin diskutieren die Notenbankmitglieder bereits über einen mögli­chen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik. Umgehend brachen die Indizes ein. Das war am Mittwoch Abend.

Der Markt bekam keine Chance, eine vernünf­tige Reaktion auf diese beiden Meldungen zu entwickeln, denn in der Nacht folgte der schlechte Einkaufsmanagerindex aus China, und so nahm das Unheil am Donnerstag sei­nen Lauf.

Weder Chinas Einkaufsmanagerindex noch die Signale der US-Notenbank sind in meinen Augen ein Grund für fallende Kurse. Sie sind lediglich der Anlass. Nach der exorbitanten Kursrallye der vergangenen Wochen war die Korrektur überfällig. Auf der Suche nach dem "Warum" greifen die Medien nun eben die jüng­sten Meldungen auf.

Technisch betrachtet kann die Korrektur noch einige Tage anhalten und noch deutlich tiefer führen.



Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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