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Wochenrückblick 22. April - 26. April 2013

Super Mario: Arm das Land, das Helden braucht ...von Stephan Heibel
Mit seiner Ernennung zum EZB-Präsidenten habe ich Mario Draghi den Spitznamen "Super Mario" aufgedrückt, angelehnt an das bekannte Videospiel und mit einem kritischen Beige­schmack, frei nach den Worten von Berthold Brecht "Arm das Land, das Helden braucht". Aufgrund vielfacher Leserkritik habe ich auf den Begriff dann verzichtet, doch nicht aus Überzeugung, sondern um des lieben Friedens Willen.

Gestern wurde die Kritik von Bundesbank­präsident Jens Weidmann an der EZB bekannt und ich würde seine Kritik, die er im Dezember für das Bundesverfassungsgericht formulierte, mit den Worten von Berthold Brecht zusammenfassen: "Arm das Land, das Helden braucht". Ich werde EZB Chef Mario Draghi fortan wieder "Super Mario" nennen. Nicht um vereinzelte Leser zu verärgern, son­dern um meiner Kritik an seiner grundlegenden Strategie Ausdruck zu verleihen.

Wir brauchen in Europa keinen Super Mario, der Euroland zusammenhält. Nicht Super Mario bestimmt, dass Europa zusammenge­halten werden muss, sondern die Politik kann dies gegebenenfalls bestimmen. Und wenn sie das bestimmt, dann wird sie politische Mittel dafür finden müssen.

Super Mario hat der Politik mehr Zeit ver­schafft, um sich eine Meinung zu bilden und um entsprechende Schritte einzuleiten. Doch als Volkswirt habe ich eine menschliche Weis­heit gelernt: Probleme müssen früh eskaliert werden, um eine sinnvolle Lösung zu finden. Je länger die Lösung herausgezögert wird, desto schmerzhafter wird die Lösung. Und Super Mario hilft den Problemländern, die Lösung ihrer Probleme herauszuzögern.

Die Kritik von Jens Weidmann ist ungewohnt offen und sorgte daher gestern für Irritationen an den Finanzmärkten. Nächste Woche wird die EZB über ihre künftige Geldpolitik ent­scheiden, einige Marktteilnehmer erwarten eine weitere Zinssenkung von derzeit 0,75% auf 0,5%, da sich die Konjunktur im Euroland weiter eingetrübt hat.

Eine Zinssenkung käme deutschen Unterneh­men zugute. Für die Club-Med Länder wäre sie jedoch wenig hilfreich, dort sind die Kredit­märkte ohnehin bereits ausgetrocknet und die Geschäftsbanken hängen vielfach bereits am Tropf der Notenbanken. In meinen Augen wären daher weitere gezielte Maßnahmen erforderlich, um den Club-Med Ländern zu hel­fen. Doch diese gezielten Maßnahmen sollten fiskalpolitischer Natur sein (Politik!) und nicht geldpolitischer Natur (EZB).

Weidmann schüttete Öl ins Feuer der Nord-Süd-Auseinandersetzung im Euroland. Allein die Meinungsverschiedenheit zeigt, dass wir noch weit von einem gemeinsamen Europa, und somit einer Lösung der Eurokrise, entfernt sind.

Der Kurseinbruch der Vorwoche beim Gold und beim DAX wurde in dieser Woche zum Teil wie­der aufgeholt. War es ein letztes Ausschütteln der schwachen Hände vor einer Fortsetzung der Rallye, oder haben die beiden Flash-Crashs der Vorwoche das Anlegervertrauen nachhaltig beschädigt? Schauen wir uns zunächst einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes                             11.04.2013      Veränderung
Dow Jones                              14.701                   1,1 %
DAX                                            7.833                   4,8 %
Nikkei                                       13.884                   4,3 %
Euro/US-Dollar                            1,30                 -0,3 %
Euro/Yen                                  128,72                 -0,8 %
10-Jahres-US-Anleihe          1,71 %                 0,02 %
Umlaufrendite Dtl.                  1,02 %                -0,04 %
Feinunze Gold                       1.466 $                   3,7 %
Fass Brent Öl                       102,73 $                   3,1 %
Kupfer                                      7.152 $                   2,0 %
Baltic Dry Shipping                      872                  -1,5 %

Der DAX konnte um 4,8% zulegen. Nach -5,1%in der Vorwoche ist damit ein Großteil des Ver­lusts ausgeglichen. Beim Gold reichen die+3,7% dieser Woche jedoch noch lange nicht aus, um die -9,4% der Vorwoche aufzuholen. Hinsichtlich der künftigen Goldpreisentwicklung habe ich heute meine Strategie konkretisiert, Sie können diese in Kapitel 07 unter den Upda­tes nachlesen.

Auch unabhängig von der Politik gab es an den Börsen eine Reihe wichtiger Ereignisse. So hat Apple Zahlen berichtet, die über den Erwar­tungen lagen. Der Ausblick jedoch hat ent­täuscht und so konnte die Aktie ihre zunächst erzielten Gewinne nicht lange halten.

Evonik, die Chemie-Tochter der RAG (ehemals Ruhrkohle AG), wurde diese Woche im vierten Anlauf endlich erfolgreich an die Börse gebracht. Neben BASF, Bayer und Wacker Chemie gibt es nun ein viertes großes börsen­notiertes Chemieunternehmen. Chemie bildet die Basis für viele Innovationen in der deut­schen Industrie. Für ein viertes Chemieunter­nehmen gibt es folglich an der Börse noch reichlich Platz.

Bayer hat gestern, BASF heute, Zahlen vorge­legt. Bei beiden Unternehmen hat der Agrar-Bereich positiv überrascht. Bei BASF konnte zudem die Ölsparte (Wintershall) kräftig wach­sen und sorgte somit für eine positive Überra­schung. Bei Bayer hingegen führten die höhe­ren Rohstoffkosten zu Quartalszahlen, die in vielen Bereichen knapp hinter den Erwartun­gen zurückblieben. BASF ist ein reifer Dividendentitel (4%) mit einem vertretbaren KGV (11) bei stagnierender, teilweise rückläufiger Umsatzentwicklung. Bayer hingegen kann noch mit ein wenig Wachstum aufwarten (5%), zahlt dafür weniger Dividende (2,7%) und führt ein höheres KGV (13).

Auch die Automobilindustrie war in der abge­laufenen Woche in den Nachrichten. Volks­wagen hat im ersten Quartal 2013 einen kräf­tigen Gewinneinbruch erlitten, hält das jedoch an seiner Jahresprognose fest. Daimler hinge­gen hat anlässlich der schwachen Q1-Zahlen gleich die Jahresprognose reduziert. Die schwache Konjunktur der Club-Med Länder weitet sich offensichtlich langsam auch auf den Norden Europas aus.

Allerorten geht man von einer Erholung im zweiten Halbjahr 2013 aus. Insbesondere Daimler hält sich an diesem Strohhalm fest, man werde mit einem Facelift der E-Klasse wieder bessere Absatzzahlen erzielen, so CEO Zetsche.

Mit einem KGV von nur noch 8 wird das Umsatzwachstum von 3-5% in den kommen­den zwei Jahren fair bewertet. Spaß macht bei Daimler die hohe Dividendenrendite von 5,7%. Volkswagen wächst immerhin mit 5-6% p.a. und trägt ein günstigeres KGV von 7. Aller­dings wird bei VW nur eine Dividendenrendite von 2,9% geboten. Während sich Volkswagen in den vergangenen drei Jahren verdoppelt hat, blieb der Kurs von Daimler unverändert. Es war eine Zeit, in der Volkswagen neue Märkte erobert hat und Daimler mit einer schwachen Modellpalette an Boden verlor.

Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können. 

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