ARNOLD & PARTNER - Finanz- und Versicherungsmakler

Wochenrückblick 28. Februar - 4. März 2022

US-Aktien stabiler als europäische Aktien ...von Stephan Heibel
Die vier Themen, die wir seit einigen Monaten immer wieder in den Vordergrund stellen, bleiben bestehen, wobei der Krieg in der Ukraine nun alle anderen Themen dominiert. Zumindest hierzulande, in den USA sieht es noch anders aus.

In den vergangenen Tagen haben Europa und Deutschland Entwicklungsschritte genommen, die bis vor kurzem nicht in vielen Jahren möglich waren. Europa steht zusammen, organisiert Flüchtlingshilfe, koordiniert die Militärs und kappt (fast) jegliche Verbindungen zu Russland.

Für die Menschen in der Ukraine kommen diese Entscheidungen sehr spät. Dennoch hoffe ich, dass Putins Russland die Konsequenz der jüngsten Aktionen Europas sowie der USA erkennt und die kriegerische Vorgehensweise stoppt.

Ich werde mich bei den Auswirkungen des Krieges auf die Finanzmärkte konzentrieren, dafür bezahlen Sie mich. Der DAX ist diese Woche um 10% eingebrochen. Wenn wir in den kommenden Tagen und Wochen Aktien einkaufen, die anschließend große Kursgewinne erzielen könnten, sollten Sie vorsehen, einen Teil des Gewinns an Organisationen zu spenden, die sich beispielsweise um die Flüchtlinge der Ukraine kümmern.

CHINA BLICKT BESORGT AUF DEN UKRAINE-KRIEG

Chinas Präsident Xi war vermutlich einer der wenigen Menschen, die vor dem Einmarsch Russlands bereits informiert waren, zumindest aber ahnen konnten, was kommen wird. Die Freundschaft der beiden Staatsmänner Xi und Putin wurde während der olympischen Winterspiele zur Schau getragen.

Inzwischen sind jedoch auch vorsichtige Kommentare aus China zu hören: Russlands Krieg ist nicht, wie vielleicht zuvor beabsichtigt, binnen weniger Tage erfolgreich. Im Gegenteil, Putin stellt sein Volk inzwischen auf eine längere Auseinandersetzung ein. Xi nimmt das besorgt zur Kenntnis, verweigert Russland die Unterstützung und belässt es bei Stimmenthaltungen, wenn in der UN die Invasion Russlands verurteilt wird.

Xi wird sich schon bald entscheiden müssen, wie er weiter mit Putins Russland umgeht. Da wir die Gefahr einer Annexion Taiwans durch China im Auge haben, sollten wir in diesen Tagen auf Aussagen von Chinas Präsident Xi achten.

RUSSLAND FÜHRT KRIEG

Sie sind sicherlich über die Vorgänge in der Ukraine informiert, so dass ich an dieser Stelle direkt auf die Konsequenzen eingehen kann:

Die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas und Öl wird in diesen Tagen unerträglich. Die schärfsten Sanktionen gegen Russland wurden umgesetzt, lediglich die Gas- und Öllieferungen sollten nicht beeinträchtigt werden. 60% der Einnahmen Russlands stammen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Deutschland, Spanien und Italien sind abhängig vom russischen Gas und Öl. Doch mit den Einnahmen wird mittelbar der Krieg gegen die Ukraine finanziert. Der folgende Spruch einer Demo trifft daher unsere Gesellschaft: "Lieber frieren als Krieg finanzieren."

Russland wurde vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. Vermögen russischer Oligarchen wurde zunächst eingefroren, später vielleicht konfisziert. Waffenlieferungen in die Ukraine wurden beschlossen.

Es gibt Notfallpläne für den Fall, dass wir kein russisches Gas und Öl mehr bekommen. Industrien werden abgeschaltet, das Heizen von Wohnungen hat Priorität.

Boeing und Airbus habe die Instandhaltung für russische Flugzeuge aufgekündigt.

Shell (1 Mrd. USD North Stream-Finanzierung über Gazprom), BP (20% Beteiligung an Rosneft im Wert von 25 Mrd. USD) und Exxon Mobil (4 Mrd. USD Projekte in Russland) kappen ihre Verbindungen nach Russland.

Ford und General Motors stoppen ihr Russland-Geschäft. Daimler Truck stoppt die Lieferung von Ersatzteilen an russische Partner. Volvo stoppt die Auslieferung von Autos. Das ist bemerkenswert, da Volvo in chinesischer Hand ist. Renault stoppt die Produktion in zwei Werken in Russland "weil Teile fehlen" und Volkswagen pausiert den Verkauf von Audi, um die Verkaufspreise an den Rubelverfall anzupassen. BMW stoppt Lieferungen nach und Produktion in China.

Dt. Post (DHL), FedEx und UPS stoppen die Lieferungen nach Russland.

Adidas beendet die Partnerschaft mit der russischen Fußball-Liga. Nike stoppt den Online-Verkauf in Russland. Apple stoppt den Export nach Russland und limitiert bei Apple Maps die verfügbaren Daten zur Ukraine, um die Zivilbevölkerung zu schützen.

Walt Disney, Warner Bros, Sony, Paramount und Universal Studios veröffentlichen keine Filme mehr in Russland.

... dabei wird es nicht bleiben.

Diese kleine, unvollständige Liste zeigt, dass der Westen bereit ist, den wirtschaftlichen Preis für die Unterstützung der Ukraine zu zahlen. Es bleibt die Energieversorgung Europas durch Russland, die am seidenen Faden hängt. Der Ölpreis ist bereits in Richtung 120 USD/Fass gesprungen. Hier steht nicht mehr zur Disposition, ob die Energieversorgung teuer wird, denn das ist bereits entschieden. Die offene Frage ist noch, ob wir auch die Energieversorgung aus Russland kappen.

CORONA AUF DEM RÜCKZUG

Der Vollständigkeit für unsere vier großen Themen hier noch ein Satz zu Corona: Das Infektionsgeschehen geht zurück, die Schwere der Erkrankung bei infizierten Geimpften ist ebenfalls stark rückläufig. Der erhoffte Nachholeffekt in der Wirtschaft, der für diesen Sommer erwartet wurde, wird nun durch den Ukraine-Krieg vereitelt.

INFLATION

Die Inflation ist zu einem großen Teil abhängig von den Energiepreisen. Daraus können Sie schon sehr schnell ablesen, dass wir auch in den kommenden Monaten mit hohen Inflationsraten rechnen müssen.

US-Notenbankchef Jay Powell hat diese Woche vor dem US-Kongress gesprochen. Für den 17. März hat er einen moderaten Zinsschritt in Aussicht gestellt. Zuvor war spekuliert worden, ob er sogar gleich den Leitzins um 0,5% anheben werde, doch nun erwarten die meisten Volkswirte einen Zinsschritt von nur 0,25%.

In den USA ist wirtschaftlich betrachtet das Zinsthema wichtiger als der Krieg in der Ukraine. Weder mit der Ukraine noch mit Russland hat die USA übermäßig große wirtschaftliche Verflechtungen. Der hohe Energiepreis dürfte jedoch die US-Wirtschaft belasten.

Jay Powell hat sich sehr viel Zeit gelassen mit der Entscheidung, die ultralockere Geldpolitik zu beenden. Um so konsequenter setzt er die im Herbst getroffene Entscheidung nun um, die Anleihekäufe wurden schneller beendet als ursprünglich geplant und der erste Zinsschritt erfolgt ebenfalls früher als ursprünglich in Aussicht gestellt.

Doch wenn die Normalisierung der Geldpolitik zuvor schon anspruchsvoll war, so haben sich die Probleme durch den Ukraine-Krieg nun noch verschärft. Die höheren Energiepreise führen zu stärkerem Inflationsdruck und belasten gleichzeitig die Wirtschaft. Powell müsste nun also eigentlich noch schneller das Zinsniveau anheben, um die Inflation zu bekämpfen, kann dies aber nicht tun, weil die Wirtschaft nun noch stärker durch die Inflation belastet wird. Zusätzlich haben viele Unternehmen Probleme, die aus dem Kappen der Verbindungen nach Russland resultieren.

In Europa ist die Situation noch aussichtsloser: Die EZB hinkt der US-Notenbank zwar hinterher, kann nun aber erst recht nicht aufholen. Denn die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges werden in Europa ein Vielfaches dessen betragen, was es für die USA bedeutet. Gleichzeitig ist der Energiepreis in Europa deutlich höher als in Europa. Und nicht zuletzt hat Europa gar nicht ausreichend eigene Energiequellen, um den Kontinent zu versorgen. In den USA hat man derzeit mehr als man braucht und exportiert.

Bei aller wirtschaftlicher Betrachtungsweise: Ich habe den Eindruck, dass die eingangs erwähnte Transformation in der Gesellschaft Europas erst begonnen hat.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

 
INDIZES 3.3.22 Woche Δ Σ '22 Δ
Dow Jones 33.469 -1,1% -7,9%
DAX 13.095 -10,1% -17,6%
Nikkei 25.985 -1,9% -9,7%
Shanghai A 3.613 -0,1% -5,3%
Euro/US-Dollar 1,09 -3,0% -3,7%
Euro/Yen 125,40 -3,6% -4,1%
10-Jahres-US-Anleihe 1,73% -0,25 0,22
Umlaufrendite Dt -0,08% -0,14 0,20
Feinunze Gold $1.962 4,1% 7,5%
Fass Brent Öl $114,62 18,3% 45,5%
Kupfer $10.460 5,5% 8,0%
Baltic Dry Shipping $2.104 -3,8% -5,1%
Bitcoin $40.844 4,1% -13,1%



Der Goldpreis ist um 3% angestiegen und wird seiner Rolle als sicherer Hafen gerecht. Noch stärker ist aber der Bitcoin angestiegen, um +8%. Die Vermutung lag nah, dass russische Oligarchen mit Hilfe des Bitcoin-Netzes ihre Vermögen in Sicherheit bringen. Doch eine Analyse von Glassnode hat ergeben, dass sicherlich die Bitcoin-Aktivität in Russland hoch gegangen ist, nicht aber besonders große Vermögen verschoben wurden.

Doch immerhin hat sich damit der Bitcoin vom Aktienmarkt losgesagt. In den vergangenen Jahren korrelierte der Kurs des Bitcoins mit der Aktienbörse, insbesondere mit den Technologietiteln. Der Bitcoin galt daher bei vielen als lediglich eine weitere Tech-Spekulation.

Nun zeigt sich jedoch, dass der Bitcoin doch eine eigene Geschichte hat. Vielleicht kann sich der Bitcoin ja tatsächlich als Alternative zu Währungen und zu Gold etablieren. Ein weiterer Schritt dorthin ist getan.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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