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Wochenrückblick 29. Juli - 2. August 2013

Uralkali mischt weltweiten Düngemittelmarkt auf ...von Stephan Heibel
Kalisalz, aus dem das Düngemittel Kalium her­gestellt wird, ist nicht unbedingt selten. Auch ist es nicht schwer abzubauen. Bei der Gewin­nung fallen nur schädliche Restlaugen an, die in Deutschland teuer zu entsorgen sind. In Russland, na Sie werden es erraten, kümmert man sich kaum um eine umweltgerechte Ent­sorgung. So hat K+S in Deutschland mit über 200 USD/to die weltweit höchsten Produkti­onskosten für Kali, der Wettbewerber Uralkali produziert zu 63 USD/to. 

Als Düngemittel ist Kali ein wichtiger Bestand­teil der Agrarindustrie weltweit und sowohl aus Sicht einer zuverlässigen Nahrungsmittel­produktion, als auch aus Sicht der Sicherung der Verfügbarkeit von Kali weltweit war es über Jahre sinnvoll, große Preis- und Angebots­schwankungen auf dem Kalimarkt durch Ver­triebskartelle einzudämmen. Ein zu hoher Kalipreis führt unmittelbar zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion und in Folge dessen zu Hungersnot. Ein zu niedriger Kali­preis führt zur Schließung unrentabler Kali-Pro­duktionen und somit mittelbar nach ein oder zwei Jahren zu einem Rückgang der Dünge­mittelversorgung, zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion und somit zu einer Hungersnot.

"Das ist falsch", sagt nun Uralkali-Chef Wladis­law Baumgertner. Sein Unternehmen könne zu günstigen Preisen die Kali-Produktion beliebig ausweiten, und somit seien die Mengen- und Preisabsprachen nicht erforderlich. Ein offener Wettbewerb werde günstigere Preise und gleichzeitig größere Mengen zur Folge haben, daher habe Uralkali das Vertriebskartell BPC aufgekündigt. Anlass dieses Strategiewandels ist ein Zwist mit der weißrussischen Belarus­kali, die nach Meinung von Uralkali bereits seit Monaten die Kartellvereinbarungen umgehe.

Uralkali hat also den Startschuss zu einem für den einen oder anderen Wettbewerber rui­nösen Preiskampf gegeben. K+S wird von die­sem Strategiewechsel zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt getroffen. K+S hat nicht nur die teuersten Produktionskosten der Bran­che, das Unternehmen produziert zudem auch bereits am Rande seiner Kapazität. Etwaige Preisrückgänge können also nicht mehr durch eine Produktionsausweitung kompensiert wer­den, der Preiskampf wird also direkt den Gewinn mindern.

Darüber hinaus hat K+S vor wenigen Jahren eine strategische Entscheidung getroffen, die nach diesem Strategiewechsel von Uralkali als Katastrophe bezeichnet werden muss. K+S hat in Kanada mit der Erschließung neuer Kali-Vor­kommen begonnen. Eine teure Investition, die bereits mehr Geld verschlingt als geplant und dadurch in den vergangenen Monaten den Kurs der K+S Aktie immer wieder unter Druck gesetzt hat. Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob K+S die attraktive Dividendenrendite wird kürzen müssen, um die Investition in den Kali-Abbau in Kanada zu finanzieren.

Die Dividende war das, was die K+S Aktionäre noch bei der Stange gehalten hat. Seit zum Jahresbeginn eine Dividendenkürzung im Raum steht, ist die Aktie von 36 auf 26 Euro abgerutscht.

Durch die Ankündigung von Uralkali ist nun nicht mehr eine etwaige Dividendenkürzung im Gespräch, vielmehr ist die gesamte Finanzie­rung der Investition in Kanada in Frage gestellt. Analysten haben ihre Gewinnschätzung für K+S bereits kräftig zusammengestrichen, häu­fig um über 50%. Kursziele wurden von 45 bis 23 Euro auch 22 bis 15 Euro gekürzt. Unisono wird der Aktie jegliches Erholungspotential abgesprochen, es klingt vielfach die Hoffnung durch, dass der Preis doch nicht unter die 300 USD/to falle. BNP errechnet für den Fall eines Unterschreitens dieser Marke explizit ein Kurs­ziel von nur noch 10 Euro.

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 01.08.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 15.628 0,5 %
DAX 8.411 1,3 %
Nikkei 14.466 2,4 %
Euro/US-Dollar 1,32 -0,4 %
Euro/Yen 131,66 0,3 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,72 % 0,12 %
Umlaufrendite Dtl. 1,39 % 0,07 %
Feinunze Gold 1.311 $ -1,7 %
Fass Brent Öl 109,36 $ 1,7 %
Kupfer 6.947 $ -0,3 %
Baltic Dry Shipping 1.066 -2,4 %

Mit Sommerloch kann ich derzeit zum Glück nur die Politik charakterisieren, denn von die­ser Front kommt derzeit kein Störfeuer. Die Aktienmärkte nutzen die Ruhe, um auf Unter­nehmensmeldungen zu reagieren, und so klettern S&P 500 sowie der MDAX auf neue Allzeithochs.

Infineon lieferte gute Quartalszahlen ab, die Aktie hatte dies jedoch bereits in den Vorwo­chen im Juli vorweggenommen, und so wurden Gewinne mitgenommen. Mit einem Minus von 5,4% im Wochenverlauf muss Infineon nur auf­grund der Turbulenzen um K+S nicht die rote Laterne tragen.

Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn halbiert. Schuld daran ist eine erhöhte Risikovorsorge. Ich erinnere mich an die Aussagen des Mana­gement, die Deutsche Bank habe sich recht­zeitig aus riskanten Geschäften zurückgezo­gen. Heute, viele Jahre später, müssen noch immer neue Rückstellungen dafür gebildet wer­den. Ich möchte nicht wissen wie die Bilanz vor einigen Jahren ausgesehen hätte, wenn damals schon die heutigen Risiken bekannt­gewesen wären. Die Deutsche Bank bleibt damit für mich eine Black Box, eine verlässli­che Bewertung kann noch immer nicht vorge­nommen werden.

Siemens trennt sich von CEO Peter Löscher, die Aktie ist mit +7,4% Wochengewinner im DAX. CFO Joe Kaeser (vormals Josef Käser) übernimmt das Ruder, im Aufsichtsrat ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vor­sitzenden Gerhard Cromme und seinem Stell­vertreter Josef (Joe) Ackermann aufgebro­chen. Die Ära Cromme, der nicht gerade beliebt ist, neigt sich dem Ende. Eine Ära Ackermann möchte jedoch auch niemand, daher wird eine Entscheidung mangels Alter­native offensichtlich hinausgeschoben. Für den neuen CEO Kaeser ist das eine Chance, ungestört seine Strategie umzusetzen während sich der Aufsichtsrat neu sortiert.

Volkswagen hat Pressemeldungen zufolge einen Gewinnrückgang von 47% zu verkraften. Im Kleingedruckten steht jedoch, dass daran in erster Linie der ausserordentliche Bewer­tungsgewinn durch die Übernahme Porsches vor einem Jahr schuld ist, das operative Ergeb­nis sei nur um 12% zurückgegangen. Und das ist deutlich besser als von Analysten erwartet; vor dem Hintergrund der Absatzschwäche in Europa waren Analysten von einem stärkeren Gewinnrückgang ausgegangen. Geholfen habe das gute Geschäft in China, so Volkswagen. Es zeigt sich also, dass VW längst ein internatio­nales Unternehmen ist und insbesondere in China ein solides Standbein aufgebaut hat.

Endlich, würde ich sagen. Endlich kommt die lang befürchtete Gewinnwarnung von Rhein­metall, dem Rüstungskonzern aus dem MDAX. Schon lange ist es offensichtlich, dass die Verteidigungshaushalte der Euroländer nicht mehr so großzügig ausgestattet sind wie früher. Doch bislang konnte sich Rheinmetall aufgrund von lang laufenden Projekten noch weitgehend von herben Einschnitten lossagen. Die Meldung dieser Woche, dass rückläufige Munitionsbestellungen der Grund für die Pro­gnosesenkung seien, schafft nun endlich Klarheit: An diesen variablen Kosten spart ein Staat also als erstes, wenn langfristige Ver­träge aufgrund von kurzfristigen Liquiditäts­problemen nicht gekündigt werden können.

Rheinmetall verfügt noch immer über eine Divi­dendenrendite von 4% und ein KGV von 16. Rückläufige Munitionsbestellungen sind in mei­nen Augen dennoch nur ein vorübergehendes Phänomen, man wird die Truppenübungen nicht einstellen. Es würde mich nicht überra­schen, wenn es im nächsten Jahr zu einem Nachholeffekt bei den Munitionsbestellungen kommt, was dann zu einem "überraschenden" Gewinn führen könnte.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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