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Wochenrückblick 3. Februar - 7. Februar 2025

Hyperscaler steigern KI-Investitionen um 40% trotz DeepSeek, Trumps erste Deal-Erfolge ...von Stephan Heibel
Ich denke, wir können die DeepSeek-Diskussion nun abschließen. Andy Jassy, CEO von Amazon, erklärte gestern im Rahmen des Analystencalls, dass es noch nie eine technische Neuerung gab, die weniger nachgefragt wurde, wenn sie billiger wurde. So werde es auch mit der KI sein.

Als Beweis dafür, dass seine Aussage richtig ist, habe ich Ihnen die Investitionsabsichten der Hyperscaler zusammengetragen. Amazon, Microsoft, Alphabet und Meta sind die großen Betreiber der Infrastruktur für KI: Cloud-Rechenzentren mit Hochleistungschips, in denen KI-Modelle und Daten für das Training neuer KIs zusammengebracht werden. Die Investitionen in KI-Rechenzentren sind derzeit der größte Kostenblock bei der KI-Revolution.

SemiIm Jahr 2025 werden die vier Hyperscaler 338 Mrd. USD investieren. Alle vier haben in den vergangenen Wochen Q-Zahlen veröffentlicht und einen Ausblick auf das Jahr 2025 gegeben. Meta investierte 2024 insgesamt 37 Mrd. USD und hob diesen Betrag für 2025 auf 73 Mrd. USD an, +69%. Alphabet hob seine Investitionen von 53 auf 85 Mrd. USD um 43% an. Microsoft steigerte seine Investitionen um 26% von 76 auf 95 Mrd. USD und Amazon legte 35% drauf von 78 auf 105 Mrd. USD.

Keiner der vier Hyperscaler äußerte sich zögerlich bezüglich der Investitionspläne. Im Gegenteil, sie sprechen von einer einmaligen Gelegenheit, die man vollherzig ergreifen müsse.

DeepSeek ist nicht plötzlich vom Himmel gefallen. Das Unternehmen hatte bereits viele Veröffentlichungen gemacht und die Hyperscaler waren sich der Entwicklungen und der verwendeten Methoden durchaus bewusst. Mag sein, dass der extrem große Sprung in der Effizienzsteigerung, die die Kosten auf 1/30tel senkt, überraschte. Aber ob diese Entwicklung nun sechs Monate früher oder später eintritt, ändert nichts an den Investitionsplänen der Hyperscaler.

Trotzdem notiert die Aktie von Nvidia nach wie vor um 15% tiefer als vor zwei Wochen, als DeepSeek die Märkte ins Chaos stürzte. Dabei werden die KI-Rechenzentren mit Nvidia-Chips ausgestattet. Wettbewerber AMD hinkt hinterher, und zwar langsamer als bis vor wenigen Monaten noch erwartet. Das EV/EBITDA ist auf 24 gefallen, für 2025 wird mit einem Gewinnsprung um 51% gerechnet. Die Aktie ist billig!
 

Trump erzielt Deals



DTrumpDie Gegner von Donald Trump sind am Fluchen. Seine Dekrete werden in einer Frequenz erlassen, so dass keine Zeit bleibt, die Kritik auszuformulieren. Am vergangenen Wochenende erhob er 25% Strafzoll ab Montag auf alle Einfuhren von Mexiko und Kanada, außer Öl und Gas aus Kanada. Diese wurden mit 10% belegt. 10% verwendete er auch für sämtliche Importe aus China.

Noch bevor die Zölle am Montag aktiviert wurden, setzte er sie wieder vorübergehend für einen Monat aus: Er habe mit Claudia Sheinbaum, der Präsidentin von Mexiko, telefoniert. Sie habe ihm zugesagt, 10.000 Soldaten an die Grenze zu schicken, um die illegale Migration und den Drogenschmuggel zu stoppen. Außerdem sei sie offen für einen Informationsaustausch zwischen den USA und Mexiko über kriminelle Migranten.

Die Reaktion von Kanadas Premier Justin Trudeau klingt ähnlich. Er sagte ebenfalls eine engere Zusammenarbeit beim Kampf gegen illegale Migration und Drogenschmuggel über die kanadisch-US-amerikanische Grenze zu, verwies auf 10.000 Grenzsoldaten, die bereits eingesetzt würden und beschwichtigte mit einem entsprechenden Plan, für den Kosten in Höhe von 800 Mio. USD bereits genehmigt seien. Außerdem setzte er umgehend eine Reihe von Drogenkartelle auf die kanadische Terrorliste.

CNIm Umgang mit China muss man etwas genauer hinschauen: Jährlich sterben in den USA 75.000 Menschen an der Droge Fentanyl, die überwiegend in China produziert wird. Über Kanada und Mexiko gelangt die Droge in die USA. Wir wissen, dass Donald Trump nicht nur in Sachen Fentanyl ein Hühnchen mit China zu rupfen hat. Wenn man Trump im Wahlkampf zuhörte, dann musste man eigentlich mit mindestens 25% Strafzöllen für China rechnen, wenn nicht mehr. Dass es nun im ersten Schritt "nur" 10% sind, werte ich als Gesprächsangebot seitens Trump. Es ist also ein deutlich milderes Vorgehen als zunächst angekündigt.

Und so fällt auch die Reaktion Chinas deutlich milder aus: 15% Strafzoll auf Kohle und Flüssiggas aus den USA, 10% auf Öl und Landwirtschaftsmaschinen. Zudem würde ich auch das eröffnete Wettbewerbsverfahren gegen Apple als Verhandlungsargument betrachten: Die 30% Umsatzanteil, die Apple über seinen App-Store einbehält, könnte einen Machtmissbrauch darstellen.

EuropeIn Europa gab es dieses Verfahren bereits mit dem Ergebnis, dass Apple nun auch andere Apps auf seine iOS-Geräte lassen muss. Wie zur Unterstützung Apples wurde diese Woche übrigens eine erste Schmuddel-App für das iOS gesichtet.

Für mich hört sich das wesentlich abgeklärter an, als ich es in den deutschen Medien lese, die Trump immer wieder als wutschnaubend darstellen und seinen Rückzug beim Verhängen der Zölle als Schwanz einziehen darstellen. In meinen Augen ist seine Strategie bislang überaus erfolgreich und deutlich weniger schädlich für die Weltwirtschaft, als man es ihm unterstellt. ... und damit kein Zweifel aufkommt: Die Methode ist nicht die Methode meiner Wahl, denn der Stil gefällt mir ganz und gar nicht. Doch wir sollten unterscheiden zwischen dem Stil, der den meisten von uns nicht gefällt, und dem Ergebnis, das durchaus vernünftig und in jedem Fall im Sinne der USA ist. Meinungsverschiedenheiten dürfte es meiner Einschätzung nach lediglich darüber geben, ob man diese Ziele nicht auch mit diplomatischen Mitteln hätte erreichen können.

Ich habe diese Woche viele Unternehmensberichte gelesen, Interviews von CEOs im US-TV gesehen und auf dem Hamburger Investorentag CEOs getroffen und befragen können. Das Thema Strafzölle seitens der USA, Vergeltungszölle und Deglobalisierung aufgrund von ausufernden Handelsstreitigkeiten fand wenig Beachtung. Jeder CEO konnte zeigen, dass sein Unternehmen ohnehin bereits in den USA fertigt, so dass kaum Zölle anfallen würden oder aber man flexibel darauf reagieren könnte.

Es bleiben in meinen Augen aus deutscher Sicht die deutschen Autobauer, die wie VW in Mexiko für den US-Markt produzieren. Aber auch das wäre nur ein weiteres Thema, das an Bedeutung hinter den derzeitigen Problemen der teuren Fertigung und der fehlenden Infrastruktur für die E-Mobilität hierzulande zurückstehen würde.

Schauen wir uns nun mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 7.2., 20:00 Uhr Woche Δ Σ '25 Δ
DAX 21.787  0,3% 9,4%
S&P 500 6.052  -1,0% 2,5%
Nikkei 38.787  -2,0% -2,8%
Shanghai A  3.893  2,0% -1,1%
Euro/US-Dollar 1,03 -0,6% -0,8%
Euro/Yen 156,63 -2,8% -3,7%
10-Jahres-US-Anleihe 4,49% -0,03 -0,01
Umlaufrendite Dt 2,28% -0,11 -0,03
Feinunze Gold $2.862  1,9% 9,4%
Fass Brent Öl $74,76  -2,7% 0,4%
Kupfer $9.277  1,6% 4,1%
Baltic Dry Shipping $793  10,9% -20,5%
Bitcoin $98.317  -6,4% 4,8%



abwaertsDer DAX brach am Montag voller Panik vor einem losgetretenen Handelsstreit ein, konnte sich jedoch im Wochenverlauf erholen und endet auf neuen Allzeithochs in Schlagweite von der nächsten Tausender-Marke: 22.000.

Ich habe den Eindruck, Investoren freuen sich über den anstehenden Politikwechsel in Berlin und das damit verbundene Ende der grünen Wirtschaftspolitik. Niemand übte Kritik an den Zielen der aktuellen Wirtschaftspolitik, doch bei jeder Gelegenheit wurde betont, dass man diese Ziele lieber mit eigenen unternehmerischen Entscheidungen verfolgen wolle als mit aus Berlin vorgeschriebenen Wegen.

Ich versuche ja, hier nicht zu politisch zu werden. Aber nach der geballten Ladung an Ansichten von CEOs, die ich diese Woche hören durfte, ist für mich dieser Treiber der deutschen Aktienmarktrallye offensichtlich. Inzwischen summiert sich das Plus seit Jahresbeginn auf 10%, während der S&P 500 bei +3% notiert und in Japan sogar -3% zu verzeichnen sind. In China liegt der Aktienmarkt mit 1% unter dem Jahreswechsel.

aufwaertaDer Gipfelsturm im DAX erfolgt zu einem großen Teil durch internationale Investoren, wie wir aus unserer Sentiment-Umfrage wissen. Denn die deutschen Anleger schauen zu einem guten Teil nur zu. Internationale Anleger agieren jedoch anders als heimische Anleger. Während wir hierzulande das beste Unternehmen im DAX auswählen wollen, stürzen sich internationale Anleger gerne auf die größten und erfolgreichsten Aktien eines Indexes: Siemens, die Allianz und SAP. Insbesondere bei SAP ist der Kursanstieg mit +64% in den vergangenen zwölf Monaten so exorbitant, dass die Bewertung inzwischen für meinen Geschmack zu hoch ist.

Auch SAP trägt die KI-Fantasie mit sich herum: Wie toll wird es sein, wenn die KI komplexe Unternehmensdaten analysieren kann und darauf auf einzelne Unternehmen individuell abgestimmte Optimierungsvorschläge ableitet. Da lassen sich Milliarden einsparen. SAP arbeitet intensiv daran, diesen Traum zu verwirklichen.

Doch ein zehnfaches Kurs/Umsatz-Verhältnis und ein EV/EBITDA von 28 tragen den Erfolgsaussichten inzwischen in meinen Augen ausreichend Rechnung. Für 8-12% Umsatzwachstum bei überproportionalem Gewinnwachstum ist die Bewertung zwar nicht zu hoch, aber viel Spiel nach oben gibt es auch nicht mehr.

Wenn ich mir jedoch die vielfach günstigen Bewertungsniveaus der kleinen und mittleren Unternehmen anschaue, die ich im Rahmen des HIT in den vergangenen Tagen vor Augen geführt bekam, dann könnte nun vielleicht wirklich der Zeitpunkt gekommen sein, wo die Führungsrolle der Mega-Konzerne am Aktienmarkt angekratzt wird.

BTCTschechien erwägt eine Bitcoin-Reserve. Der tschechische Notenbankchef Ales Michl brachte eine entsprechende Untersuchung auf den Weg. Angesprochen auf das Thema erwiderte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass sie mit ihrem tschechischen Kollegen einer Meinung sei, dass dies nicht kommen werde, da der Bitcoin zu volatil sei. Erst gestern ging Ales Michl jedoch noch einen Schritt weiter und gab weitere Details zur Analyse bekannt: Ziel sei es, die Währungsreserven des Landes breiter zu streuen.

Das hört sich für mich nicht nach Einigkeit zwischen Lagarde und Michl an. Ich würde mal sagen, das Thema ist nun platziert. Das Dementi von Lagarde ist Pflicht für jemanden, der seine Machtposition aus der Alternativlosigkeit des Euros zieht. Doch die laxe Geldpolitik der EZB, aktuell vorangetrieben durch eine erneute Diskussion über ein sinnvolles Inflationsziel oberhalb der 2% und vielleicht im Bereich zwischen 2% und 3%, ruft immer mehr Kritiker hervor. Und mit dem Bitcoin gibt es nun einmal eine brauchbare Alternative für einzelne Aspekte des Euros, bspw. für die Funktion der Wertaufbewahrung.

Der Wert des Bitcoins schwankt derzeit wild um die 100.000 USD-Marke. Ich bin nach wie vor auf Sicht mehrerer Jahre bullisch eingestellt.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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