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Wochenrückblick 30. Oktober - 3. November 2023

Heureka, die Korrektur könnte vorbei sein ...von Stephan Heibel
Vier wichtige Ereignisse gab es diese Woche aus Anlegersicht. 

fedDas zweite Ereignis war die US-Notenbanksitzung, nach der Fed-Chef Jay Powell am Mittwoch Abend verkündete, dass man den Leitzins aktuell nicht weiter anhebt. In der anschließenden Pressekonferenz war Powell bemüht, weiterhin die harte Haltung der Fed zu betonen und weitere Zinsanhebungen nicht auszuschließen. Dennoch interpretierten Anleger seine Aussagen so, als wäre es die Bestätigung des Endes der Zinsanhebungen. Doch die Interpretation ist nicht umstritten, wie ein Blick auf das FedWatch Tool zeigt: Auch nach Powells Pressekonferenz gingen noch immer 20% der Anleger davon aus, dass in der letzten Fed-Sitzung des Jahres Mitte Dezember eine weitere Zinsanhebung vorgenommen werde. 

Das dritte Ereignis waren die Q-Zahlen von Apple am gestrigen Abend. Der Umsatz ist um 1% auf 89,5 Mrd. zurückgegangen, der Gewinn stieg um 13% auf 1,46 USD/Aktie an. Beide Zahlen waren leicht besser als erwartet. Doch CEO Tim Cook bestätigte die Probleme im Geschäft mit China. Obwohl die meisten iPhones in China produziert werden, gibt es Gegenwind seitens der chinesischen Regierung. Zudem gibt es Probleme bei der Produktion der neuen iPhones 15 Pro und Pro Max, so dass Apple für das nun anlaufende Weihnachtsgeschäft zwar ein wenig Wachstum, aber kein Rekordquartal prognostiziert. 

Ich würde sagen, die Zahlen waren durchwachsen und spiegeln die Probleme, die in den vergangenen Wochen bereits bekannt waren, wider. Tim Cook hat es dennoch erneut geschafft, das Ergebnis des Konzerns zu steigern. Doch Analysten stürzen sich auf die wenigen Haare in der Suppe und so ist der Tonfall nach den Zahlen eher negativ. 

Heute Mittag wurden nun US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Es ist das vierte wichtige Ereignis dieser Woche. Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf 3,9% gestiegen, es war eine Arbeitslosenquote von 3,8% erwartet worden. 

Die US-Notenbank hat ein doppeltes Mandat. Im Gegensatz zur EZB, die sich ausschließlich um die Preiswertstabilität (=Inflation) kümmern soll, muss die Fed gleichzeitig auch einen gesunden Arbeitsmarkt schaffen. Mit einer Arbeitslosenquote unter 4% gilt der Arbeitsmarkt als angespannt. Unternehmen haben Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu verträglichen Löhnen zu finden. Seit über einem Jahr, also seit Juli 2022, ist die US-Arbeitslosigkeit unter 4%. Dies wird als Zeichen gewertet, dass die US-Wirtschaft gesund ist, vielleicht sogar überhitzt. Die Fed muss die Wirtschaft bremsen, damit der Arbeitsmarkt wieder ins Gleichgewicht kommt. Dazu hebt sie die Zinsen an. 

usaDas Bekämpfen der Inflation durch steigende Zinsen konnte also in den vergangenen Monaten parallel zur Bekämpfung der Überhitzung am Arbeitsmarkt gestaltet werden. Skeptiker haben in den vergangenen Wochen immer wieder den Arbeitsmarkt als Beweis angeführt, dass die Fed noch nicht fertig sein könne mit ihren Zinsanhebungen, obwohl die Inflation bereits deutlich zurückgekommen ist. 

Nun bewegt sich also auch etwas auf dem Arbeitsmarkt und es sieht so aus, als habe die Fed wichtige Erfolge bei der Erreichung ihres doppelten Mandats erzielt. Weitere Zinsanhebungen sind daher aus Sicht der Anleger bis auf weiteres vom Tisch. 

Doch der S&P 500 stand schon vor der heutigen Meldung im Wochenvergleich um 5% höher und nimmt die heutige Meldung vom Arbeitsmarkt mit einem Gähnen auf. Um diese Entwicklung zu verstehen, müssen Sie das erste wichtige Ereignis kennen, das die Rallye bereits vor der Notenbanksitzung ausgelöst hat: Die US-Staatsverschuldung. 

Eine Meldung aus dem Finanzministerium sorgte für einen Run auf lang laufende Anleihen. Die Rendite für 10 Jahre laufende US-Staatsanleihen fiel in den vergangenen zwei Tagen von 4,82% auf 4,49%. Die Preise für lang laufende Staatsanleihen sind binnen zwei Tagen um 7% angestiegen. 

Am Anleihemarkt steht am Ende eines Tages eigentlich immer eine Null vor dem Komme der Tagesveränderung. Sie wissen ja, der Anleihemarkt ist im Volumen um ein Vielfaches größer als der Aktienmarkt. Die Planbarkeit der zu erwartenden Rückflüsse ist für Unternehmen, Versicherungen und Kreditfinanzierer elementar. Der Kurs der 20 Jahre laufenden Staatsanleihe hat in den vergangenen zwölf Monaten um 19% nachgegeben und damit zu großen Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt, denn schon das war historisch einmalig. Der Kursanstieg um 7% binnen zwei Tagen ist ... mindblowing, sagen die Amerikaner. 

In den vergangenen Wochen hatte ich Ihnen mehrfach dargelegt, dass die Verzinsung von langfristigen Anleihen höher sein muss als die von kurz laufenden Anleihen. Der US-Leitzins steht bei 5,25-5,5%, doch die Rendite der 10 Jahre laufenden Staatsanleihen notierte mit teilweise 5% noch immer nicht hoch genug. Die Angst kursierte unter den Anleiheanlegern, dass die Anleiherendite noch deutlich über 5,5% steigen müsse, vielleicht sogar in Richtung 6%, wenn es weitere Leitzinsanhebungen geben würde, um wieder eine gesunde Zinslandschaft herzustellen. 

Doch nun hat es den Anschein, dass das Gleichgewicht auch dadurch hergestellt werden könnte, wenn der Leitzins in absehbarer Zeit gesenkt werden kann. Heureka! 

Schauen wir uns nun einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: 
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 3.10., 19:14 Uhr Woche Δ Σ '23 Δ
DAX 15.189  3,4% 9,1%
S&P 500 4.361  5,3% 13,6%
Nikkei 31.950  3,1% 22,4%
Shanghai A  3.178  0,4% -1,9%
Euro/US-Dollar 1,07 1,4% 0,3%
Euro/Yen 160,33 1,2% 14,3%
10-Jahres-US-Anleihe 4,56% -0,31 0,68
Umlaufrendite Dt 2,81% -0,06 0,35
Feinunze Gold $1.992  0,5% 9,2%
Fass Brent Öl $84,87  -3,2% 1,5%
Kupfer $8.178  1,7% -3,0%
Baltic Dry Shipping $1.385  -16,7% -8,6%
Bitcoin $34.409  1,2% 107,4%



geopolitikDer Baltic Dry Verschiffungsindex ist diese Woche stark eingebrochen (-17%). Er gilt als Thermometer für die globale, insbesondere die chinesische Konjunktur. 

Während die staatlich veröffentlichten chinesischen Konjunkturdaten immer wieder verhältnismäßig moderat ausfallen, lassen sich aus den Quartalszahlen westlicher Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt aktiv sind, ganz andere Vermutungen ableiten. So hat Apple gestern Abend das schwächste Quartal seit einem Jahr auf dem chinesischen Markt vermeldet. Ester Lauder senkte seinen Ausblick, die Aktie brach vorgestern um 20% ein, weil unter anderem der Absatz in China langsamer wächst als erwartet. Yum Brands, der Betreiber von Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut, ist sehr aktiv in China, verfehlte seine Quartalszahlen aufgrund einer sich abschwächenden Nachfrage im August und Oktober, so deren Finanzchef. Und auch unsere BMW Autos werden in China um 1,8% seltener gekauft, wie wir den gestrigen BMW-Zahlen entnehmen. 

Maersk, der weltgrößte Reeder, baut derzeit massiv Personal ab, da man für die kommenden 2-3 Jahre von einem Überangebot an Transportkapazitäten ausgeht. Caterpillar hat diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht, aus denen ein starker Rückgang beim Auftragsbestand abgelesen wurde. Der Auftragsbestand von Caterpillar wird ebenfalls als verlässlicher Konjunkturfrühindikator betrachtet. 

Hier sind sie also, die ersten Beweise dafür, dass die Wirtschaft nicht ungebremst weiterläuft, obwohl Notenbanken weltweit auf die Bremse getreten sind.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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