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Wochenrückblick 30. September - 4. Oktober 2013

Bröckelndes Vertrauen in US-Politik ...von Stephan Heibel
Was, wenn der US-Kongress am Wochenende eine Einigung findet? Diese "Frage", oder sollte ich sagen "Angst" treibt die Börsen und Short­seller am heutigen Freitag um. Wir befinden uns in der Zwischenphase, für die ich Ihnen ein langsames Abbröckeln der Kurse in Aussicht gestellt hatte. Hoffnung und Angst wechseln sich ab, Klarheit ist nicht in Sicht. Nachdem der Dow Jones gestern kräftig Federn ließ, dürfte es heute zu einer kleinen Erholung kommen. Wer riskiert schon eine neue Shortspekulation vor dem Wochenende, wenn eine Einigung jederzeit überraschend verkündet werden könnte.

Da ich jedoch noch nicht mit einer Einigung rechne, dürfte es dann am Montag weiter bergab gehen. Das Kursniveau ist noch viel zu hoch, als dass die Kongressabgeordneten den Druck verspüren, eine Einigung zu finden.

Gestern Abend habe ich einen Kabarettisten gesehen, der ein neues Merkel-Phänomen beschrieb: Gleichgültigkeit. Es geht uns zu gut, als dass wir wütend bei unseren Politikern anrufen und Änderungen einfordern. In den USA sieht es ähnlich aus, die Wirtschaft schickt sich an, aufzuschwingen, und die US-Bevölke­rung ist zufrieden beschäftigt. Zudem sagt War­ren Buffet, dass die zwangsweise Aussperrung von öffentlich Angestellten kein Drama darstel­le. Wenn das nur ein oder zwei Wochen daue­re, werde man das kaum in der Konjunktur­entwicklung des Landes sehen.

Sollen die Politiker sich doch um das Haus­haltsbudget streiten wie sie wollen, es wird ja früher oder später doch zu einer Einigung kom­men, werden sich die meisten US-Wähler den­ken. Und die Politiker erfreuen sich weiter in ihren konträren Lagern, peitschen die Stim­mung weiter rauf - vergeblich - und verspüren nicht den geringsten Druck, ihre Position auf­zuweichen. Daher wird diese unentschiedene Situation meiner Ansicht nach noch eine Weile anhalten.

Was könnte denn Bewegung in die Verhand­lung bringen? Was wird zuerst kommen, das Ei oder die Henne? Wird eine andauernde Unent­schiedenheit im Kongress die Aktienkurse drücken? Oder sind eben niedrigere Aktien­kurse notwendig, um Bewegung in die Ver­handlung zu bringen? Ich glaube letzteres!

Nicht wegen der Patt-Situation fallen die Kurse, sondern erst wenn die Kurse fallen wird die Patt-Situation aufgehoben werden. Erst wenn Wähler ihrem Unmut über die unverantwortli­che Haltung der Politiker Luft machen, wird Bewegung in die Verhandlungen kommen. Und um die Gleichgültigkeit der Wähler zu beenden, braucht es etwas, das jedem Wähler weh tut: Ein Verlust in seinen Aktienfonds, einen Ver­mögensverlust.

Es ist daher auf dem noch immer hohen Niveau in meinen Augen zu früh, um an eine Lösung an diesem Wochenende zu glauben. 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 10.10.2013 Änderung Vorwoche
Dow Jones 14.996 -2,2 %
DAX 8.598 -0,8 %
Nikkei 14.024 -5,0 %
Euro/US-Dollar 1,36 0,9 %
Euro/Yen 132,31 -0,6 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,61 % -0,04 %
Umlaufrendite Dtl. 1,46 % -0,01 %
Feinunze Gold 1.318 $ -0,6 %
Fass Brent Öl 109,01 $ 0,2 %
Kupfer 7.198 $ -1,1 %
Baltic Dry Shipping 2.047 -3,1 %

Am stärksten ist der japanische Nikkei mit -5%eingebrochen. Die ungewisse Situation des US-Haushaltsbudegets wird weithin als Grund angeführt. Das ist auch nachvollziehbar, denn der Aufschwung in Japan wird durch billiges Geld, durch einen schwachen Yen und dadurch letztlich eine hoffentlich anziehende Nachfrage aus dem Ausland genährt. Sprich: Japan macht sich derzeit wettbewerbsfähig für die internationalen Märkte, insbesondere die USA als Haupt-Handelspartner. Wenn nun die USA in wirtschaftliche Schwierigkeiten laufen soll­ten, was vor dem Hintergrund der Patt-Situa­tion nicht ausgeschlossen werden kann, sind die Anstrengungen Japans umsonst.

Der DAX hält sich verhältnismäßig gut. Wo sonst kann man derzeit investieren? In den USA nicht, in Japan nicht, lediglich Deutsch­land steht verlässlich da. Immerhin hat Angela Merkel die Wahlen gewonnen und international nimmt man beruhigt zur Kenntnis, dass die Politik, die Deutschland in den vergangenen acht Jahren so gestärkt hat, unverändert fort­gesetzt wird... zumindest glaubt man dies.

Besser noch: EZB Chef Supermario Draghi sprach diese Woche davon, das die EZB bereit stehe, gegebenenfalls weitere liquiditätsför­dernde Maßnahmen zu ergreifen. Während also in den USA nur noch der Zeitpunkt des Tapering (Drosselung der Liquiditätsflutung) diskutiert wird, verspricht unser Supermario mehr Geld. Man sollte meinen, dass der Euro vor diesem Hintergrund zur Schwäche neigt. Doch der erklimmt neue Hochs, weil noch immer die Angst im Markt existierte, Europa könne wieder ins Trudeln geraten, wenn die Geldschraube zu früh angezogen wird.

Auch die Rallye im Baltic Dry Verschiffungs­index macht eine Pause. Der Index ist ein guter Indikator für die Im- und Exportaktivität Chinas, doch auch dort wird man aufgrund der in den USA bestehenden Patt-Situation vor­sichtig.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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