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Wochenrückblick 31. März - 4. April 2014

Eine neue Börsenzeitrechnung ...von Stephan Heibel
Da habe ich mich zu früh gefreut: Mit dem Sprung ins zweite Quartal hatte ich ein Ende der Rotationsbewegung erwartet - und die ersten Kurse schienen diesen Stimmungswandel auch prompt zu bestätigen. Doch schon am zweiten Handelstag im neuen Quartal setzte sich der Ausverkauf der Highflyer aus 2013 fort. Ohne neue Nachrichten brachen deren Kurse plötzlich wieder ein, während die Aktien der Unternehmen die Litaneien an Umstrukturierungen hinter sich haben kräftig zulegten.

Es bleibt mir also nichts weiter als wieder einmal darauf hinzuweisen, dass Sie nur mit einem gut diversifizierten Portfolio durch diese turbulenten Zeiten segeln sollten.

Es erinnert mich ein wenig an das Jahr 2000, als die Highflyer aus 1999 ausverkauft wurden. Der einzige aber wichtige Unterschied: Die damaligen Internetaktien wurden mit einem dreistelligen Kurs/Umsatz-Multipel bewertet, und Gewinne waren auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Die heutigen Highflyer aus 2013 hingegen sind häufig auf Basis der Gewinnerwartungen für 2016 bereits günstiger als ihre Konkurrenz aus der old economy.

Einen Börsencrash erwarte ich demzufolge nicht. Wer ein ausreichend dickes Fell hat, kann diese Rotation aussitzen. Doch seien Sie nochmals gewarnt: Die Rotation wird extrem günstige Kaufkurse erzeugen oder für diejenigen, die bereits investiert sind: ...wird Ihre Nerven stark strapazieren.

Diese Woche hat sich Zuversicht durchgesetzt. Zuversicht, dass China im Falle von sich verschlechternden Konjunkturdaten Konjunkturprogramme auflegen wird. So wurden die schlechten Konjunkturdaten aus China (schwacher Einkaufsmanagerindex, der auf eine abnehmende Industrietätigkeit deutet) an der Börse komischerweise positiv aufgefasst, ein Konjunkturprogramm wird wahrscheinlicher. Gestern wurde sodann ein erstes kleines Konjunkturprogramm bekanntgegeben: Der Schienenausbau in China wird steuerlich begünstigt.

Zuversicht, dass die europäische Konjunktur das Tal der Rezession durchschritten hat. Selbst EZB-Chef Mario Draghi lobte gestern die Fortschritte der europäischen Länder bei der Reduzierung der Außenhandelsungleichgewichte.

Den europäischen Leitzins ließ Draghi unverändert bei 0,25%, was bei einigen Marktakteuren Enttäuschung hervorrief. Die Inflation hat sich in den vergangenen Wochen zurückentwickelt, doch ist es in meinen Augen nicht angebracht, über eine Zinssenkung auf 0% zu spekulieren. Der Effekt einer weiteren Zinssenkung ist marginal, wir befinden uns ohnehin bereits in einer Liquiditätsfalle. Keynes hat die Liquiditätsfalle einmal beschrieben als Situation, in der weitere Zinssenkungen nicht mehr zu einer höheren Kreditausgabe durch die Banken führen. Und wir haben ohnehin schon seit langem das Problem, dass die Zinssenkungen nicht in Unternehmenskredite umgewandelt, sondern von den Banken genutzt werden, um die eigene Bilanz aufzubessern, also mit eben weniger Risiken zu belasten.

So war denn auch die Reaktion auf den Zinsentscheid ein Ausverkauf im DAX. Doch in der direkt folgenden Pressekonferenz formulierte Draghi die Möglichkeit unkonventioneller Maßnahmen (Quantitativ Easing oder auch QE, umgangssprachlich: Liquiditätsflutung). Im EZB-Direktorium habe man sich einstimmig dafür ausgesprochen, im Falle einer weiter rückläufigen Inflation bzw. sich abschwächenden Konjunktur auf eben solche unkonventionellen Schritte zurückzugreifen. Direkt nach diesen Worten schoss der DAX wieder in die Höhe.

Die Aktienindizes haben sehr positiv auf die Entwicklungen dieser Woche reagiert. Doch mit einem DAX, der nur noch 100 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt ist, häufen sich nun auch wieder die Skeptiker, die das aktuelle Kursniveau für viel zu hoch betrachten. Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 03.04.2014 Änderung Vorwoche
Dow Jones 16.573 1,9 %
DAX 9.629 1,9 %
Nikkei 15.064 2,5 %
Euro/US-Dollar 1,37 -0,1 %
Euro/Yen 142,30 1,6 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,79 % 0,12 %
Umlaufrendite Dtl. 1,34 % 0,06 %
Feinunze Gold 1.289 $ -0,5 %
Fass Brent Öl 106,46 $ -1,3 %
Kupfer 6.643 $ 1,1 %
Baltic Dry Shipping 1.235 -12,5 %

1,9% bis 2,5% an den Aktienmärkten ist ein stolzes Wochenergebnis. Der S&P 500 hat gestern ein neues Allzeithoch erreicht. Die japanischen Abonomics schwächen den Yen weiter und fördern so die Exportwirtschaft Japans, der Nikkei stieg um so kräftiger an. Kapital wird aus den Anleihemärkten abgezogen und in die Aktienmärkte gesteckt. Die Renditen der Anleihen steigen, da eine erneute Liquiditätsflutung langfristig die Inflationsgefahr erhöht.

An den Rohstoffmärkten kann ich keinen Trend erkennen: Während der Goldpreis sowie der Ölpreis nachgeben, was als Zeichen der abflauenden Krim-Krise gewertet wird, steigt der Kupferpreis an, was wiederum für eine robuste Konjunktur spricht. Nur warum bricht dann der Baltic Dry Verschiffungsindex wieder einmal ein (-12,5%)? Ich bin geneigt, diesen Wert als einmaligen Ausrutscher zu werten, der Index ist bekanntermaßen sehr volatil.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

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