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Wochenrückblick 4. September - 8. September 2023

China setzt Apple unter Druck - ein Eigentor? ...von Stephan Heibel
Vor ein paar Tagen war die US-Handelsministerin Gina Raimondo nach China gereist. Die Situation zwischen China und den USA ist angespannt. Wahrend China mit hohen Einfuhrzöllen agiert, haben die USA diverse US-Produkte auf eine schwarze Liste für den Handel mit China gesetzt. Die beiden Länder betreiben einen handfesten Handelsstreit. 

Der Besuch Raimondos war seit langem ein erstes Feigenblatt, das Anlass zu Hoffnung gab. China befindet sich konjunkturell in einer schwierigen Situation: Chinesische Exporte sind im August um 8,8% gesunken, die Importe gingen um 7,3% zurück. Mit rückläufigen Zinsen versucht die Politik in China, die Konjunktur anzutreiben. Doch von den noch vor wenigen Jahren angestrebten 6% ist man weit entfernt, im vergangenen Jahr war es gerade einmal die Hälfte und wenn man die Corona-Schwankungen mal glättet, geht das Wachstum bereits seit 10 Jahren kontinuierlich zurück. 

Vor wenigen Wochen waren einige chinesische Immobilienkonzerne in Schieflage geraten. Ein Teil des Wohlstands der vergangenen Jahre wurde am Immobilienmarkt erwirtschaftet. Nun soll der überhitzte Immobilienmarkt abgekühlt werden, Immobilien sollen erschwinglich werden und Wachstum soll von anderen Wirtschaftszweigen kommen. 

Doch die Handelsbeschränkungen seitens der USA erschweren es China, den bislang so wichtigen Außenhandel anzutreiben. Und für eine gesunde Binnenkonjunktur fehlen zudem wichtige Bauteile, wie bspw. eine Reihe von Chips, die in die Mobilfunkgeräte eingebaut werden. 

Der Besuch von Raimondo in dieser Situation war eine Chance für beide Länder, die Eskalationsfolge zu stoppen, vielleicht erste Signale einer Deeskalation zu senden. Die Erwartungen waren hoch, denn warum sonst hätte Raimondo die Reise unternehmen sollen? 

Doch die erste Meldung, die wir nun erhalten, ist ein Schlag ins Gesicht: Chinas Staatsangestellten werde verboten, Apple-Handys zu nutzen. Apple hat daraufhin an den vergangenen zwei Handelstagen 200 Mrd. USD an Marktkapitalisierung verloren. Das ist mehr als SAP, das größte DAX-Unternehmen, wert ist. Der NASDAQ ist eingebrochen, sämtliche anderen Aktienindizes stehen stark unter Druck. Die Diskussion, ob die Aktienmärkte in eine größere Korrektur übergehen, oder aber ihre Rallye fortsetzen, hat ein entscheidendes Argument für fallende Kurse erhalten. 

Dabei ist diese Meldung aus vielerlei Sicht mehr als merkwürdig. Zum einen handelt es sich nur um eine Zeitungsmeldung, denn eine offizielle Bestätigung seitens China gibt es nicht. Immerhin haben sowohl das Wallstreet Journal als auch Bloomberg davon berichtet, doch es fehlt noch die offizielle Bestätigung. 

Zum anderen gab es diese Meldung vor ein paar Jahren schon einmal. China ist einer der wichtigsten Absatzmärkte von Apple und macht 19% des Konzernumsatzes aus. Gegenwind würde den Konzern also empfindlich treffen. Doch aus der Meldung von vor ein paar Jahren ist nicht viel geworden. 

57 Mio. Angestellte zählen die chinesischen Behörden. Das entspricht etwa der Anzahl der Wahlberechtigten in Deutschland. Es ist also schon eine schwere Drohung, wenn 57 Mio. öffentliche Angestellte aus China keine iPhones mehr kaufen dürfen. 

Ich würde die Aktion als Retourkutsche sehen, denn in den USA wurde den staatlich Angestellten TikTok verboten. Außerdem dürfen staatliche Ausschreibungen keine Huawei-Produkte berücksichtigen. 

Doch ich verstehe nicht, warum sich China gerade Apple aussucht. Apple befolgt alle chinesischen Regeln und produziert in China für China. Apple gehört zu den größten Arbeitgebern in China. Es gibt andere US-Unternehmen, die seitens China sanktioniert werden könnten, ohne dass dies einen Einfluss auf die chinesische Binnenwirtschaft hätte. Doch gerade Apple hilft den Chinesen, in ihrer Heimat zu produzieren und Menschen zu beschäftigen, die von ihrem Gehalt dann die in China gefertigten Produkte kaufen. Das ist Binnenwirtschaft, auch wenn Apple ein US-Unternehmen ist. 

Mag sein, dass was dran ist, an der Geschichte. Ich weiß es nicht. Doch wenn es schwerer werden sollte für Apple, in China Geschäfte zu machen, stehen viele andere asiatische Länder parat, um Chinas Rolle zu übernehmen: Allen voran Indien, die gerne die iPhone-Produktion im eigenen Land haben würden. Aber auch Länder wie Vietnam und Indonesien könnten sowohl neue Produktionsstätten als auch neue Absatzmärkte für Apple darstellen. In meinen Augen ist diese Aktion, sollte sie sich als wahr herausstellen, eher als Eigentor zu werten. 
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

INDIZES 8.9., 18:03 Uhr Woche Δ Σ '23 Δ
DAX 15.740  -0,7% 13,0%
S&P 500 4.467  -1,6% 16,3%
Nikkei 32.607  -0,3% 25,0%
Shanghai A  3.268  -0,5% 0,9%
Euro/US-Dollar 1,07 -1,5% 0,0%
Euro/Yen 158,16 0,3% 12,7%
10-Jahres-US-Anleihe 4,24% 0,13 0,37
Umlaufrendite Dt 2,65% 0,12 0,19
Feinunze Gold $1.920  -1,5% 5,3%
Fass Brent Öl $85,45  0,0% 2,2%
Kupfer $8.257  -2,8% -2,0%
Baltic Dry Shipping $1.141  5,1% -24,7%
Bitcoin $25.888  -0,4% 56,1%


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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