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Wochenrückblick 5. Mai - 9. Mai 2025

S&P 500 fast wieder auf US-Wahl-Niveau ...von Stephan Heibel
Die US-Börse hat eine wilde Tal- und Bergfahrt hinter sich und ist fast wieder dort angekommen, wo sie Anfang November, zum US-Wahltag, stand. Nach der Ankündigung eines Handelsabkommens zwischen den USA und Großbritannien sprang der S&P 500 am gestrigen Donnerstag zwischenzeitlich um 1,6% auf 5.720 Punkte und befand sich dort nur noch rund 2% unter dem Stand vom Wahltag.

Zwischenzeitlich sah es düster aus: Vom Allzeithoch bei 6.144 Punkten im Februar fiel der Index bis auf 4.982 Punkte Anfang April. Grund war vor allem die aggressive Rhetorik von Präsident Trump, der hohe Strafzölle einführte, insbesondere gegenüber China und der EU.

Doch kaum waren die ersten Zölle in Kraft, ruderte Trump zurück: Zölle wurden gesenkt, Ausnahmen für Elektronikimporte geschaffen und sogar alte Regulierungsideen aus der Biden-Ära verworfen: Die „AI-Diffusion”-Regeln, die am 18. Mai greifen sollten, wurden kurzfristig gestrichen. Darin wurde die Welt in 18 Freunde der USA, viele neutrale und einige "Feine" unterteilt. Je nach Kategorisierung sollte Zugang zu KI-Chips gewährt werden. Israel befand sich beispielsweise nicht mehr unter den "Freunden". Dieses Damoklesschwert aus der Biden-Ära wurde nun entfernt, insbesondere die Aktie Nvidia legte daher diese Woche um 3% zu.

China bleibt ein Streitpunkt, aber erste Gespräche sind für dieses Wochenende angekündigt. Doch ich würde keine allzu großen Erwartungen in diese ersten Gespräche setzen: Nach der gestrigen Einigung mit Großbritannien sind die Erwartungen der Anleger hoch geschossen. Es dürfte schwer sein, am Wochenende in den Verhandlungen mit China ein Ergebnis auszuhandeln, das nochmals positiv überrascht.

Gleichzeitig droht Trump bereits wieder mit neuen Zöllen gegen Pharmaimporte, Pharma-Aktien gehören diese Woche zu den größten Verlierern. Das Muster der Trump-Administration ähnelt der Chip-Industrie: Frühzeitig meldeten Apple (500 Mrd. USD) und Nvidia (500 Mrd. USD) gigantische Investitionen auf dem US-Kontinent an. Auch Eaton (Stromversorgung für KI-Rechenzentren, 340 Mio. USD) reihte sich in die Liste der Unternehmen an, die mit besonderen Investitionsprojekten das Wohlwollen Trumps erkaufen wollten.

In der Pharma-Industrie sieht es ganz ähnlich aus: Abbott Laboratories investiert 500 Mio. USD in den Ausbau zweier Fertigungsanlagen in Illinois und Texas. Bristol Myers Squibb kündigte die Investition von 40 Mrd. USD über 5 Jahre in den Ausbau der Forschung und Fertigung innerhalb der USA an. Eli Lilly erhöhte seine beabsichtigte Investition in den Ausbau neuer Fertigungsanlagen für die GLP-1 Produktion um 27 Mrd. USD auf insgesamt 50 Mrd. USD.

All das hilft erst einmal nichts: Donald Trump wird meiner Einschätzung nach seinen Zoll-Fahrplan einhalten und zunächst drakonische Zölle verhängen, um im Anschluss gezielt einzelne Ausnahmen zuzulassen. Die Investitionen dienen also dazu, um nach der Verhängung der Zölle als Bittsteller überhaupt angehört zu werden.

Im Deal mit Großbritannien wurde auch die Autoindustrie bedacht: 100.000 Fahrzeuge dürfen die Briten mit einem Einfuhrzoll von 10% in die USA exportieren, alle weiteren Fahrzeuge werden mit 25% belegt. Ich bin etwas irritiert, dass dieses Abkommen seitens Großbritanniens als Erfolg vermeldet wird, doch sei's drum. Et es wie et es (sieht lateinisch aus, soll aber heißen: Es ist wie es ist ;-)).
 

Berichtssaison überraschend positiv



Während der in Berlin aufsteigende schwarze Rauch nach dem zweiten Wahlgang den neuen CDU-Kanzler Friedrich Merz verkündete, stieg in Rom weißer Rauch für Papst Leo XIV. auf. Am Wochenende erhoffen wir uns hier im Norden blauen Rauch aus dem Volksparkstadion.

Habemus-Primoligistam
Abbildung 1: Habemus Primoligistam


Nun vergegenwärtigen Sie sich diese Aufbruchstimmung einmal und vergleichen Sie mit der Stimmungslage, der Weltuntergangsstimmung, von Anfang April. Eine Vielzahl von DAX-Unternehmen meldete diese Woche Q-Zahlen, allesamt fielen besser aus als erwartet. Der DAX kletterte seit Anfang April sogar um 20% nach oben und schreibt wieder neue Allzeithochs, während der S&P 500 nur um 13% anstieg.

Nach wie vor bleibt der Trend intakt, das Anleger ihr Geld aus den USA abziehen und in Europa neue Anlagemöglichkeiten suchen. Doch erste Zeichen, dass dieser Trend bald enden könnte, sind erkennbar: Der US-Dollar legte diese Woche um 0,6% gegenüber dem Euro zu.

Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 9.5., 17:24 Uhr Woche Δ Σ '25 Δ
DAX 23.506 1,8% 18,1%
S&P 500 5.669 -0,4% -4,0%
Nikkei 37.503 1,8% -6,0%
Shanghai A 3.846 2,0% -2,3%
Euro/US-Dollar 1,13 -0,4% 8,2%
Euro/Yen 163,48 -0,1% 0,5%
10-Jahres-US-Anleihe 4,36% 0,03 -0,15
Umlaufrendite Dt 2,44% 0,11 0,13
Feinunze Gold $$-409]#.##0_ ;-[$$-409]#.##0 ">$3.341 3,4% 27,7%
Fass Brent Öl $63,49 4,3% -14,8%
Kupfer $9.432 2,4% 5,9%
Baltic Dry Shipping $1.316 -6,7% 32,0%
Bitcoin $102.789 5,8% 9,6%



Die größte Wochenveränderung erzielte der Baltic Dry Verschiffungsindex, der den durchschnittlichen Preis für den Transport von Schüttgut aus chinesischen Häfen heraus misst: -6,7%. Mit 145% Zoll auf chinesische Produkte dürfte der Handel zwischen den USA und China zum Erliegen gekommen sein. Die ersten diesbezüglichen Wirtschaftsdaten stehen noch aus, dürften aber bald schon für den Monat April veröffentlicht werden.

Der Bitcoin sprang diese Woche wieder über 100.000 USD/BTC. Totgesagte leben länger. Da ist der Bitcoin inzwischen zum fünftwertvollsten Vermögenswert dieser Erde aufgestiegen, nach Gold, Microsoft, Apple und Nvidia, und noch immer finde ich in meinem engeren Freundeskreis kaum jemanden, mit dem ich darüber sprechen kann. Der Bitcoin befindet sich noch immer in einem sehr frühen Stadium der Verbreitung. Es ist ein Vermögenswert, für den man ein gewisses technisches Verständnis benötigt, um dessen Vorteile zu erfassen. Darin sehe ich den Grund, dass der Bitcoin nach wie vor stark mit der Performance der Technologieaktien korreliert (parallel dazu läuft).

Ich habe mir alle Mühe gegeben, dieses Verständnis auch denjenigen zugänglich zu machen, die nicht so sehr in der Technologie verankert sind.

Während die Indizes auf Deutschland, Japan und China kräftig zulegen konnten, musste die Börse in den USA weiterhin Federn lassen. Nach wie vor fürchten Anleger also, dass die aggressive Zollpolitik der Trump-Administration zum Nachteil der US-Wirtschaft führen wird. Daran hat offensichtlich auch der Teilerfolg mit Großbritannien noch nicht viel geändert.

Die Renditen steigen sowohl in Deutschland als auch in den USA wieder an. Nachdem die US-Notenbank diese Woche den US-Leitzins unverändert beließ, was als Zeichen der wirtschaftlichen Stärke interpretiert werden kann, fürchten Anleger weiterhin eine heraufziehende Rezession. Sowohl in den USA als auch in Deutschland wünschen sich Anleger natürlich niedrige Zinsen, um die negativen Folgen des Handelsstreits abzumildern. Doch in den USA ist von negativen Folgen nicht viel zu sehen - im Gegenteil, die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigten eine erstaunliche Stabilität, so dass Fed-Chef Jay Powell am Mittwoch bekannt gab, weiterhin den Markt zu beobachten und nicht tätig zu werden, bevor sich nicht etwas zum Negativen verändert. Die EZB senkte den Leitzins vor kurzem um 0,25%, was hierzulande als Bestätigung für die schwache Wirtschaft interpretiert wurde.

Die nachhaltigsten Rallyes steigen an einer Wand der Sorgen empor, lautet ein Börsenspruch. Sorgen gibt es derzeit genug und steigende Kurse gibt es auch, trifft derzeit also zu. Doch wie lange noch?

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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