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Wochenrückblick 6. März - 10. März 2023

Bank-Run im Silicon Valley abgewendet ...von Stephan Heibel
Die Silicon Valley Bank (SVB) ist in der vergangenen Woche pleitegegangen. Am Donnerstag gab der Kurs des Unternehmens um 60% nach. Am Freitag ging es weiter bergab, bis die US-Regierung einschritt. Zum Wochenende drohte die größte Bankenpleite der US-Geschichte seit Lehman Brothers im Jahr 2008. 

173 Mrd. USD an Einlagen verwaltete die SVB, nur 4,8 Mrd. USD davon waren über die US-Einlagensicherung abgesichert. Die SVB ist im Silicon Valley die größte Bank, die Start-Ups finanziert. Sie gehört in den USA zu den 20 größten Banken, wenngleich sie außerhalb der Gründerszene kaum bekannt war. Daraus erklärt sich auch das große Missverhältnis zwischen Einlagen und Absicherung: Start-Ups hinterlegten ihr Geld bei der SVB. Da Einlagen in den USA nur bis 250.000 USD über die staatliche Einlagensicherung (FDIC) abgesichert sind, drohte der Löwenanteil der Multimillionen-Einlagen der Start-Ups wertlos zu verfallen. 

Wie konnte es zu der Pleite kommen? 

Nun, die SVB hatte eine vermeintlich geniale Idee. Vermeintlich, da sie nicht aufgegangen ist. Als Leser des Heibel-Tickers kennen Sie die "Zinskurve". Kurzfristige Anleihen werden normalerweise niedriger verzinst als langfristige. Je länger Sie Ihr Geld verleihen, desto höher der Zins, den Sie jährlich erhalten. Bis vor einem Jahr war das so. Bis die US-Notenbank die kurzfristigen Zinsen so schnell anhob, dass die langfristigen Zinsen nicht hinterher kamen. 

Bis vor einem Jahr hat die SVB das höhere Zinsniveau der lang laufenden Anleihen genutzt, um ihren Kunden eine attraktive Verzinsung der Einlagen zu gewähren. Die SVB hat also die 178 Mrd. USD der Kunden mit einem Zinssatz verzinst, der höher war als bei anderen Banken. Das konnte die Bank anbieten, weil sie die Einlagen längerfristig angelegt hat, als sie eigentlich hätte tun müssen. Denn eigentlich muss die Bank eine Einlage, die auf ein Jahr fest ist, auch mit einer entsprechenden Laufzeit anlegen. 

Die SVB hat sich aber an diese goldene Bankregel nicht gehalten: Sie hat die Einlagen langfristig angelegt und den hohen Zins an die kurzfristigen Laufzeiten der Kunden weitergereicht. 

Seit einem Jahr steigen nun die kurzfristigen Zinsen und der Kurs für lang laufende Anleihen ist eingebrochen. Am Kursverlauf des Bund-Futures können Sie die Entwicklung ablesen: 

2023-03-Bundfuture 
Abbildung 1: Preisentwicklung des Bund-Future 


Der Kurs einer 10-Jahre laufenden Anleihe in Deutschland ist in den vergangenen Monaten um 25% zurückgegangen. Für eine vermeintlich "sichere" Anlageform ist das ziemlich heftig, oder? 

Die SVB hat die Kundeneinlagen auf lange Jahre fest angelegt. Die Anleihen im Bestand der SVB haben jedoch im vergangenen Jahr heftige Kursverluste hinnehmen müssen, so dass die Kunden verunsichert waren und begannen, ihre Einlagen abzuziehen, sobald sie fällig wurden. 

Die Einlagen konnten aber nicht ausgezahlt werden, da sie längerfristig angelegt sind. So braute sich Ende der abgelaufenen Woche ein Bank-Run zusammen, der diese Woche über die SVB und über den gesamten Bankensektor hereingebrochen wäre, wenn die SVB letzte Nacht nicht gerettet worden wäre. 

Die US-Regierung hat zugesichert, sämtliche 178 Mrd. USD an Kundeneinlagen zu garantieren. Der britische Arm der SVB wurde letzte Nacht an die HSBC verkauft. 

Ungewiss bleibt, ob es auch andere Banken gibt, die ihre kurzfristigen Kundeneinlagen in langfristige Anleihen legten, um attraktivere Zinsen anzubieten. 

Schauen wir mal, wie sich diese Geschichte auf die wichtigsten Indizes ausgewirkt hat. 
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

INDIZES 12.3.23 Woche Δ Σ '23 Δ
DAX 15.428  -1,0% 10,8%
S&P 500 3.862  -3,8% 0,6%
Nikkei 27.833  -0,3% 6,7%
Shanghai A  3.426  -1,8% 5,8%
Euro/US-Dollar 1,07 1,1% 0,1%
Euro/Yen 144,24 -0,2% 2,8%
10-Jahres-US-Anleihe 3,70% -0,30 -0,18
Umlaufrendite Dt 2,61% -0,13 0,15
Feinunze Gold $1.873  1,5% 2,7%
Fass Brent Öl $82,46  -3,5% -1,4%
Kupfer $8.890  -1,2% 5,5%
Baltic Dry Shipping $1.424  24,4% -6,0%
Bitcoin $22.471  0,5% 35,5%


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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