ARNOLD & PARTNER - Finanz- und Versicherungsmakler

Wochenrückblick 7. März - 11. März 2016

Money for nothing and the chicks for free ...von Stephan Heibel
Nicht umsonst hat sich die Band, die das in der Überschrift zitierte Lied gesungen haben, Dire Straits (= Schwere Zeiten) genannt. Geld für's Nichtstun und die Miezen umsonst, davon sind wir nicht mehr weit entfernt (einmal abgesehen von den Miezen). Supermario hat die Geldschleusen der EZB so weit geöffnet, dass selbst die stärksten Protagonisten seiner lockeren Geldpolitik überrascht waren.

- Der Einlagenzins für Bankeinlagen bei der EZB wurde von -0,3% auf -0,4% gesenkt. Guthaben von Banken bei der EZB kosten immer mehr Geld.

- Der Leitzins wurde von 0,05% auf 0,00% gesenkt. Der Leitzins steuert maßgeblich den Kreditzins, den Banken ihren Kunden berechnen.

- Der Ausleihungssatz für kurzfristige Spitzenfinanzierungen der Banken über Nacht wurde von 0,3% auf 0,25% gesenkt.

- Das QE-Programm, in dessen Rahmen Staatsanleihen aufgekauft werden, wurde im Volumen von monatlich 60 auf 80 Mrd. Euro aufgestockt. Da es schon nicht mehr genug Papiere für 60 Mrd. Euro Kaufvolumen gibt, wurden die für das Programm qualifizierten Papiere ausgeweitet:

- Nun darf die EZB von jeder Anleihe bis zu 50% (zuvor 30%) der ausstehenden Papiere kaufen.

- Nun darf die EZB auch Unternehmensanleihen (außer Banken) mit Investment-Grade kaufen.

- In den kommenden Monaten werden insgesamt vier targeted LTRO-II Refinanzierungsgeschäfte für die Banken angeboten: Banken können sich so gezielt langfristig (Laufzeit: jeweils vier Jahre) refinanzieren, also ihre ausgeliehenen Kredite einreichen und Bargeld dafür abholen. Damit übernimmt die EZB einen guten Teil des Kreditrisikos der Banken.

Bundesbankpräsident Weidmann hatte bei der Sitzung turnusgemäß kein Stimmrecht. Dennoch wurden diese Maßnahmen nicht einstimmig beschlossen.

Die erste Reaktion an den Börsen war entsprechend euphorisch, der DAX legte binnen weniger Minuten um 200 Punkte zu. Sodann folgte die Ernüchterung: Hat die EZB nun ihr letztes Pulver verschossen? Was, wenn die Wirkung ausbleibt? Bis zum Abend sackte der DAX in Folge dieser Bedenken um 500 Punkte ab.

Am folgenden Freitag erholte sich die Börse wieder auf das Niveau von vor der EZB-Entscheidung, und zum Beginn der neuen Woche kletterte der DAX sogar noch ein wenig höher. Interpretation: Natürlich ist es positiv, wenn die EZB die Geldschleusen noch weiter öffnet.

Doch insbesondere in Deutschland ist laute Kritik zu vernehmen. Volkswirte aus sämtlichen Bereichen melden sich warnend zu Wort. Die Kritik beruht im Wesentlichen auf dem folgenden Zusammenhang: Zu Null Prozent Kreditzins werden Investitionen getätigt, die nicht wirklich lukrativ sind, die also keine Produktivitätssteigerung bringen. Doch nur durch Produktivitätssteigerung steigt der Wohlstand, alles andere ist Augenwischerei. Somit werden derzeit zwar viele Investitionen getätigt, doch die bringen uns nicht vorwärts. Im Gegenteil: Wir stehen am Ende hochverschuldet und ohne Produktivitätsfortschritt da.

Es ist eine versteckte Staats- und Bankenfinanzierung, zur Entschuldung der Club-Med Länder sowie zur Stützung insolventer Banken, die seit der Finanzkrise ihre Geschäftspraktik nicht geändert haben. Der Begriff, der von den Befürwortern dieser lockeren Geldpolitik immer wieder angeführt wird, ist "alternativlos". Schlimm, dass uns EZB-Chef Mario Draghi in diese alternativlose Situation manövriert hat.

Ein anderes Argument der Befürworter der lockeren Geldpolitik lautet, dass die Club-Med Länder einfach im Wettbewerb gegen Deutschland nicht bestehen können und nun endlich mal wieder die Früchte ihrer Sparanstrengungen sehen müssen. Nun, wenn ich in meinem Studium etwas gelernt habe, dann ist es die Theorie der komparativen Vorteile unterschiedlicher Volkswirtschaften, die miteinander Handel treiben. Beide Volkswirtschaften stellen sich besser, es ist eine Mär, dass die eine Volkswirtschaft der anderen Dinge wegnehmen könnte. Es muss sich nur jeder auf seine Stärken besinnen. Witzigerweise war es gerade Prof. Bofinger, der mir für die graphische Darstellung dieses Zusammenhangs im mündlichen Examen eine Eins gab. Bofinger gehört heute zu den Protagonisten der lockeren Geldpolitik.

Ich halte den Schritt der EZB also für falsch. Doch ich bin kein Richter, sondern Börsenschreibel und muss mich nun auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen. Um es mit einem Zitat aus der Finanzkrise zu beschreiben: "Solange die Musik spielt, sollten wir in Aktien, Immobilien und anderen Sachwerten investiert bleiben. Wenn die Musik aufhört zu spielen, hilft nur noch Gold." Noch kann ich die Musik hören, und wer gegen die EZB wettet, der sollte sich bewusst machen, dass die EZB so lange mehr Munition erschaffen kann, wie das Volk mitspielt. Und das kann noch sehr lange so gehen.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 14.03.2016 Änderung Vorwoche
Dow Jones 17.253 3,3%
DAX 9.990 7,1%
Nikkei 17.233 6,8%
Euro/US-Dollar 1,11 0,3%
Euro/Yen 126,29 1,4%
10-Jahres-US-Anleihe 1,96% 0,27
Umlaufrendite Dtl. 0,14% 0,09
Feinunze Gold 1.234$ -0,4%
Fass Brent Öl 39,56$ 11,4%
Kupfer 4.955$ 7,5%
Baltic Dry Shipping 388 19,4%

Die Aktienbörsen sind moderat angestiegen, der Goldpreis ist trotz der erneuten Liquiditätsflutung etwas zurückgekommen. In meinen Augen ist das ein günstiger Zeitpunkt, Gold nochmals nachzukaufen, wer noch zu wenig hat.

Anleiherenditen sind gestiegen (+0,1%), Anleger haben also Anleihen verkauft und dadurch den Preis gedrückt. In einem Euroland, wo der Euro immer weniger wert wird, möchte man kein Geld mehr parken. Stattdessen sucht man reale Werte wir Aktien.

Der Ölpreis ist weiter angestiegen (+6,3% auf 39,56 USD/Fass). Es ist nach wie vor die Hoffnung auf eine Einigung der Ölförderländer Russland und Saudi Arabien mit dem Iran. Ich halte diese Hoffnung für weit hergeholt, ein nachhaltiges Überspringen der 40 USD/Fass kann ich mir derzeit nur schwer vorstellen.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist um 13,5% angesprungen. Auch der Preis für Eisenerz ist angesprungen. Zuletzt kamen widersprüchliche Meldungen aus China: Der Export ist im Februar nochmals um 20% eingebrochen, der Import um 11%. Doch in den ersten Tagen des März ist der Eisenerzpreis um 20% angesprungen, wohl aufgrund einer gestiegenen Nachfrage seitens chinesischer Stahlproduzenten. Wie passt das zusammen?

Nun, das chinesische Neujahrsfest findet immer im Februar / März zu unterschiedlichen Terminen statt. Dieses Jahr lag das Fest vollständig im Februar, letztes Jahr noch ging diese Festwoche über den Monatswechsel in den März hinein. Dadurch sind in diesem Jahr mehr Feiertage im Februar gewesen als vor einem Jahr, entsprechend sinken die Wirtschaftszahlen. Nach dem Neujahrsfest stocken chinesische Unternehmen ihre Bestände wieder auf, es kommt zu einer kurzzeitigen Nachfragespitze, die sich in diesem Jahr in einen extremen Preissprung beim Eisenerz gezeigt hat.

Ich würde also weder in den Eisenerzpreisanstieg, noch in den gestiegenen Baltic Dry Verschiffungsindex zu viel hinein interpretieren.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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