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Wochenrückblick 7. März - 11. März 2022

Schlimme Befürchtungen ...von Stephan Heibel
Wann sind die schlimmsten Möglichkeiten auf dem Tisch?

Sämtliche Verhandlungen mit Putin waren bislang ergebnislos. Es zeichnet sich ab, dass er nicht davon abzubringen ist, die Ukraine mit Hilfe eines länger andauernden Krieges zu unterwerfen. Rückendeckung gibt's aus China, selbst militärische Unterstützung seitens China wird nun diskutiert.

Die harten Wirtschaftssanktionen werden fast täglich ausgeweitet. Die Wirtschaft folgt mit unzähligen Unternehmensmeldungen. Die Tagesschau führt eine Liste der Unternehmen, die ihr Geschäft ins oder mit Russland beenden.

Der Ölpreis ist nachhaltig über 100 USD/Fass geschossen, der Goldpreis flirtet mit der 2.000er USD-Marke und der Kupferpreis, das Barometer der Konjunktur, ist diese Woche um 14% eingebrochen. Stagflation lautet das Schlagwort dieser Tage: Inflation bei gleichzeitig stagnierendem, wenn nicht gar schrumpfendem Wirtschaftswachstum. Es ist die gefährlichste Problemstellung für die Notenbanken. Zuletzt gab es diese Situation in den 1970er Jahren, nach dem Ölpreisschock.

Die globalen Lieferketten, zuletzt durch die Corona-Pandemie gestört, werden nun noch mit Rohstoffknappheit belastet. In dieser angespannten Situation hat sich nun Berichten zufolge China's Tsingshan Holding Group, der weltweit größte Nickelproduzent, verspekuliert. In den steigenden Nickelpreis hinein wurde eine Shortposition aufgebaut, es wurde also mehr Nickel verkauft als produziert werden kann. Für die offene Position konnten nicht mehr ausreichend Sicherheiten hinterlegt werden, so dass es zum Margin Call kam, die offenen Leerpositionen wurden zwangseingedeckt und trieben den Nickelpreis binnen eines Tages um 100% nach oben. Der Handel an der Londoner Börse wurde daraufhin ausgesetzt.

Ob freie oder soziale Marktwirtschaft, beide sind wirkungslos gegenüber der Kriegswirtschaft Russlands. Der lachende Dritte ist China, denn das bevölkerungsreichste Land sichert sich in diesen Tagen die Rohstoffe Russlands, während westliche Unternehmen ihre russischen Sanktionsfolgen mit chinesischen Unternehmen auszugleichen versuchen.

Der DAX hat seit seinem Paniktief am Montag vor einer Woche 9% zugelegt und schießt heute Vormittag um weitere 3% nach oben. Sind die schlimmst-möglichen Entwicklungen bereits auf dem Tisch? Oder haben wir keine Ahnung, wohin die hier aufgezeigten Entwicklungen führen werden?

In den USA betrachtet man den Ukraine-Krieg als einen Krieg, der - wie immer - nicht auf US-Territorium stattfindet und dieses Mal sogar ohne direkte US-Beteiligung geführt wird. Bei betroffenen Unternehmen wird das Russland-Geschäft (0,x%, manchmal 2-3%) aus den Prognosen herausgerechnet, die Notenbank geht von einer nur vorübergehenden Belastung aus. Meinem Eindruck nach werden die Folgen noch unterschätzt.

In Deutschland schwankt die Stimmung sehr stark zwischen Weltuntergang und Putin-Hoffnung. Sollte Putin die Energielieferungen nach Deutschland kappen, fürchtet man einen Weltuntergang. Doch in der nächsten Sekunde setzt man alle Hoffnung auf Verhandlungen unterschiedlichster Gesprächspartner mit Putin, der immer wieder Wort bricht.

Während bis vor einer Woche die Aktienlieblinge der vergangenen Jahre unlimitiert auf den Markt geworfen wurden, werden nun die Aktien derjenigen Unternehmen eingesammelt, die in dieser neuen Welt unbelastet sind oder gar davon profitieren: Energieunternehmen, Rüstungsunternehmen und lokale Champions sind in der abgelaufenen Woche am stärksten angestiegen, während die ehemaligen Aktienlieblinge kaum von der Gegenbewegung profitieren konnten.

Aktien des Gesundheitssektors sowie Aktien des Automobilsektors sind in der abgelaufenen Woche um nicht einmal 2% angestiegen, während die Versorger, angeführt von Aktien wie Encavis (+20%), SMA Solar (+34%) und Nordex (+14%) um durchschnittlich 8% angesprungen sind, gefolgt von Finanztiteln wie Flatex und der Dt. Pfandbriefbank (je +16%) um durchschnittlich 7%.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes bis heute Mittag entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

 
INDIZES 13.3.22 Woche Δ Σ '22 Δ
Dow Jones 32.944  -1,6% -9,3%
DAX 13.900  6,1% -12,5%
Nikkei 25.308  -2,6% -12,1%
Shanghai A  3.379  -6,5% -11,4%
Euro/US-Dollar 1,10 0,3% -3,3%
Euro/Yen 129,32 3,1% -1,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,00% 0,28 0,49
Umlaufrendite Dt 0,12% 0,20 0,40
Feinunze Gold $1.960  -0,1% 7,4%
Fass Brent Öl $107,45  -6,3% 36,4%
Kupfer $8.969  -14,3% -7,4%
Baltic Dry Shipping $2.718  29,2% 22,6%
Bitcoin $38.964  -4,6% -17,1%



Die heftigen Stimmungsschwankungen in Deutschland zeigen sich auch in der unterschiedlichen Indexentwicklung zum Dow Jones: Während der DAX zwischenzeitlich schon mit fast 20% im Minus lag, konnte diese Woche eine entsprechend starke Gegenbewegung erfolgen. In den USA war das Minus im Dow Jones nicht ganz so stark, daher ist auch die Gegenbewegung nicht so groß.

Für den Bitcoin gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: In den USA hat Präsident Joe Biden die Weichen gestellt, den Bitcoin in der Finanzmarktregulierung zu berücksichtigen. Dort wird der Bitcoin also als neue Vermögensklasse ernst genommen. In Europa hingegen versucht man, den Bitcoin zu verbieten.

Sie kennen meine Meinung zu diesen Entwicklungen: Wenn sich die gesamte Menschheit auf die Abschaffung des Bitcoins einigt, könnte das gelingen. Solange jedoch verschiedene Finanzsysteme unserer Erde miteinander konkurrieren, ist an einen solchen Konsens nicht zu denken. Die aktuellen Entwicklungen dürften also eher zu einer Stärkung des Bitcoins führen.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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