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Wochenrückblick 8. April - 12. April 2013

Internationaler Kapitalstrom in die USA ...von Stephan Heibel
Schauen wir diese Woche gleich mal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes, denn dar­aus lässt sich eine Menge dessen ableiten, was derzeit in der Welt passiert: 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes                        11.04.2013       Veränderung
Dow Jones                             14.865                  1,8 %
DAX                                        7.872                  0,7 %
Nikkei                                    13.462                  4,4 %

Euro/US-Dollar                         1,31                 1,4 %
Euro/Yen                             130,35                  4,8 %
10-Jahres-US-Anleihe          1,79 %                0,03 %
Umlaufrendite Dtl.               1,08 %                0,02 %
Feinunze Gold                     1.561 $                  0,5 %
Fass Brent Öl                    104,31 $                 -2,0 %
Kupfer                                   7.613                  1,9 %
Baltic Dry Shipping                    865                 -0,1 %

Der Nikkei ist um 4,4% angesprungen. Noten­bankchef Kuroda hatte vor einer Woche eine heftige Liquiditätsflutung Japans angekündigt. "Hätte ich doch in den Nikkei investiert", wird sich nun der eine oder andere von Ihnen den­ken, doch das wünschen Sie sich nicht wirklich. Gleichzeitig hat der japanische Yen nämlich 4,8% gegenüber dem Euro abgegeben.
Unter'm Strich wäre Ihr Investment in den Nik­kei heute weniger wert als vor einer Woche, der Wechselkursverlust hätte den Nikkei-Gewinn vollständig aufgezehrt. 

Allen Bärenrufen zum Trotz ist der DAX nicht eingebrochen, mit einem Wochenplus von 0,7% wurden die Verluste der Vorwoche nahezu ausgeglichen. Nicht berühmt, aber immerhin. Nachdem zuvor die Jagd nach Divi­dendentiteln dominierte, haben sich Anleger nunmehr auf die Außenseiter konzentriert: Die Aktien, die von der bisherigen Rallye weitge­hend vergessen wurden: Die Deutsche Bank und die Commerzbank sowie E.On und RWE stehen an der Spitze der Wochengewinner. Es ist ein bekanntes Verhalten: Die wirklich guten Unternehmen sind schon gut gelaufen (Bayer, Merck, Beiersdorf, Lufthansa), und kein Anleger möchte den steigenden Kursen gerne hinterherlaufen. Also schaut man, wer noch "Nachholpotenzial" hat. Dabei übersehen Anle­ger häufig die Gründe für die bislang schlechte Performance dieser Aktien. Ich wäre also vor­sichtig, aus den derzeitigen Gewinnern einen nachhaltigen Trend abzuleiten. 

Mit 1,08% Rendite ist eine Staatsanleihe nicht unbedingt eine attraktive Alternative, und so ist auch das niedrige Zinsniveau eine weitere Erklärung für die stabile Verfassung der Akti­enbörse trotz der Hiobsbotschaften im Euro­land. Wohin sonst soll man sein Geld bringen, wenn Spareinlagen nicht mehr sicher sind, wie wir in Zypern gesehen haben, und Staatsan­leihen kaum Zinsen abwerfen?

Ähnlich sieht es in den USA aus. Auch dort ist das Zinsniveau zu niedrig. Doch die USA unterscheiden sich in einem Punkt von Europa, von Japan und von China: Sie haben einen Notenbankchef, der Geld mit dem Helikopter über der Bevölkerung verteilt, wenn nötig, und sie haben eine Regierung, die handlungsun­fähig ist. "Gridlock" nennen die Amerikaner diese Situation in Washington, Stillstand. Obama redet über ein partielles Waffenverbot und über Kriegstreiberei in Nordkorea. Er weiß, dass er in Sachen Steuern, Sozialhilfen, Gesundheitsausgaben und Wirtschaftsförde­rung derzeit nichts bewegen kann, die Opposi­tion wird jegliche Änderungen verhindern.

1994 bis 1998 hatte Präsident Clinton schon einmal eine solche Situation und es war eine der wirtschaftlich besten Zeiten für die USA. Unternehmern ist es relativ egal, wie Entschei­dungen ausfallen, Hauptsache Entscheidun­gen fallen. Gewissheit ist das, was ein Unter­nehmer zum Planen braucht. Natürlich gibt es mehr oder weniger freundliche Rahmenbe­dingungen für die Wirtschaft, dementspre­chend werden dann mehr oder weniger Inve­stitionen durchgeführt. Nur eines schadet wirklich: Ungewissheit. Sie bringt Unterneh­mer dazu, mit einer Entscheidung über eine Investition abzuwarten, bis die Politik eine Ent­scheidung getroffen hat.

In der US-Politik sind alle Entscheidungen gefallen, die Obama beeinflussen bzw. anschieben konnte. Von nun an herrscht für die nächsten mindestens zwei Jahre eine Patt-Situation in Washington, gridlock, und Unter­nehmer müssen nicht mehr auf ausstehende Entscheidungen warten. Sie können nun pla­nen, denn in den nächsten zwei Jahren wird sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern.

Es ist die beste aller Welten für die Amerikaner: Washington verschwindet vom Radar und Notenbankchef Ben Bernanke hält die Geld­schleusen weit offen, um die politischen Fehler (Zwangskürzungen des Haushaltsbudgets durch ausbleibende Einigung im Steuerstreit) mit Liquidität aufzufangen.

Das erkennen auch die Japaner, die ihr Geld vor der Entwertungskampagne des Noten­bankchefs Kuroda in Sicherheit bringen. Wohin? Na, ganz bestimmt nicht nach Europa, nachdem Spareinlagen in Zypern und Unter­nehmensanleihen in Holland für die Refi­nanzierung von Banken und Staaten heran­gezogen wurden. Ich weiß, es ist noch ein weiter Weg von dort bis zu ähnlichen Maßnah­men in Deutschland, und ich habe noch keine Angst um meinen Spargroschen, doch welcher Japaner kann innerhalb Europas so gut diffe­renzieren wie wir Europäer selbst? Im Zweifel bleibt er Europa lieber fern und verschiebt sein Vermögen in die USA.

Dort erkennt auch der Japaner bald das nied­rige Zinsniveau und die günstigen Rahmen­bedingungen für Unternehmen, und so wird das Geld schon bald in Aktien angelegt. Bis­lang waren Dividendentitel gefragt doch diese Woche haben auch in den USA insbesondere diejenigen Aktien zugelegt, die bislang verges­sen wurden.

Der Dow Jones eilt von Allzeithoch zu Allzeit­hoch, selbst der S&P 500 hat inzwischen sein Allzeithoch von von 2007 und 2000 hinter sich gelassen. Nachdem in den vergangenen Wochen Kritiker gebetmühlenartig davor warn­ten, dass sich das Gewinnniveau der Unter­nehmen nicht halten könne, zeichnet sich nun ab, dass im Falle einer weltweiten wirtschaftli­chen Erholung im zweiten Halbjahr nun doch das Gewinnniveau gehalten werden könnte. So schwenkt nun die Rhetorik um in ein kritisieren der Bewertungsniveaus: Einzelne Highflyer werden herausgestellt und als Symbol eines überteuerten Marktes genannt.

Doch die Fakten sehen anders aus: Rechnet man alle Gewinne des Jahres 2012 der S&P 500 Unternehmen zusammen und errechnet daraus ein aktuelles Kurs/Gewinn-Verhältnis, so ergibt sich ein KGV von 15, was historisch günstig ist. Und während die Gewinnerwar­tungen für 2013 seitens der Analysten in den vergangenen zwölf Monaten kontinuierlich gesunken sind, zeichnet sich nun eine Boden­bildung ab, es könnte schon bald zu einer Erhöhungsorgie bei den Erwartungen der Ana­lysten kommen. Ein zu hohes Bewertungsni­veau kann ich also im US-Markt trotz Allzeit­hochs nicht erkennen.

Fazit: Kurzfristige Kursbewegungen werden immer durch bestimmte Ereignisse losgetreten, wie derzeit beispielsweise durch die Kapital­flucht aus Japan, vielleicht ist auch der eine oder andere vermögende Europäer dabei. Während sich solche kurzfristigen Trends stets als Sondereffekt diskreditieren lassen, der auch kurzfristig ins Gegenteil umschlagen kann (kurzfristige Korrektur), so sind doch die mittel­fristigen Faktoren insbesondere in den USA überaus vielversprechend. Liquiditätsflutung durch die Notenbank bei einer handlungsun­fähigen Politik und günstig bewerteten Unter­nehmen lassen mich darauf setzen, dass wir in 12 bis 18 Monaten noch deutlich höhere Kurse sehen.

Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.


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