ARNOLD & PARTNER - Finanz- und Versicherungsmakler

Wochenrückblick 8. September - 12. September 2014

Übergang vom Sommer-Chaos zu Herbst-Zahlen ...von Stephan Heibel
geopolitische Krisen haben uns den Sommer über beschäftigt. Nunmehr scheint sich die Situation allerorten zu entspannen, oder zumindest rücken Unternehmensmeldungen wieder stärker in den Vordergrund. Im Oktober werden wieder Q-Zahlen veröffentlicht, und schon bald kann es losgehen mit Gewinnwarnungen, die gehäuft ab der dritten Septemberwoche veröffentlicht werden.

Somit gab es nicht viel Neues diese Woche. Ich habe das genutzt, um Ihnen die vielzähligen Probleme nochmals in Erinnerung zu rufen, die den DAX in den vergangenen drei Jahren haben um 100% steigen lassen. Wir erinnern uns: Wenn es keine Probleme mehr gibt, dann ist die Rallye zu Ende.

Irgendwie normalisiert sich die Lage weiterhin, oder? Der Waffenstillstand in der Ukraine, der keiner ist, sorgt aber zumindest für eine Beruhigung der Gemüter, und während an den Außengrenzen der Ukraine noch immer um einzelne Gebiete gekämpft wird, spricht oder verhandelt die ukrainische Regierung mit den russischen Separatisten über mögliche Lösungen des Konflikts.

Präsident Obama hält sich raus, er ist im Irak beschäftigt. Damit können Kanzlerin Merkel und Präsident Putin unter heftigen Sanktionsdrohungen die Verhandlungen in der Ukraine begleiten.

So wendet sich die Aufmerksamkeit der Anleger langsam den wirtschaftlichen Entwicklungen und Unternehmensmeldungen zu. Doch auch an dieser Front gibt es keine Entwarnung, wie immer gibt es eine große Anzahl an Gründen, die Anleger vom Kauf abhalten.

Was haben wir schon als Gründe von den Bären gehört, seit der DAX Mitte 2011 auf knapp 5.000 Punkte einbrach. Der Euro könnte auseinanderbrechen. Die billige Zinspolitik werde zu Hyperinflation führen. Erinnern Sie sich an die Haushaltsobergrenze in den USA, die den Staatshaushalt sogar für einige Wochen lähmte? Und dann, mangels Einigung auf die Fortführung von Steuererleichterungen in den USA für die Bürger, drohte die Nachfrage der Konsumenten einzubrechen. Und kaum war diese Gefahr gebannt, drohte die US-Notenbank mit der Drosselung der Liquiditätsschwemme.

Jahrelang wurden Gewinnsteigerungen bei Unternehmen überwiegend durch Kosteneinsparungen erzielt. Die Bären warnten vor der fehlenden Nachfrage, bis diese im laufenden Jahr endlich einsetzte. Und überhaupt sind die Bilanzen der Unternehmen nach wie vor durch und durch gefährlich, insbesondere in Europa. Hier schlummern nach Überzeugung der Bären noch unvorstellbare Risiken in den Bank-Bilanzen. Und bei den Unternehmensbilanzen gibt es aufgeblähte Goodwill-Positionen, die aus überteuerten Übernahmen stammen.

Überhaupt ist das ganze System auf Lug und Trug aufgebaut und droht jeden Augenblick zusammenzubrechen: 100% im DAX binnen nur drei Jahren ist einfach nicht gesund. Heute droht die US-Notenbank mit der Anhebung des Leitzinses. Spätestens dann, so heute die Bären, wird die Luft aus dem System gelassen und die Märkte werden einbrechen. Natürlich spielen auch die IPOs derzeit eine wichtige Rolle: Alibaba will zum größten Börsengang des Jahres werden. Investoren werden Geld von Amazon, Apple, eBay und Google abziehen, um Alibaba-Aktien zu kaufen. Und die nächsten IPOs stehen schon Schlange, hier in Deutschland sind es zumindest Rocket Internet und Zalando.

Wer nun Aktien mit niedrigem Bewertungsniveau anführt, wird von Bären mit einer Liste von Betrügereien, Insider-Trading-Fällen und Softwareproblemen an der Börse überhäuft. Erinnern Sie sich an den Börsengang von Facebook, als die Zeichner den ganzen Tag lang nicht wussten, ob überhaupt und wenn ja wie viele Aktien ihnen zugeteilt wurden. Oder der Flashcrash, als der Dow Jones binnen weniger Minuten im Mai 2010 um 9% einbrach, einzelne Aktien wie HP um über 40%, um am Abend weitgehend unverändert zu schließen.

Und wenn ein Bär auf einen Bullen trifft, der mit all diesen Argumenten nicht totzukriegen ist, dann kommen Weisheiten wie "Die Börse atmet ein und aus, alles muss irgendwann auch einmal fallen."

100% im DAX in nur drei Jahren vor dem Hintergrund dieser verheerenden Weltsituation. Kaum zu glauben, oder? Nur einmal in meiner bisherigen Börsenzeit gab es eine Situation, in der das Verkaufen um jeden Preis richtig war: 2007 vor dem Zusammenbruch der Finanzbranche. In allen anderen Börsenphasen gab es immer Bereiche, die gut oder zumindest besser liefen. Es ist also stets nur eine Suche nach der "besseren" Aktie und nicht nach der "richtigen" Aktie.

Oder besser noch: Die Suche nach der "richtigen Mischung" von Aktien. Wir haben teilweise über Jahre Aktien in unserem Portfolio, die sich kaum bewegen oder kontinuierlich nach unten laufen. Doch deren Geschäft ist solide und deren Bewertungsniveau ist günstig. Irgendwann, und fragen Sie mich nicht wann, nachdem Sie die obige Liste der Ereignisse der vergangenen Jahre gelesen haben, irgendwann kommt ein Ereignis, das gerade solche verschlafenen Aktien plötzlich attraktiv macht und in kurzer Zeit zu einer Kursexplosion führt - während vielleicht viele andere Aktien einbrechen.

Eine fundamentale Betrachtung der Aktienpositionen gehört also unweigerlich zum Investieren dazu, damit sie solche Aktien nicht gerade kurz vor ihrem Erwachen verkaufen. Derzeit sehe ich Aktien der Rohstoffbranchen in dieser Situation. Die Rohstoffpreise sinken weiter und weiter, und viele Analysten schließen daraus, dass die Nachfrage nachlässt und die Weltwirtschaft auf schwere Zeiten zusteuert. So war es ja auch in den vergangenen Jahren immer, wenn die Rohstoffpreise rückläufig waren.

Diesmal jedoch ist es anders: Immer mehr Produktionskapazitäten wurden geschaffen und überschütten nun die Rohstoffmärkte mit Rohstoffen. Diese finden Abnehmer, jedoch nur zu günstigeren Preisen. Durch die günstigeren Preise zeigt sich das Wachstum nicht in den Bilanzen der Staaten und Unternehmen. Doch in den USA beginnt die Wirtschaft zu brummen, und in den Schwellenländern China und Indien erholt sich die Wirtschaft deutlich. Europa ist nun der Patient auf der Krankenstation, aber ein niedriger Euro zusätzlich zu den niedrigen Rohstoffpreisen wird uns helfen.

Warten Sie also nicht auf eine Extra-Einladung von der Geopolitik, der Wirtschaft und den Unternehmen gleichzeitig, um Aktien zu kaufen. Aktiengewinne erzielt man in (fast) jeder Börsenphase, wenn man sein Portfolio sinnvoll zusammenstellt.

Schauen wir uns also einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Indizes 11.09.2014 Änderung Vorwoche
Dow Jones 17.049 -0,1 %
DAX 9.691 -0,3 %
Nikkei 15.948 1,8 %
Euro/US-Dollar 1,29 -0,1 %
Euro/Yen 138,55 1,7 %
10-Jahres-US-Anleihe 2,53 % 0,08 %
Umlaufrendite Dtl. 0,83 % 0,04 %
Feinunze Gold 1.238 $ -2,1 %
Fass Brent Öl 98,81 $ -3,4 %
Kupfer 6.825 $ -1,8 %
Baltic Dry Shipping 1.186 3,4 %

Der Euro hat gegenüber dem Yen um 1,7% zugelegt. Entsprechend ist der Yen nun endlich auch gegenüber dem US-Dollar eingebrochen. Reflexartig haben japanische Anleger also Aktien japanischer Exportunternehmen gekauft, die von dem schwachen Yen profitieren. So wurde der Kursrutsch zu einem ebensolchen Aktienanstieg gewandelt, der Nikkei stieg um 1,8% an.

DAX und Dow Jones haben nach den starken Vorwochen eine Verschnaufpause eingelegt. Die erste Reaktion auf die Aussage von EZB-Chef Mario Draghi hat den Euro in der Vorwoche unter 1,30 USD/EUR gedrückt, dort stabilisiert er sich nun. Es ist eine Übergangsphase, in der Geopolitik und Währungspolitik langsam in den Hintergrund treten und der Blick sich schon bald auf die anstehenden Quartalszahlen für Q3 richten wird.

Oder kurz gesagt: Japan hinkte mit seiner Reaktion eine Woche hinterher, die anderen Märkte haben diese Woche die Sommerthemen ad acta gelegt und suchen nun nach Herbstthemen.

Da der Herbst von Unternehmensmeldungen dominiert werden dürfte, gibt es weniger Grund, Gold gegen geopolitische Unruhen zu kaufen, somit ist der Goldpreis diese Woche schon einmal kräftig gefallen. Beim Ölpreisrückgang habe ich langsam den Eindruck, dass es sich um einen finalen Ausverkauf handeln könnte: Die Marktteilnehmer verlieren die Nerven und verabschieden sich gänzlich aus ihren Long-Ölspekulationen.

Auch das Zinsniveau hüben wie drüben legt wieder langsam zu und signalisiert eine Entspannung der Geopolitik.


Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Zurück zu Kapitalanlagen
  • Aktuell 2.3/5 Sterne.
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
2.3 von 18 Stimmen
 

© 2024 by ARNOLD & PARTNER

Diese Website verwendet Cookies zur Steigerung von Funktionalität und Leistungsfähigkeit. Durch die weitere Nutzung unserer Website erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Schließen