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Deutsches Altersvorsorgesystem ist nur Mittelmaß

Eine Studie befasste sich mit den Altersversorgungs-Systemen aus verschiedensten Ländern weltweit. Ein Ergebnis ist, dass Deutschland bei diesem Thema im internationalen Vergleich bei Weitem nicht zu den Spitzenreitern gehört.

(verpd) Bei einer Analyse der Altersversorgungs-Systeme belegt Deutschland nur den 13. Platz unter 30 untersuchten Ländern. Nachhol- und Reformbedarf sehen die Studienautoren trotz einer Verbesserung nach wie vor in der Nachhaltigkeit des deutschen Systems.

Seit 2009 erstellt das Beratungsunternehmen Mercer in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies den sogenannten Melbourne Mercer Global Pension Index. 2017 wurden für den Index Stärken und Schwächen der Altersversorgungs-Systeme von 30 Ländern untersucht. Neben den staatlichen Altersvorsorgesystemen, wie der gesetzlichen Rentenversicherung, und der betrieblichen Altersversorgung (bAV) werden den Angaben zufolge auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.

Die Bewertung der Altersvorsorgungs-Systeme beruht auf einem Punktesystem. Der Gesamtindex – erreichbar waren insgesamt zwischen null und 100 Punkte – setzt sich aus den gewichteten Durchschnittswerten der folgenden drei Sub-Indizes zusammen: „Angemessenheit“ (40 Prozent Gewichtung), „Nachhaltigkeit“ (35 Prozent Gewichtung) und „Integrität“ (25 Prozent Gewichtung). Diese sind wiederum in insgesamt über 40 Kriterien unterteilt.

Zahlreiche Bewertungskriterien

Beim Sub-Index „Integrität“ spielen unter anderem die Faktoren staatliche Aufsicht, Kosten, Risikosteuerung und Kommunikation eine Rolle. So wird ermittelt, wie vertrauenswürdig und beständig das Vorsorgesystem ist. Der Index „Nachhaltigkeit“ geht anhand von Faktoren wie Rückdeckung, Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und flexiblen Arbeitszeitmodellen für ältere Arbeitnehmer der Frage nach, ob das gegenwärtige System in Zukunft aufrechterhalten werden kann.

Beim Sub-Index „Angemessenheit“ geht es um die derzeit gewährten Versorgungsleistungen und einige wichtige Gestaltungsmerkmale wie etwa Versorgungsniveau, steuerliche Anreize, Gestaltung der Altersversorgungs-Modelle und Sparquote.

Nach Angaben der Studienautoren hat es im Vergleich zum Vorjahr einige Änderungen gegeben. So seien unter anderem erstmals Daten hinsichtlich freiwilliger betrieblicher Altersvorsorge als Indikator für die Nettoersatzrate (Angemessenheit) sowie das von der Weltbank gemessene reale Wirtschaftswachstum (Nachhaltigkeit) in die Bewertung einbezogen worden. Dadurch wurden auch einige Umgewichtungen in den einzelnen Kriterien der Sub-Indizes nötig.

Deutschland auf Rang 13

Spitzenreiter im Gesamtranking ist Dänemark mit 78,9 Punkten (Vorjahr: 80,5 Punkten) hauchdünn vor den Niederlanden mit 78,8 Punkten (2016: 80,1 Punkten). Dass die beiden Länder unter die 80-Punkte-Marke sanken und damit auch die Bestnote A verloren, führt das Beratungsunternehmen auf das geringere Wirtschaftswachstum sowie die oben angesprochenen Umgewichtungen zurück.

Deutschland kommt trotz eines um mehr als drei Punkte verbesserten Indexwerts von 63,5 Punkten nur auf den 13. Rang (Note B+), 2016 war es noch der 12. Platz.

Dies ist vor allem darin begründet, dass sich die aktuell erstmals untersuchten Länder Norwegen (Position vier mit 74,7 Punkten) sowie Neuseeland (Rang neun mit 67,4 Punkten) vor der Bundesrepublik platzierten.

Die Platzierung sonstiger Länder

Auf den sonstigen Plätzen drei bis zwölf liegen neben Norwegen (Platz vier) und Neuseeland (Platz neun) vor Deutschland folgende Länder: Australien (Platz drei, 77,1 Punkte), Finnland (Platz fünf, 72,3 Punkte), Schweden (Platz sechs, 72,0 Punkte), Singapur (Platz sieben, 69,4 Punkte), Schweiz (Platz acht, 67,6 Punkte), Chile (Platz zehn, 67,3 Punkte), Kanada (Platz elf, 66,8 Punkte) und Irland (Platz zwölf, 65,8 Punkte).

Großbritannien, nun auf Platz 15, konnte Deutschland in diesem Jahr hinter sich lassen. Die Verbesserung führt Mercer insbesondere darauf zurück, dass nun auch freiwillige betriebliche Altersvorsorge sowie das reale Wirtschaftswachstum mit in die Bewertung eingeflossen sind.

Auf den Plätzen 14 bis 21 hinter Deutschland sind folgende Länder: Kolumbien (Platz 14, 61,7 Punkte), Frankreich (Platz 16, 59,6 Punkte), USA (Platz 17, 57,8 Punkte), Malaysia (Platz 18, 57,7 Punkte), Polen (Platz 19, 55,1 Punkte), Brasilien (Platz 20, 54,8 Punkte). Die letzten zwei Plätze der Europäischen Länder belegen Österreich (Platz 21, 53,1 Punkte) und Italien (Platz 22, 50,8 Punkte). Die letzten drei Plätze überhaupt, gehen an Indien (Platz 27, 44,9 Punkte), Japan (Platz 28, 43,5 Punkte) und Argentinien (Platz 30, 38,8 Punkte).

Schwachpunkt Nachhaltigkeit

Hinsichtlich der Angemessenheit reichte es für die Bundesrepublik immerhin zu einem fünften Rang mit rund vier Punkten Rückstand auf das hier an erster Stelle liegende Frankreich. In Sachen Integrität landete Deutschland mit leicht überdurchschnittlichen 74,0 Punkten (Rückstand zur Spitze: 17 Punkte) nur auf Position 19 und damit nicht einmal in der oberen Hälfte der Rangliste.

Noch weiter hinkt das deutsche Vorsorgesystem in Sachen Nachhaltigkeit den führenden Ländern hinterher. Hier kommt die Bundesrepublik zwar auf 40,9 Punkte – das sind über fünf Punkte mehr als im Vorjahr. Der Durchschnittswert aller untersuchten Länder liegt allerdings zehn Punkte höher und der Rückstand auf Spitzenreiter Dänemark beträgt hier fast 40 Punkte. Nur sieben Länder schneiden in diesem Bereich schlechter ab.

„Auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich einen Rang zurückfällt, zeigt die Studie deutlich, dass unser Rentensystem mit einem ‚gesunden Mix‘ aus gesetzlicher Rente, betrieblicher und privater Altersvorsorge auf einem guten Weg ist“, kommentierte Dr. Udo Müller, Rentenexperte bei Mercer, die Studienergebnisse. Trotz der signifikanten und der höchsten Verbesserung unter allen 30 untersuchten Ländern sollte man „die Studie zum Anlass nehmen, unser Rentensystem permanent auf den Prüfstand zu stellen und weitere Optimierungspotenziale zu identifizieren“, so Müller weiter.

Absicherung für den persönlichen Lebensstandard

Rentenexperten raten, sich bei der Altersvorsorge nicht alleine auf die gesetzliche Rente zu verlassen. Denn bereits heute ist die Höhe der gesetzlichen Altersrente deutlich niedriger als das letzte aktive Erwerbseinkommen eines Beschäftigten, bevor er in Rente geht. Das heißt, wer im Rentenalter seinen Lebensstandard finanziell gesichert sehen will, darf nicht alleine auf die gesetzliche Altersrente setzen.

Das Netto-Rentenniveau vor Steuern (Sicherungsniveau) liegt laut der Deutschen Rentenversicherung (DRV) in 2017 bei 47,9 Prozent und wird nach dem aktuellen Rentenversicherungs-Bericht 2016 der Bundesregierung voraussichtlich bis zum Jahr 2030 auf 44,5 Prozent sinken. Im Rentenversicherungs-Bericht ist diesbezüglich zu lesen: „Der Rückgang des Sicherungsniveaus vor Steuern macht deutlich, dass die gesetzliche Rente zukünftig alleine nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard des Erwerbslebens im Alter fortzuführen.“

Die Versicherungswirtschaft bietet bedarfsgerechte Lösungen an, die es dem Einzelnen ermöglichen, seine finanzielle Lücke zwischen dem bisherigen Erwerbseinkommen und der zu erwartenden gesetzlichen Rente zu schließen. Je nach Vorsorgevariante sind auch staatliche Förderungen in Form von Zulagen und Steuervergünstigungen möglich. Wie hoch die voraussichtliche Einkommenslücke des Einzelnen tatsächlich sein wird und welche individuell passenden Altersvorsorgeformen infrage kommen, können beim Versicherungsexperten erfragt werden.



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