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Deutsches Altersvorsorgesystem schneidet nur mittelmäßig ab

Ein Beratungsunternehmen hat die Altersvorsorgesysteme von 37 Ländern miteinander verglichen. Die Bundesrepublik Deutschland schneidet hier alles andere als überragend ab – insbesondere in einem Teilbereich.

(verpd) Bei einer Studie zu den Altersvorsorgesystemen von 37 verschiedenen Ländern landet Deutschland nur auf dem 13. Platz. Bemängelt wurde in der Untersuchung insbesondere die ungenügende Nachhaltigkeit des deutschen Systems.

Das Beratungsunternehmen Mercer LLC erstellt seit 2009 in Zusammenarbeit mit dem Australian Centre for Financial Studies den „Melbourne Mercer Global Pension Index“, eine Studie zu den Altersvorsorgesystemen unterschiedlicher Länder. Für die aktuelle Auflage wurden Stärken und Schwächen der Altersvorsorgesysteme von 37 Ländern untersucht, 2018 waren es noch drei Staaten weniger.

Der Index deckt laut Mercer knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung ab. Neben den staatlichen Altersvorsorgesystemen und der betrieblichen Altersversorgung (bAV) werden den Angaben zufolge auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.

Grundzüge der Methodik

Der Gesamtindex – erreichbar waren insgesamt zwischen null und 100 Punkte – setzt sich dabei zusammen aus dem gewichteten Durchschnittswert der drei Subindizes „Angemessenheit“ (40 Prozent Gewichtung), „Nachhaltigkeit“ (35 Prozent) und „Integrität“ (25 Prozent). Die drei Subindizes sind in insgesamt über 40 Kriterien unterteilt.

Beim Index „Integrität“ spielen unter anderem die Faktoren staatliche Aufsicht, Kosten, Risikosteuerung und Kommunikation eine Rolle. So wird ermittelt, wie „vertrauenswürdig“ und beständig das Vorsorgesystem ist.

Der Index „Nachhaltigkeit“ geht anhand von Faktoren wie Rückdeckung, Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und flexiblen Arbeitszeitmodellen für ältere Arbeitnehmer der Frage nach, ob das gegenwärtige System in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Beim Index „Angemessenheit“ geht es um die derzeit gewährten Versorgungsleistungen und einige wichtige Gestaltungsmerkmale wie etwa Versorgungsniveau, steuerliche Anreize, Gestaltung der Altersversorgungs-Modelle und Sparquote.

Niederlande an der Spitze, Deutschland auf Rang 13

Spitzenreiter im Gesamtranking sind zum zweiten Mal in Folge die Niederlande mit 81,0 Punkten (2018: 80,3 Punkten). Ebenfalls erneut über der 80-Punkte-Marke mit 80,3 Punkten landete Dänemark, das damit die zweite Position verteidigte, letztes Jahr hatte das Land noch 0,1 Punkte weniger. Die beiden vorgenannten Länder erreichten als einzige zwei Nationen „A“-Noten. Sie sind somit den Analysten zufolge am besten auf die Herausforderungen der älter werdenden Bevölkerung vorbereitet.

Deutschland kommt trotz eines leicht von 66,8 auf 66,1 Punkte verschlechterten Indexwertes erneut auf den 13. Rang und erhält damit die Note „B“. Dabei erzielte die Bundesrepublik beim Subindizes Angemessenheit mit 78,3 Prozent eine Top-vier-Platzierung, nach Irland mit 81,5, Frankreich mit 79,1 und den Niederlanden mit 78,5 Punkten.

In Sachen Integrität reichte es für die Bundesrepublik mit 76,4 Punkten immerhin für das Mittelfeld. Platz eins belegte hier Finnland mit 92,3 Punkten. In Bezug auf die Nachhaltigkeit schnitt Deutschland mit 44,9 Punkten nur unterdurchschnittlich ab und lag damit im unteren Drittel des Länderrankings. Den ersten Platz hat bei diesem Subindex in diesem Jahr Dänemark mit 82,0 Punkten.

Das gesamte Ranking

Neben den Niederlanden (81,0 Punkte) und Dänemark (80,3 Punkte) liegen auf den ersten zehn Plätzen Australien (75,3 Punkte), Finnland (73,6 Punkte), Schweden (72,3 Punkte), Norwegen (71,2 Punkte), Singapur (70,8 Punkte), Neuseeland, (70,1 Punkte), Kanada (69,2 Punkte), und Chile (68,7 Punkte). Die Plätze elf bis 20 belegen Irland (67,3 Punkte), Schweiz (66,7 Punkte), Deutschland (66,1 Punkte), Großbritannien (64,4 Punkte), Hongkong (61,9 Punkte), USA (60,6 Punkte), Malaysia (60,6 Punkte), Frankreich (60,2 Punkte), Peru (58,5 Punkte) und Kolumbien (58,4 Punkte).

Auf Platz 21 bis 30 folgen Polen (57,4 Punkte), Saudi-Arabien (57,1 Punkte), Brasilien (55,9 Punkte), Spanien (54,7 Punkte), Österreich (53,9 Punkte), Südafrika (52,6 Punkte), Italien (52,2 Punkte), Indonesien (52,2 Punkte), Korea (49,8 Punkte) und China (48,7 Punkte). Die letzten sieben Plätze, die Ränge 31 bis 37, belegen Japan (48,3 Punkte), Indien (45,8 Punkte), Mexiko (45,3 Punkte), Philippinen (43,7 Punkte), Türkei (42,2 Punkte), Argentinien (39,5 Punkte) und Thailand (39,4 Punkte). Die Altersvorsorgesysteme weiterer Länder wie Griechenland oder Ungarn wurden nicht untersucht.

„Die diesjährige Studie zeigt, dass das Altersvorsorgesystem in Deutschland bei den Faktoren Angemessenheit und Integrität stabil ist. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit muss es allerdings verbessert werden. Unser Rentensystem muss nachhaltig gestärkt werden und dazu gehört neben einer soliden Finanzierung auch, dass die flächendeckende Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung – gerade im Niedriglohnsektor – forciert wird“, so das Fazit von Achim Lüder, Geschäftsführer der Mercer Deutschland GmbH.

Die individuelle Altersvorsorge ist unverzichtbar

Schon seit Langem raten Rentenexperten hierzulande jedem, sich bei der Altersvorsorge nicht alleine auf die gesetzliche Altersrente zu verlassen. Denn bereits heute ist die Höhe der gesetzlichen Altersrente deutlich niedriger als das letzte aktive Erwerbseinkommen eines Beschäftigten, bevor er in Rente geht. Das heißt, wer im Rentenalter seinen Lebensstandard finanziell gesichert sehen will, darf nicht alleine auf die gesetzliche Altersrente setzen.

Das Netto-Rentenniveau vor Steuern liegt schon heute laut der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bei nur rund 48 Prozent und wird ab 2025 nach dem aktuellen Rentenversicherungs-Bericht der Bundesregierung noch weiter sinken. Wie hoch die voraussichtliche Einkommenslücke des Einzelnen tatsächlich sein wird und welche individuell passenden Altersvorsorgeformen infrage kommen, können beim Versicherungsexperten erfragt werden.

Die Versicherungswirtschaft bietet zudem für eine ausreichende individuelle Altersvorsorge bedarfsgerechte Lösungen an. Je nach Vorsorgevariante sind auch staatliche Förderungen in Form von Zulagen und Steuervergünstigungen möglich.



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