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Die elektronische Gesundheitsakte ist im Kommen

Einige gesetzliche Krankenkassen und private Krankenversicherer gehen gemeinsam innovative Digitalisierungs-Projekte an, um mit einer elektronischen Gesundheitsakte mehr Transparenz und Mehrwerte für die Versicherten zu bieten.

(verpd) Mehrere gesetzliche Krankenkassen und private Krankenversicherer kooperieren. Sie wollen nämlich zum Teil noch in diesem Jahr digitale Lösungen wie eine elektronische Gesundheitsakte oder auch eine Gesundheitsdaten-App für ihre Versicherten auf den Markt bringen. Die Unternehmen, und laut einer Umfrage auch die Versicherten, versprechen sich hier diverse Vorteile, wie eine Kostenersparnis, mehr Transparenz und eine bessere medizinische Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte und Therapeuten.

Einige gesetzliche Krankenkassen und private Krankenversicherer gehen Kooperationen ein und wollen noch in diesem Jahr mit elektronischen Gesundheitsakten (eGA) starten. Vorreiter bei der Entwicklung war die Techniker Krankenkasse (TK), einer der Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): Das zugrunde liegende System entwickelten das IT-Unternehmen IBM Deutschland GmbH und die TK gemeinsam.

Die TK und IBM haben nun drei private Krankenversicherer (PKV-Versicherer) für das System einer eGA gewinnen können, die künftig das System nutzen, um ihren Versicherungskunden einen digitalen Zugang zu ihren Patienteninformationen zu bieten. Damit stehe der Service jetzt schon rund 17,5 Millionen Krankenversicherten zur Verfügung.

Elektronische Gesundheitsakte bietet Zusatzleistungen

Der Mehrwert für die privat Krankenversicherten laut Anbieter: Sie erhalten mit der eGA einen digitalen Zugang zu ihren Patientenakten. Sie können so auf die Daten ihrer Ärzte oder auch Röntgenaufnahmen via Smartphone zugreifen. Bei Notfällen seien einige Dokumente auch im Offline-Modus verfügbar. Die eGA umfasst laut Anbieter erste Versichertenservices wie Impfempfehlungen auf Basis digitaler Impfdaten.

Ebenso sind Vorsorgeempfehlungen, die Verwaltung von Notfalldaten und die Analyse von Medikationsplänen vorgesehen. Die digitale Arztsuche, Services zur Online-Terminvereinbarung, der digitale Anamnesebogen und Services im Kontext der digitalen Arzt-Patienten-Kommunikation sollen folgen. Die Gesundheitsakte folge komplett der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und werde anonymisiert in der europäischen Cloud von IBM gespeichert, so das IT-Unternehmen.

Die eGA soll dieses Jahr starten, der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. Die Nutzung der eGA und ihrer Mehrwerte sei für die Versicherten freiwillig. Sie entscheiden als Souveräne über die Verwendung ihrer Daten, wie ein beteiligter PKV-Versicherer betonte. Die elektronische Akte wird bei einigen PKV-Versicherern in die jeweiligen Gesundheits-Apps der Unternehmen, die bereits heute von den Versicherungskunden zur Rechnungseinreichung und Leistungserstattung genutzt werden, eingebettet. Die Einreichungsfunktion steht den Versicherten weiter zur Verfügung.

Persönliche Gesundheitsdaten per App

Einen ähnlichen Weg, aber mit einem anderen IT-System, schlagen Betriebs-, Ersatz- und Innungskrankenkassen sowie andere PKV-Versicherer ein: Sie bieten ihren Versicherten mit dem digitalen Angebot „Vivy“ die Möglichkeit, ihre persönlichen Gesundheitsdaten in einer App zu verwalten. Von Beginn an wird die systemübergreifende Lösung unterstützt von der Bitmarck, dem IT-Dienstleister von mehr als 90 Krankenkassen, sowie vier PKV-Vesicherern.

Die App wird von der Vivy GmbH betrieben und von den anbietenden Krankenkassen und Versicherungen als Service für ihre Kunden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auch hier ist die Nutzung freiwillig. Die ersten Kassen und Versicherungen werden nach eigenen Angaben bereits ab Juli damit beginnen, ihren Versicherten die neue Gesundheitsakte anzubieten. Gehostet werde die digitale Akte ausschließlich auf Servern in Deutschland; die hohen europäischen Datenschutzbestimmungen sollen so für Sicherheit sorgen, so ein Anbieter.

Experten sehen in der Digitalisierung der Patientendaten diverse Vorteile: Mehr Transparenz und eine passgenauere Behandlung nützen nicht nur dem einzelnen Patienten, sie nützen auch dem Gesundheitswesen und damit den Krankenkassen, den PKV-Unternehmen und damit auch dem Beitragszahler. Am Ende könnte der gesamte Gesundheitssektor dadurch effizienter und innovativer werden, und die Kosten würden insgesamt sinken.

Gesundheitswesen effizienter aufstellen

Unter anderem gibt es konkrete Erwartungen, die zum Beispiel mit der Einführung der eGA verbunden sind. Dazu gehören die Vermeidung oder mindestens Reduzierung von Doppelbehandlungen, die Verbesserung der Behandlungssicherheit durch vollständige Transparenz (insbesondere in Notfällen) und auch die einfache und sichere Weitergabe von Befunden.

Auch die Krankenversicherten sehen Vorteile in der Digitalisierung ihrer Patientendaten: Jeder zweite gesetzlich Krankenversicherte wünscht sich mehr digitale Angebote von seiner Krankenkasse. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Trendstudie „Digitalisierung in der GKV – Was sich Mitglieder an digitalen Lösungen von ihrer Kasse wünschen“ des Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts Heute und Morgen GmbH. 90 Prozent der GKV-Versicherten beurteilen die Idee der eGA mindestens „gut“, 64 Prozent davon als „sehr gut“ oder sogar als „hervorragend“.

Das Konzept der elektronischen Gesundheitsakte ist 58 Prozent der GKV-Versicherten bereits bekannt. Dabei hofft die große Mehrheit (88 Prozent) auf eine bessere medizinische Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte und Therapeuten. Zugleich erwarten die Versicherten mit der eGA auch, selbst ein umfassenderes Bild ihres eigenen Gesundheitszustandes zu gewinnen.

Cornelia Hefer



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