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Die größten Irrtümer rund um die Berufsunfähigkeit

Nur eine Minderheit der Bevölkerung besitzt privaten Versicherungsschutz gegen das Risiko Berufsunfähigkeit (BU). Die Continentale ist in einer Studie den Ursachen hierfür auf den Grund gegangen – und kommt zu für den Vertrieb interessanten Ergebnissen.

(verpd) Eine Umfrage zeigt, dass viele das Risiko, im Laufe des Erwerbslebens berufsunfähig zu werden, unterschätzen. Zudem glauben zahlreiche Bürger fälschlicherweise, anderweitig adäquat gegen den Verlust der Arbeitskraft geschützt zu sein.

Gut jeder dritte Berufstätige hat nach eigenem Bekunden eine private Berufsunfähigkeits-Versicherung abgeschlossen. Dies ist ein Ergebnis einer veröffentlichten Umfrage, die vom Marktforschungs-Institut Kantar im Auftrag eines Versicherers im Frühjahr diesen Jahres unter knapp 1.350 Berufstätigen, Studierenden oder Auszubildenden zwischen 20 und 60 Jahren online durchgeführt wurde.

Die Studienautoren weisen explizit darauf hin, dass in Wirklichkeit wahrscheinlich noch viel weniger gegen eine Berufsunfähigkeit ausreichend abgesichert sind. Es habe sich in vorangegangenen Studien sowie in Gruppendiskussionen gezeigt, dass viele Menschen davon überzeugt seien, privat gegen das Berufsunfähigkeits-Risiko vorgesorgt zu haben, dabei jedoch die Vorsorgeformen verwechselten.

Die geeigneten Vorsorgeformen aus Verbrauchersicht

Denn wie die Untersuchung zeigt, gaben zwar mehr als zwei Drittel der Befragten an, sich gegen das Risiko von Einkommensverlusten durch eine eintretende Berufsunfähigkeit mit einer Berufsunfähigkeits-Versicherung abzusichern. Gleich viele nannten jedoch auch den eigenen Immobilienbesitz als finanzielle Vorsorge im Falle einer Berufsunfähigkeit. Nur knapp dahinter folgen das Sparen sowie die private Unfallversicherung.

Rund jeder Zweite nannte die Lebens- oder die private Krankenzusatz-Versicherung als Einkommensabsicherung, falls man den Beruf unfall- oder krankheitsbedingt nicht mehr ausüben könnte. „Insgesamt zeigt die Tatsache, dass die Berufstätigen mehrheitlich jede der genannten Vorsorgeformen für den Fall der Berufsunfähigkeit für geeignet halten, dass sie schlecht informiert sind“, stellen die Studienautoren heraus. Tatsächlich ist jedoch nur die private Berufsunfähigkeits-Versicherung die adäquat richtige Vorsorge für dieses Risiko.

Wer beispielsweise die eigene Immobilie verkaufen muss, weil sein Einkommen im Falle einer Berufsunfähigkeit nicht mehr reicht, muss dennoch irgendwo wohnen – und auch Miete kostet Geld. Die private Unfallversicherung zahlt je nachdem, was vereinbart wurde, eine Rente und/oder Kapitalsumme, allerdings nur im Falle einer unfallbedingten Invalidität. Doch das finanzielle Risiko, dass man zum Beispiel aufgrund einer Krankheit nicht mehr seinen Beruf ausüben kann, ist hier nicht abgesichert.

Wissenslücken und Fehleinschätzungen

Zum Teil große Wissenslücken und Fehleinschätzungen werden auch bei verschiedenen Aussagen zur privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung offenbar, denen die Umfrageteilnehmer entweder zustimmen oder die sie ablehnen konnten. So stimmte fast jede vierte Person der Aussage zu, dass die Leistungen über den gesetzlichen Schutz für den Fall einer Berufsunfähigkeit ausreichten und eine private Absicherung nicht erforderlich sei.

Eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente für den Fall von Einkommenseinbußen, die man hat, wenn man seinem erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr nachgehen kann, gibt es seit 2001 für alle gesetzlich Rentenversicherten, die nach dem 1. Januar 1961 geboren wurden, nicht mehr. Auch die meisten Selbstständigen haben im Falle einer Berufsunfähigkeit keine gesetzliche Absicherung für die dadurch entstehenden Einkommensausfälle.

Nur wer maximal bis zu sechs Stunden täglich irgendeiner Erwerbstätigkeit nachgehen kann – auch wenn diese nicht dem erlernten oder bisher ausgeübten Beruf entspricht und eventuell schlechter bezahlt ist als die bisherige –, hat einen Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Allerdings liegt diese Art der gesetzlichen Rente, sofern man gesetzlich rentenversichert ist und die sonstigen versicherungs-rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, um überhaupt einen Anspruch darauf zu haben, in der Regel weit unter dem bisherigen Einkommen.

Keine Anrechnung mit gesetzlicher Leistung

Über 40 Prozent der Befragten waren zudem der Ansicht, dass Leistungen aus einer privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung mit der gesetzlichen Absicherung verrechnet werden – der Staat also entsprechend weniger zahle, wenn die private Versicherung leiste. Auch das stimmt so nicht.

Tatsächlich werden beide Leistungen nicht miteinander verrechnet. Eine in der privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung vereinbarte Rentenzahlung führt also nicht zu einer Kürzung einer eventuell zustehenden gesetzlichen Erwerbsminderungs-Rente.

Mehr als 40 Prozent glaubten auch, dass die private Berufsunfähigkeits-Versicherung bei einer Berufsunfähigkeit aufgrund eines selbst verschuldeten Unfalls nicht leistet. Auch das ist so nicht richtig, denn wer krank wird oder unbeabsichtigt einen Unfall erleidet, auch wenn er am Unfall selbst schuld ist, und dadurch berufsunfähig wird, erhält die in der Police vereinbarte Versicherungsleistung.

Ursachen werden falsch eingeschätzt

Die Umfrage zeigt zudem, dass die meisten die Ursachen, die häufig zu einer Berufsunfähigkeit führen, falsch einschätzen. So halten die Befragten Rückenleiden und Unfälle für die größten Gefahren. Erstere verursachen verschiedenen Erhebungen zufolge rund jeden fünften Berufsunfähigkeitsfall, Unfälle jeden zehnten.

Psychische Erkrankungen – die tatsächliche Hauptursache für eine eintretende Berufsunfähigkeit – sehen die Umfrageteilnehmer hingegen erst an dritter Stelle. Tatsächlich werden durch psychische Erkrankungen die meisten Berufsunfähigkeitsfälle verursacht, nämlich fast jeder dritte. Auch die subjektive Gefahreneinschätzung entspricht nicht häufig nicht der Realität. So sieht nicht einmal jeder sechste Befragte für sich selbst ein „(sehr) großes“ BU-Risiko. Tatsächlich werde aber statistisch gesehen jeder vierte Berufstätige berufsunfähig, so die Marktforscher.

Im Ergebnis zeigt die Studienumfrage, dass rund zwei Drittel der Befragten bei einer krankheits- oder unfallbedingten Berufsunfähigkeit mit hohen Einkommenseinbußen rechnen müssen, da sie keine private Berufsunfähigkeits-Versicherung haben. Eventuell bestehende anderweitige Absicherungen wie die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, die eigene Immobilie oder auch eine private Unfallversicherung reichen nämlich nicht aus, um das finanzielle Risiko, das eine Berufsunfähigkeit mit sich bringt, vollumfänglich abzusichern.



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