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Gesetzliche Krankenkassen mit Milliardendefizit

Im vergangenen Jahr haben die gesetzlichen Krankenkassen zum ersten Mal nach 2015 wieder mehr Ausgaben als Einnahmen gehabt. Unter anderem verdeutlichen die jüngst veröffentlichten Finanzergebnisse auch, welche Ausgaben besonders hoch waren.

(verpd) Die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung, die gesetzlichen Krankenkassen, haben insgesamt von 2016 bis einschließlich 2018 Überschüsse erzielt. 2019 wurde dagegen mit einem Defizit abgeschlossen, wie eine vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlichte Statistik belegt. Wie auch in den Vorjahren waren bei den Leistungsausgaben insbesondere diejenigen für Krankenhausbehandlungen am höchsten. Allerdings sind die vorhandenen Finanzreserven der Kassen insgesamt noch im zweistelligen Milliardenbereich.

Vor Kurzem hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die vorläufigen Finanzergebnisse für die gesetzlichen Krankenkassen, die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), für das Jahr 2019 veröffentlicht. Entsprechend den Daten, haben die Krankenkassen insgesamt über 1,5 Milliarden Euro weniger eingenommen als ausgegeben. Im Detail beliefen sich die Einnahmen auf 250,4 Milliarden Euro und die Ausgaben auf 251,9 Milliarden Euro. Das ist seit 2015 das erste Jahr, dass die Träger der GKV insgesamt weniger Einnahmen als Ausgaben hatten.

In 2018 lag der Überschuss noch bei rund zwei Milliarden Euro. Insgesamt besaßen alle Krankenkassen zusammen Ende 2019 jedoch noch eine Finanzreserve von 19,8 Milliarden Euro. Das entspricht laut dem BMG etwa einer Monatsausgabe und damit dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve. Die gesetzliche Mindestreserve bei den Finanzreserven liegt bei 25 Prozent einer durchschnittlichen Monatsausgabe. Die Höchstgrenze für die zulässige Reserve ist seit 2020 nach dem GKV-Versichertenentlastungs-Gesetz auf eine Monatsausgabe limitiert.

Nur eine Krankenkassenart hatte einen Überschuss

Im Detail gab es deutliche Unterschiede, wie die einzelnen Krankenkassenarten 2019 finanziell abgeschlossen haben. Nur die Landwirtschaftliche Krankenversicherung, die nicht am Risikostrukturausgleich teilnimmt, wies einen Überschuss von 49 Millionen Euro auf. Alle anderen hatten Verluste. Das höchste Defizit hatten die Ersatzkassen mit einem Minus von 859 Millionen Euro, danach folgten die Betriebskrankenkassen (BKKen) mit einem Verlust in Höhe von 295 Millionen Euro und die Innungskrankenkassen (IKKen) mit einem Minus von 231 Millionen Euro.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) wiesen ein Defizit von 121 Millionen Euro und die Knappschaft-Bahn-See ein Minus von 58 Millionen Euro aus. Laut BMG ist das Defizit bei den Ersatzkassen und IKKen „jeweils weitgehend auf eine große Krankenkasse mit hohen Finanzreserven zurückzuführen, die den Zusatzbeitrag für das Jahr 2019 abgesenkt hatte“.

Geringere Steigerung des Zusatzbeitrages als erwartet

Aufgrund der Ergebnisse des Schätzerkreises für 2020 hatte das BMG zur Deckung der Ausgaben der Krankenkassen den dafür erforderlichen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz auf 1,1 Prozent festgelegt. Allerdings lag der tatsächlich durchschnittliche erhobene Zusatzbeitragssatz, den die Krankenkassen für ihre Kasse individuell festlegen und der von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen zu zahlen ist, zum Jahreswechsel bei rund 1,0 Prozent. Eine Liste der verfügbaren Krankenkassen sowie deren aktuellen Zusatzbeiträge ist beim GKV-Spitzenverband online abrufbar.

Der Bundesgesundheits-Minister Jens Spahn betont hinsichtlich der Finanzergebnisse und der geringeren Steigerung des Zusatzbeitrages als erwartet: „Die aktuellen Zahlen zeigen in die richtige Richtung: Die Beitragszahler profitieren von niedrigeren Zusatzbeiträgen, weil Krankenkassen endlich ihre übermäßig hohen Finanzreserven abbauen. Und gleichzeitig kommen auch die notwendigen Leistungsverbesserungen bei den Versicherten an.“

Die größten Ausgabenposten

Von den 251,9 Milliarden Euro Ausgaben, die die Krankenkassen in 2019 hatten, entfielen knapp 239,1 Milliarden Euro auf Leistungsausgaben wie ambulante oder stationäre Behandlungen, Arznei-, Heil- und Hilfsmittel, Zahnersatz, Schutzimpfungen, Krankengeld oder auch Vorsorgemaßnahmen. Rechnet man die Zuzahlungen, die gesetzlich Krankenversicherte bei manchen Leistungen wie beim Zahnersatz, bei der stationären Behandlung oder bei Arzneimittel zu zahlen haben, mit dazu, waren es sogar 243,3 Milliarden Euro an Leistungsausgaben.

Die größten Ausgaben, die die Krankenkassen bei den Leistungen erbrachten, waren in 2019 die Kosten für Krankenhausbehandlungen. Insgesamt wurden dafür 80,9 Milliarden Euro und somit knapp 32 Prozent aller Leistungsausgaben inklusive Zuzahlungen aufgewendet. An zweiter und dritter Stelle liegen mit einem Anteil von 18 Prozent die Ausgaben für die vertragsärztliche Versorgung (über 43,9 Milliarden Euro) sowie mit einem Anteil von 17 Prozent die Arzneimittel (knapp 41,2 Milliarden Euro).

Kostenschutz für gesetzlich Krankenversicherte

Wer unabhängig von den Leistungen und der Kostenübernahme der gesetzlichen Krankenversicherung eine optimale Krankenbehandlung wünscht, kann auch als gesetzlich Krankenversicherter privat vorsorgen und damit sein Kostenrisiko minimieren. So lassen sich Gesundheitskosten, die die Krankenkassen nicht übernehmen, da sie nicht im GKV-Leistungskatalog enthalten sind, und daher von gesetzlich Krankenversicherten selbst zu zahlen sind, mit einer privaten Krankenzusatz-Versicherung absichern.

Derartige Ergänzungspolicen gibt es unter anderem für Leistungen im Bereich Heilpraktiker, Zahnarztbehandlungen und Zahnersatz, für den Eigenanteil von verordneten Arznei-, Verband- und Heilmitteln, für Brillen und stationäre Behandlungen wie für eine Einzelzimmer-Unterbringung. Je jünger man beim Vertragsabschluss ist, desto niedriger sind in der Regel auch die monatlichen Prämien.



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