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Immer mehr Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen

Durchschnittlich ist der Krankenstand in 2011 im Vergleich zu den beiden Vorjahren leicht gesunken. Ein zunehmendes Problem stellen Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen dar, wie aus dem neuen Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK (Wido) hervorgeht.
Im Durchschnitt dauerte eine Arbeitsunfähigkeit im vergangenen Jahr elf Tage. Damit habe sich der Krankenstand auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau eingependelt, erklärte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK (Wido) bei der Vorstellung des Fehlzeiten-Reports 2012. Grundlage für den Report waren die ausgewerteten Daten von 10,8 Millionen bei der AOK eingereichten Krankmeldungen.

Branchen mit niedrigstem und höchstem Krankenstand

Je nach Branche fiel der Krankenstand unterschiedlich groß aus. Mit 3,3 Prozent auf den niedrigsten Wert kam der Bereich „Banken und Versicherungen“. Hingegen war mit 5,6 Prozent der höchste Krankenstand in der Branche „Energie, Wasser, Entsorgung und Bergbau“ zu finden. Dahinter folgen die Branchen „Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung“ mit 5,5 Prozent, „Verkehr und Transport“ mit 5,2 Prozent sowie das Baugewerbe mit 4,9 Prozent.
Durchschnittlich lag der Krankenstand bei 4,7 Prozent, was einem leichten Rückgang im Vergleich zu den beiden Vorjahren um 0,1 Prozentpunkte entspricht. Zum Vergleich: Zwischen 1994 und 2003 lag der Krankenstand jeweils oberhalb von fünf Prozent. Die meisten der von der AOK gemessenen 140 Millionen Krankentage entfielen auf die Gruppe der Muskel- und Skeletterkrankungen (23,1 Prozent), gefolgt von Atemwegserkrankungen (12,4 Prozent) und Verletzungen (12,3 Prozent).
An vierter Stelle folgen bereits psychische Erkrankungen (9,6) Prozent, deren Anteil sich gegenüber dem Jahr 1994 verdreifacht hat. Die Arbeitsunfähigkeits-Fälle und -tage durch psychische Erkrankungen haben sich seit 1994 ebenfalls drastisch erhöht und lagen 2011 bezogen auf die Fälle beziehungsweise Tage etwa doppelt so hoch.

Arbeitswelt-Veränderungen begünstigen psychische Erkrankungen

In dem Report wird weiter festgehalten, dass sich für viele Arbeitnehmer das Arbeitsumfeld gravierend geändert hat. Feste Arbeitszeiten von morgens 8 Uhr bis 17 Uhr am Nachmittag kennen viele nicht mehr. Laut Fehlzeiten-Report hat inzwischen jeder zweite Beschäftigte mit seinem Arbeitgeber eine Absprache getroffen, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein.
Der Untersuchung zufolge berichten diejenigen, die häufig außerhalb der normalen Arbeitszeit arbeiten oder Probleme haben, Beruf und Freizeit unter einen Hut zu bekommen, häufiger über psychische Probleme als „Normalbeschäftigte“.
„Arbeitnehmer, die ständig erreichbar sind, die immer am oberen Limit arbeiten oder lange Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf nehmen, sind großen psychischen Belastungen ausgesetzt“, erklärte Schröder. Bei der AOK stiegen die Behandlungskosten psychisch Erkrankter in den vergangenen acht Jahren um eine Milliarde Euro auf 9,5 Milliarden Euro in 2011, wie Uwe Deh erläuterte, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbands.

Psychisch Kranke fehlen doppelt so lange am Arbeitsplatz

Die Fehlzeiten psychisch Kranker fallen laut der Untersuchung mit durchschnittlich 22,5 Tagen mehr als doppelt so hoch aus wie der Gesamtdurchschnitt mit elf Tagen. Die wenigsten Fehltage je Fall gibt es nach der Untersuchung bei Atemwegskrankheiten (6,4 Tage) und Verdauungskrankheiten (6,3 Tage), so ein weiteres Ergebnis des Fehlzeiten-Reports.
Dabei sind Arbeitnehmer mit unregelmäßigen Arbeitszeiten besonders stark betroffen. So habe jeder dritte Erwerbstätige in den letzten vier Wochen häufig Anrufe oder E-Mails außerhalb der Arbeitszeit erhalten (33,8 Prozent). Fast jeder Dritte leistete Überstunden (32,3 Prozent) – und Arbeit mit nach Hause zu nehmen, ist für zwölf Prozent kein Thema. An Sonn- und Feiertagen arbeitet schon jeder Zehnte.
Diese Belastungen würden dazu führen, dass diese Beschäftigten in der Folge häufiger an psychischen Erkrankungen leiden würden als andere Beschäftigte, die solchen zusätzlichen Belastungen nicht ausgesetzt seien, erklärte Schröder. Nach Umfragen klagt rund jeder Fünfte über Erschöpfung. Das Problem, in der Freizeit nicht abschalten zu können, trifft ebenfalls rund jeden Fünften. Jeweils mehr als jeder Zehnte verweist auf Kopfschmerzen oder auf Niedergeschlagenheit.

Damit zur Krankheit nicht noch finanzielle Probleme kommen

Egal warum man krank wird, es ist für jeden, unabhängig ob Arbeitnehmer oder Selbstständiger, wichtig, dass er durch eine Arbeitsunfähigkeit nicht auch noch finanzielle Probleme bekommt. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zahlt gesetzlich versicherten Arbeitnehmern bei einer Arbeitsunfähigkeit, die nicht unter den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung fällt, jedoch für maximal 78 Wochen 70 Prozent des Bruttolohns, höchstens 90 Prozent des Nettoeinkommens.
Für die Höhe des Krankengeldes wird zudem maximal das Einkommen bis zur Beitragsbemessungs-Grenze (monatlich 3.825 Euro in 2012) berücksichtigt. Das Gehalt oberhalb dieser Grenze wird nicht mit einbezogen.
Gut verdienende Angestellte, aber auch Selbstständige, die keine gesetzliche Absicherung haben, müssen bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit mit hohen finanziellen Einbußen im Vergleich zum bisherigen Einkommen rechnen. Daher ist in einigen Fällen eine Absicherung durch eine private Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll. Eine umfassende Beratung bei einem Versicherungsexperten hilft, den individuell notwendigen Schutz zu finden.


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