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Krankenkassen haben Milliardenüberschuss

In den ersten neun Monaten 2017 haben die gesetzlichen Krankenkassen deutlich mehr eingenommen als ausgegeben. Je nach Kassenart und Leistungsbereich gab es jedoch deutliche Unterschiede.

(verpd) Nach den ersten drei Quartalen 2017 konnten die gesetzlichen Krankenkassen einen Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro ausweisen, wie die vorläufigen Finanzergebnisse aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zeigen. Alle Kassenarten lagen im Plus. Die Ausgaben stiegen vergleichsweise moderat an.

Die gesetzlichen Krankenkassen, also die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), haben nach den vorläufigen Finanzergebnissen in den ersten neun Monaten mit 174,2 Milliarden Euro rund 2,5 Milliarden Euro mehr eingenommen als ausgegeben. Die Ausgaben beliefen sich auf 172,2 Milliarden Euro. Dies teilte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) jüngst mit.

Damit hat sich der Überschuss im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017, als es noch rund 1,5 Milliarden Euro waren, um rund zwei Drittel erhöht. Ende März hatte das Plus bei gut 600 Millionen Euro gelegen. Zum Vergleich: In den ersten drei Quartalen 2016 lag der Überschuss „nur“ bei etwa 1,55 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor gab es nach Angaben des BMG noch ein Minus von rund 400 Millionen Euro.

Positive Ergebnisse bei allen Krankenkassenarten

Anders als in den beiden Vorquartalen stand nach den BMG-Daten für alle Kassenarten ein Plus zu Buche. Auch die Landwirtschaftliche Krankenversicherung schaffte den Turnaround und schloss die ersten neun Monate mit einem Überschuss von 15 Millionen Euro ab.

Die Innungskrankenkassen (IKKen) erreichten ein Plus von 126 Millionen Euro, die Knappschaft-Bahn-See von 142 Millionen Euro und die Betriebskrankenkassen (BKKen) von 2011 Millionen Euro. Bei jeweils rund einer Milliarde Euro Überschuss lagen die Ersatzkassen mit konkret 925 Millionen Euro und die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) mit 1,1 Milliarden Euro.

Während die IKKen im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2017 um rund ein Drittel und die Knappschaft um fast die Hälfte zulegten, verdoppelten die BBKen ihren Überschuss. Um über zwei Drittel bauten die AOKen ihr bisher erzieltes Plus aus.

Prognose: 8,5 Milliarden Euro Liquiditätsreserve zum Jahresende 2017

Wie das BMG mitteilte, verzeichnete der Gesundheitsfonds, der Ende 2016 über eine Liquiditätsreserve von rund 9,1 Milliarden Euro verfügte, zwischen Januar und September 2017 einen saisonüblichen Ausgabenüberhang von rund 3,7 Milliarden Euro. Zusammen mit den Finanzreserven der Krankenkassen, die laut BMG Ende September bei 18,6 Milliarden Euro lagen, errechnen sich rund 24 Milliarden Euro an Rücklagen insgesamt.

Aus den vorgenannten Zahlen könnten laut BMG allerdings keine Rückschlüsse auf die Entwicklung bis zum Jahresende gezogen werden. Denn im Unterschied zu den Ausgaben des Gesundheitsfonds, die als monatlich gleiche Zuweisungen an die Krankenkassen fließen, gebe es bei den Einnahmen unterjährig „erhebliche“ Schwankungen. So fließen dem Gesundheitsfonds im November und Dezember „weitestgehend“ die Einnahmen aus der Verbeitragung von Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen zu.

Deshalb fällt die Prognose des BMG für das Gesamtjahr 2017 deutlich positiver aus – es wird mit einem Ausgabenüberhang in Höhe von lediglich etwa 0,6 Milliarden Euro gerechnet. Dadurch sinkt die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zum Jahresende voraussichtlich auf 8,5 Milliarden Euro.

Hohe Finanzreserven

„Auf Basis der bisherigen Finanzentwicklung und den Erwartungen des Schätzerkreises für das laufende und kommende Jahr spricht alles dafür, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Überschüsse im vierten Quartal weiter ausbauen und auch im Jahr 2018 die nötigen Finanz-Spielräume für gute Leistungen bei attraktiven Beiträgen für die Versicherten haben“, teilte das BMG anlässlich der Veröffentlichung der Finanzergebnisse weiter mit.

Der bisherige Bundesminister des BMG Hermann Gröhe kommentierte die Ergebnisse wie folgt: „Es ist gut, dass unsere Verbesserungen, etwa in der Prävention oder der Hospiz- und Palliativversorgung, bei den Versicherten ankommen. Gleichzeitig zeigen die weiter steigenden Finanzreserven der gesetzlichen Krankenversicherung, dass es richtig war, den Experten im Schätzerkreis zu folgen und den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz abzusenken.“

Mit 18,6 Milliarden Euro Finanzreserven hätten viele Krankenkassen gute Spielräume für hochwertige Leistungen bei attraktiven Beiträgen. „Es liegt nun in der Hand der einzelnen Krankenkassen, diese Spielräume im Sinne ihrer Versicherten auszuschöpfen“, so der Bundesminister weiter.

Ausgabenzuwächse sind abgeflacht

Das BMG nannte auch Daten zur Entwicklung der Ausgaben. Demnach hat sich der Ausgabenzuwachs insgesamt in der GKV im Vergleich zu den Vorjahren abgeflacht. Lag dieser 2014 absolut noch bei 5,7 Prozent, waren es 2015 nur noch 4,0 Prozent, 2016 nur noch 4,2 Prozent und in den ersten neun Monaten 2017 sogar nur noch 3,7 Prozent.

Den Ausgabenzuwachs je Versicherten bezifferte das Ministerium auf 2,4 Prozent. Die große Diskrepanz zum absoluten Anstieg begründete das BMG einerseits mit der deutlich angestiegenen Versicherten- und Mitgliederzahl.

Zudem seien die Versicherten-Neuzugänge der letzten Zeit jünger und gesünder. Dadurch nähmen sie „auch weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch als die gleichaltrigen Bestandsversicherten“, so das BMG.

Krankenhausbehandlungen sind größter Ausgabenposten

Die Gesamtausgaben speziell bei den GKV-Leistungen stiegen um 3,6 Prozent auf insgesamt 172,2 Milliarden Euro. Laut BMG ist in fast allen größeren Leistungsbereichen die Ausgabenentwicklung „in den Monaten Januar bis September moderat verlaufen“. Leistungsseitig überproportional hohe Zuwächse gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2016 gab es mit über sechs Prozent im Bereich Heilmittel auf fast 5,3 Milliarden Euro.

Hierfür waren laut Ministerium „deutliche Honorarerhöhungen der Heilmittelerbringer nach Inkrafttreten des Heil- und Hilfsmittelversorgungs-Gesetzes ab dem zweiten Quartal 2017“ verantwortlich. Um fast sechs Prozent auf insgesamt fast 4,3 Milliarden Euro stiegen auch die Leistungsausgaben im Bereich Behandlungspflege/häusliche Krankenpflege an. Dies liegt allerdings deutlich unter den oft zweistelligen Zuwachsraten früherer Jahre.

Größter Kostenblock bleiben die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen mit 56,9 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent), was einem Anteil von knapp einem Drittel aller Leistungskosten entspricht. Dahinter folgen Ausgaben für vertragsärztliche Behandlungen mit rund 32,0 Milliarden Euro (plus 5,1 Prozent), für Arzneimittel aus Apotheken mit knapp 29,7 Milliarden Euro (plus 3,7 Prozent) und für zahnärztliche Behandlungen inklusive Zahnersatz mit 10,3 Milliarden Euro (plus 0,8 Prozent).



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