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Krankenkassen mit dreistelligem Millionen-Minus

Nach den vorläufigen Finanzergebnissen weisen die gesetzlichen Krankenkassen rund 170 Millionen Euro Defizit aus. Zwar erzielten einige Krankenkassen Überschüsse, andere verzeichneten jedoch ein hohes Minus. Auf der Ausgabenseite gab es einige Kostenbereiche, die im Vergleich zum Jahresbeginn stark anstiegen. Sorge bereitet vor allem der stetig hohe Ausgabenzuwachs beim Krankengeld.

Nach den vorläufigen Finanzergebnissen des ersten Quartals 2015 haben die gesetzlichen Krankenkassen mit 53,08 Milliarden Euro rund 170 Millionen Euro weniger eingenommen als ausgegeben (53,25 Milliarden Euro), wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vor Kurzem mitteilte. Damit fällt das Minus um etwa 100 Millionen Euro geringer aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Als Grund für das Minus nannte das Ministerium wieder Sonderfaktoren.

Ohne die daraus resultierenden Mindereinnahmen, „dass die Krankenkassen ihre Versicherten durch einen niedrigeren durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 0,83 Prozent (statt dem bisherigen Sonderbeitrag von 0,9 Prozent) an ihren hohen Finanzreserven beteiligt haben“, hätten die Kassen laut BMG mit einem Überschuss abgeschlossen.

Diverse Krankenkassen im Minus

Insgesamt erzielte nach Ministeriumsangaben mehr als jede zweite der 124 Krankenkassen einen Überschuss. Bei den einzelnen Kassenarten gab es allerdings höchst unterschiedliche Entwicklungen. So hatten die Ersatzkassen ein dreistelliges Millionendefizit zu verzeichnen. Auch bei den Betriebskrankenkassen (BKKen) und den Innungskrankenkassen (IKKen) fiel ein Minus jeweils im mittleren zweistelligen Millionenbereich an.

Dafür stand für die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) und die Knappschaft-Bahn-See ein Überschuss von knapp 40 beziehungsweise knapp 20 Millionen Euro zu Buche. Das Finanzpolster der Kassen zum 31. März bezifferte das Ministerium auf im Vergleich zum Jahresende unverändert rund 15,5 Milliarden Euro. Zusammen mit der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds von 9,8 Milliarden – dies ist laut BMG mehr als doppelt so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve – addieren sich die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenversicherung auf 25,3 Milliarden Euro.

Vier Prozent Ausgabensteigerung pro Versicherten

Die Ausgaben je Krankenversicherten erhöhten sich von Anfang Januar bis Ende März 2015 um gut vier Prozent, was unter der Zuwachsrate des Startquartals von 5,3 sowie des gesamten Vorjahres von 5,0 Prozent lag. Einen Kostenanstieg im zweistelligen Prozentbereich gab es in den Bereichen Schutzimpfungen sowie häusliche Kranken- und Behandlungspflege, während die Kassen für Zahnersatz weniger als ein Prozent mehr ausgaben als im Vorjahreszeitraum.

Die Ausgaben für Zahnersatz machten mit 780 Millionen Euro allerdings nur einen sehr kleinen Anteil von nicht einmal 1,5 Prozent an den Gesamtausgaben aus. Gleiches gilt auch für die bereits genannte häusliche Kranken- und Behandlungspflege (2,3 Prozent Anteil) sowie die Ausgaben für Schutzimpfungen (0,5 Prozent Anteil). Größter Kostenblock waren erneut die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen mit über 18 Milliarden Euro.

Steigender Kostenfaktor: das Krankengeld

Dahinter folgen mit jeweils in etwa halb so großen Anteilen die der vertragsärztlichen Versorgung zugutekommenden Ausgaben sowie diejenigen für Arzneimittel aus Apotheken. Weiter teilte das BMG mit, dass sich die dynamische Ausgabensteigerung für Krankengeld mit einem Plus von aktuell über acht Prozent „auf dem hohem Niveau der Vorjahre weiter fortgesetzt“ habe.

Da sich die Ausgaben hier in den letzten zehn Jahren auf rund 10,6 Milliarden Euro verdoppelt haben, hat das BMG den Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mit der Erstellung eines Sondergutachtens beauftragt, damit Steuerungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.



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