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Pflege 2022: Kosten steigen auf 50 Milliarden Euro

Viele Fragen zur künftigen Finanzierung der Pflegeversicherung sind noch ungeklärt. Die Herausforderungen für die Gesellschaft, aber auch für jeden Betroffenen werden in den nächsten 30 Jahren rasant zunehmen, so die aktuellen Prognosen eines wissenschaftlichen Instituts.

(verpd) Die Zahl der pflegebedürftigen Personen wird in Deutschland steigen und damit die finanziellen Belastungen für die gesetzliche Absicherung. Voraussagen zur Entwicklung der Pflegebedürftigen und der damit verbundenen Kosten bis zum Jahr 2050 legte jetzt das Wissenschaftliche Institut der AOK mit seinem „Pflege-Report 2019“ vor.

2017 waren etwa 4,6 Prozent und damit 3,3 Millionen Personen von den rund 72 Millionen Bürgern, die bei den Krankenkassen, den Trägern der sozialen Pflege- und gesetzlichen Krankenversicherung, kranken- und pflegeversichert sind, auf Pflege angewiesen. Nach aktuellen Prognosen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) wird ihr Anteil bis 2030 auf 5,5 Prozent beziehungsweise 3,9 Millionen Pflegebedürftige ansteigen. 2050 werden sogar 7,4 Prozent oder fast 5,1 Millionen der gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherten diese Unterstützung brauchen.

Diese Ergebnisse veröffentlichte jetzt das WIdO im Rahmen des aktuellen „Pflege-Reports 2019“. Die Analysen des Instituts basieren unter anderem auf den hochgerechneten Versichertendaten der Krankenkasse AOK und zeigen Häufigkeit, Verläufe und Versorgungsformen der Unterstützung.

Entwicklung nach Bundesländern unterschiedlich

Die Entwicklung beim Umfang der Pflegebedürftigkeit in den Regionen ist laut Studienautoren aufgrund der jeweiligen Altersstruktur in allen Bundesländern unterschiedlich. Im Jahr 2017 reichte die Spanne des pflegebedürftigen Bevölkerungsanteils von 3,5 Prozent in Bayern bis 6,7 Prozent in Brandenburg. Für 2030 prognostiziert der Report jeweils einen Anteil zwischen 4,1 Prozent in Bayern und 8,8 Prozent in Brandenburg. 2050 werden die Unterschiede noch höher sein. In Hamburg wird der niedrigste Anteil mit 5,5 Prozent und in Brandenburg der höchste mit 11,1 Prozent erwartet.

Damit legt der Anteil der zu pflegenden Bevölkerung in fast allen Bundesländern von 2017 auf 2050 um 60 bis 70 Prozent zu, so die Studienautoren. In den Stadtstaaten wird dagegen ein geringerer Anstieg, nämlich um 40 Prozent erwartet. Offen ist laut Pflege-Report 2019 nach wie vor, wie die Finanzierung der gesetzlichen Pflegeversicherung in Zukunft stabil aufgestellt werden kann und wie Patienten vor finanzieller Überlastung geschützt werden.

„Mit Blick auf die endlichen Finanzierungsoptionen der Pflege brauchen wir einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, wie wir Pflege gestalten wollen“, sagt Dr. Antje Schwinger, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege im WIdO und Mitherausgeberin des Pflege-Reports.

Im Schnitt 1.900 Euro Eigenbeteiligung für stationäre Pflege

2018 hatten die Krankenkassen bei der gesetzlichen (sozialen) Pflegeversicherung ein Minus von 3,5 Milliarden Euro und mussten deswegen auf ihre Finanzreserven zurückgreifen. Die Ausgaben der Krankenkassen für die Pflege sind nach Auswertungen des WIdO, ohne die Mittel für den Pflegevorsorgefonds, in nur sechs Jahren von 23 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf fast 40 Milliarden Euro im Jahr 2018 angestiegen. Bis zum Jahr 2022 erwartet das AOK-Institut eine weitere Erhöhung auf rund 50 Milliarden Euro, was gegenüber 2012 einem Anstieg von 220 Prozent entspricht.

Zugleich würden „im heute bestehenden Teilleistungssystem der Pflege alle Kosten für bessere Arbeitsbedingungen direkt an die Pflegebedürftigen durchgereicht, sodass deren Eigenanteile weiter ansteigen werden“, unterstreichen die Autoren des Reports.

Aktuelle Auswertungen des AOK-Pflegeheimnavigators zeigten, dass die Pflegebedürftigen schon heute im Mittel für die stationäre Betreuung im Heim etwa 740 Euro für pflegebedingte Ausgaben aus eigener Tasche zahlen. Dazu kommen Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten. In der Summe machten das 1.900 Euro, die ein Pflegebedürftiger im Durchschnitt selbst zu übernehmen hat. Und diese Eigenanteilshöhe wird künftig vermutlich noch weiter steigen, wie diverse Studien zeigen.

Kosten für Pflege werden unterschätzt

Im Falle einer Pflegebedürftigkeit fallen also nicht nur Kosten für die Pflege, sondern auch für das Wohnen und den sonstigen Lebensunterhalt wie Nahrungsmittel an, die zu einem hohen Teil auch vom Pflegebedürftigen selbst oder seinen Angehörigen zu zahlen sind. Die gesetzliche Pflegeversicherung bietet diesbezüglich nämlich keinen Rundumschutz für den Ernstfall.

Für einen ausreichenden Kostenschutz im Pflegefall ist daher eine private Pflegevorsorge wichtig. Mit einer privaten Pflegezusatz-Versicherung kann man selbst dafür sorgen, dass man im Falle einer Pflegebedürftigkeit abgesichert ist und nicht seinen Angehörigen finanziell zur Last fällt oder zum Sozialhilfefall wird.

Je nach Vertragsgestaltung gibt es für die private Pflegevorsorge auch staatliche Zuschüsse. Details können beim Versicherungsfachmann erfragt werden.



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