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Pflegevorsorge ist (k)eine Frage des Alters

Umfragen zeigen, dass 61 Prozent der Bürger ab 16 Jahren sich bereits Gedanken gemacht haben, was wäre, wenn sie ernsthaft krank oder pflegebedürftig wären. Doch nur etwas mehr als jeder Dritte sorgt für diesen Fall aktiv vor. Dabei geht es bei der richtigen Vorsorge nicht nur um eine finanzielle Absicherung, sondern auch um rechtliche Belange.

Die Mehrheit der jungen Deutschen macht sich (noch) keine Gedanken über ernsthafte Erkrankungen und eine eventuelle Pflegebedürftigkeit. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie eines Versicherers. Grundlage dafür war eine repräsentative Umfrage im November 2015 von 1.448 Personen ab 16 Jahren vom Institut für Demoskopie Allensbach GmbH. Erst 24 Prozent der befragten 16- bis 29-Jährigen haben darüber nachgedacht, wie es wäre, ernsthaft krank oder pflegebedürftig zu sein. Mit zunehmendem Alter gewinnt jedoch das Thema an Bedeutung.

Von den 30- bis 44-Jährigen gab jeder Zweite an, sich bereits gedanklich damit beschäftigt zu haben. Unter solche Überlegungen fallen laut den Umfrageverfassern neben den Behandlungsmethoden auch die rechtlichen Fragen, wie beispielsweise der Letzte Wille des Patienten oder die Rechte und Pflichten von Angehörigen. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind es zwei Drittel und bei den ab 60-Jährigen sogar 83 Prozent, die über ernsthafte Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit nachgedacht haben. Im Durchschnitt haben sich 61 Prozent aller Befragten bereits mit dem Thema beschäftigt.

Aktive Vorsorge ist stark altersabhängig

Nach eigenen Angaben kümmern sich derzeit 37 Prozent aller Befragten aktiv um Vorsorge und Betreuung für den Fall einer plötzlichen ernsthaften Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit. 41 Prozent unternehmen aktuell nichts für ihre eigene Vorsorge und 22 Prozent waren unentschlossen.

Das aktive Vorsorgen ist, wie auch die generelle Überlegung zum Thema Pflege, stark altersgebunden. Nur knapp jeder Fünfte der 16- bis 29-Jährigen sorgt aktiv vor, in den beiden mittleren Altersgruppen ist es rund jeder Dritte. Über die Hälfte (53 Prozent) der ab 60-Jährigen verfügt bereits über eine Absicherung oder kümmert sich momentan darum.

Frauen zeigen sich hierbei vorsorgeorientierter als Männer. 41 Prozent der weiblichen Umfrageteilnehmer kümmern sich derzeit um eine Absicherung, bei den Männern sind es durch alle Altersgruppen nur 33 Prozent.

Immer mehr Deutsche haben eine Patientenverfügung

Laut der Studie gewinnt auch die Patientenverfügung für die Deutschen an Bedeutung. Die Möglichkeit zur Festlegung von Behandlungswünschen im Falle eines Verlusts der Entscheidungsfähigkeit durch Unfall oder Krankheit wurde hierzulande per 1. September 2009 erstmals gesetzlich geregelt.

Im Jahr der Einführung hatte etwas mehr als jeder siebte Bundesbürger eine Patientenverfügung angefertigt, so die Studienautoren. Sechs Jahre später hat sich bereits mehr als jeder Vierte für eine solche Verfügung entschieden und beinahe jeder Zweite hat vor, eine solche anzufertigen. Auch hier spielt das Alter der Befragten eine große Rolle. Während in der jüngsten Altersgruppe bisher nur vier Prozent eine Patientenverfügung angefertigt haben, ist es bei den ab 60-Jährigen jeder Zweite.

Diese Entwicklung korrespondiert mit der zunehmenden Wichtigkeit von Pflege- und Behandlungsvorsorge in der Bevölkerung. So rechnete beispielsweise die gesetzliche Krankenkasse Barmer GEK in ihrem Pflegereport 2015 vor, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2060 von derzeit 2,6 Millionen auf rund 4,52 Millionen ansteigen wird.

Staat soll stärker unterstützen

Die steigende Anzahl von Pflegebedürftigen stößt in Deutschland auf ein hilfsbereites Fundament. Drei Viertel der Bevölkerung wären bereit dazu, einen pflegebedürftigen Angehörigen bei sich aufzunehmen. Das besagt eine ebenfalls repräsentative Online-Umfrage des Wirtschaftsprüfers Pricewaterhousecoopers AG (PWC) unter 1.018 Bundesbürgern ab 18 Jahren. Allerdings fürchtet rund die Hälfte der Befragten, dass sie die Pflege zu Hause aus finanziellen Gründen nicht leisten könnten.

Zwei Drittel aller Umfrageteilnehmer sehen bei der Finanzierung der Pflege den Staat in der Pflicht. „Die öffentliche Hand wird darum in Zukunft eine noch größere Rolle bei der Pflege spielen müssen“, sagt Michael Burkhart, Partner bei PWC und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma in Deutschland. Laut der Umfrage würde für drei von vier Deutschen ein staatlicher Zuschuss in spürbarer Höhe als Motivation dienen, einen nahen Angehörigen zu Hause zu pflegen.

Fast jeder Zweite könnte sich außerdem vorstellen, einen Angehörigen im Ausland pflegen zu lassen, wenn sich dadurch 1.000 Euro im Monat einsparen ließen. Die meisten Befragten knüpfen die Pflege im Ausland aber an Bedingungen. So sollte die Entfernung für regelmäßige Besuche nicht zu groß sein. Auch deutschsprachiges Personal und ein vergleichbarer medizinischer Standard sind ihnen wichtig. Am ehesten können sich die Bundesbürger eine Pflege in Spanien oder Polen vorstellen.

Schutz für einen selbst und die Angehörigen

Die gesetzliche Pflegeversicherung wird laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auch als „Teilleistungs-Versicherung“ bezeichnet. Denn sie deckt nach Angaben des BMG „nicht alle Kosten der Pflege ab und der oder die Pflegebedürftige oder seine oder ihre Familie müssen einen Teil der Kosten selbst tragen“. Es ist es daher für den Einzelnen wichtig, frühzeitig vorzusorgen, damit mögliche finanzielle Belastungen nicht überhandnehmen.

Die private Versicherungsbranche bietet hierzu diverse Lösungen an, um eine ausreichende finanzielle Sicherheit bei Pflegebedürftigkeit für den Betroffenen, aber auch für seine Angehörigen zu gewährleisten. Bei vielen Pflegezusatz-Versicherung erhält der Betroffene nach Eintritt der Pflegebedürftigkeit eine je nach festgestellter Pflegestufe vereinbarte Geldsumme pro Tag oder Monat.

Unter bestimmten Bedingungen wird die private Pflegezusatz-Versicherung des Einzelnen sogar mit bis zu 60 Euro im Jahr staatlich gefördert.



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