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Trotz Corona erzielten Krankenkassen hohen Überschuss

Auch in der Coronapandemie haben die gesetzlichen Krankenkassen in den ersten sechs Monaten deutlich mehr eingenommen als ausgegeben. Insbesondere zwei Faktoren sind der Grund dafür. Der Blick in die Zukunft ist laut Experten jedoch ungewiss.

(verpd) Nach einem aktuellen Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im ersten Halbjahr 2020 einen Überschuss in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro erzielt. Unter anderem werden auch die Gründe genannt, warum es trotz Coronakrise zu einem Überschuss kam. Einer davon ist eine hohe Zahlung des Bundes an die GKV.

Nach aktuellen Daten des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) haben die gesetzlichen Krankenkassen, die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro mehr eingenommen als ausgegeben. Im Detail beliefen sich die Einnahmen auf 129,9 Milliarden Euro und die Ausgaben auf 128,6 Milliarden Euro. Damit sind gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 die Einnahmen um 4,2 Prozent und die Ausgaben um 2,7 Prozent angestiegen.

Die Mehreinnahmen beruhen laut BMG in erster Linie auf „vorab festgelegte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds“. Allein rund 12,9 Milliarden Euro stammen dabei vom Bund. Dass zudem die Ausgaben nur moderat angestiegen sind, lag daran, dass von April bis Ende Juni 2020 aufgrund von Corona unter anderem auch weniger Versicherte ambulante oder stationäre Behandlungen in Anspruch nahmen. Die Leistungsausgaben im zweiten Quartal 2020 sind sogar um 0,9 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal zurückgegangen.

Der Gesundheitsfonds

Der Gesundheitsfonds setzt sich aus Beiträgen von Arbeitgebern, anderen Sozialversicherungs-Trägern, den Mitgliedern der Krankenkassen sowie einem steuerfinanzierten Bundeszuschuss zusammen. Der Fonds wies Ende Juni gegenüber dem 1. Januar 2020 ein Defizit von knapp 7,2 Milliarden Euro auf. Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnete er 127,9 Milliarden Euro Einnahmen inklusive 12,9 Milliarden Euro aus Bundesmitteln sowie 135,0 Milliarden Euro Ausgaben, wovon rund 120,0 Milliarden Euro als Zuweisungen an die Krankenkassen bezahlt wurden.

Bei diesen Krankenkassen-Zuweisungen handelt es sich laut BMG „um eine einheitliche Grundpauschale pro Versicherten plus Zu- und Abschlägen, die von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise dem Alter, dem Geschlecht oder Erkrankungen abhängen. Hierdurch wird die unterschiedliche Risikostruktur der Versicherten berücksichtigt.“

„Krankenkassen mit älteren und kranken Versicherten erhalten dementsprechend mehr Finanzmittel als Krankenkassen mit einer Vielzahl an jungen und gesunden Versicherten. Darüber hinaus erhalten alle Krankenkassen weitere Zuweisungen zur Deckung der sonstigen Ausgaben (zum Beispiel Verwaltungsausgaben, Satzungs- und Ermessensleistungen)“, so das BMG weiter. Das soll eine Benachteiligung von Krankenkassen, die zum Beispiel viele chronisch kranke Versicherte haben, gegenüber anderen, bei denen anteilig mehr gesunde Versicherte sind, verhindern.

Noch nicht vorhersehbare künftige Entwicklung

Bundesgesundheits-Minister Jens Spahn betont: „Weil Patienten in der ersten Jahreshälfte weniger zum Arzt und ins Krankenhaus gegangen sind, sind die Ausgaben der Krankenkassen vor allem in den Monaten April bis Juni gesunken. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Wie sich das weitere Jahr entwickelt, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Krankenkassen und den Gesundheitsfonds haben wird, werden wir erst im Herbst einschätzen können.“

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Ausgaben für die medizinische Versorgung auch ohne Corona-Effekte weiter ansteigen werden, während die Einnahmesituation ab dem kommenden Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig wird. Deshalb bedarf es einer großen gemeinsamen Anstrengung aller Akteure im Gesundheitswesen und der Politik, um die finanzielle Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung auch im kommenden Jahr zu sichern“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, zur künftigen Lage.

Die Bundesregierung hat in einem aktuellen Konjunkturprogramm zwar festgelegt, dass in 2020 und 2021 die Abgabenlast der Löhne für die Sozialversicherungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammen 40 Prozent nicht überschreiten sollen. „In welchem Umfang dafür im Jahr 2021 zusätzliche Bundesmittel in der gesetzlichen Krankenversicherung und der sozialen Pflegeversicherung bereitgestellt werden müssen, wird im Herbst zu entscheiden sein“, so das BMG.



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