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Verwerfungen der Bevölkerungsstruktur

Nach Hochrechnungen eines Instituts müssen sich viele Regionen hierzulande auf enorme Veränderungen bei der Bevölkerungsstruktur hinsichtlich Anzahl und Alter der Einwohner einstellen. Dazu gehört auch die Umkehr von Trends.

(verpd) Nach einer Hochrechnung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung wird die Zahl der Menschen in Deutschland bis 2035 nur wenig sinken. Regional wird jedoch mit größeren Veränderungen gerechnet. Demnach wird das Gefälle zwischen prosperierenden Großstädten und strukturschwachen Regionen zunehmen. Davon wird voraussichtlich insbesondere der Osten betroffen sein.

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat jüngst die Studie „Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig Deutschlands Regionen sind“ veröffentlicht. In dieser Studie hat das Institut erstmals analysieren lassen, wie sich die Bevölkerung in den 401 Land- und Stadtkreisen sowie kreisfreien Kreisen bis zum Jahr 2033 entwickeln wird.

Die entsprechenden regionalen Berechnungen wurden von einem Beratungsunternehmen für kommunales und gewerbliches Marketing, der Cima Beratung + Management GmbH, anhand von 21 Indikatoren vorgenommen. In Deutschland dürften sich in den kommenden Jahren die regionalen Verwerfungen zwischen den prosperierenden Großstädten und den entlegenen, strukturschwachen Regionen verschärfen, betont Dr. Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts, im Hinblick auf die Studienergebnisse.

Im Osten werden die regionalen Verwerfungen besonders deutlich

Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Bevölkerungszahl per 30. September 2018 auf fast 83,0 Millionen Personen. Sie wird laut der Prognose der Studie bis zum Jahr 2035 kaum merklich auf 82,3 Millionen Menschen schrumpfen. Dennoch werden der Studienberechnungen zufolge rund 60 Prozent der Land- und Stadtkreise sowie kreisfreien Städte einen Bevölkerungsrückgang haben.

„Weder ist die Alterung der Gesellschaft merklich gebremst, noch können sich jene strukturschwachen Regionen erholen, die schon in der Vergangenheit stark an Bevölkerung verloren haben“, so ist in der Studie zu lesen. In allen fünf ostdeutschen Flächenländern werden die Bevölkerungszahlen laut Prognose bis 2035 zurückgehen – am stärksten in Sachsen-Anhalt mit 16 Prozent. Weite Regionen zwischen Rügen und dem Erzgebirge würden mehr als 20 Prozent ihrer Einwohner verlieren. Die Folge ist eine Überalterung. Ein Beispiel dafür sei der brandenburgische Landkreis Spree-Neiße.

Hier werden voraussichtlich im Jahr 2035 auf eine Geburt vier Beerdigungen kommen. Auf der anderen Seite liegt der sächsische Landkreis Bautzen bei der Geburtenrate mit 1,98 Geburten je Frau bundesweit vorne. Die generelle Wanderungsbewegung zu den prosperierenden Städten zeigt sich auch in den neuen Bundesländern. Leipzig ist die am schnellsten wachsende Stadt. Bis 2035 dürfte das Einwohnerplus bei rund 16 Prozent liegen. Auch Potsdam, Dresden, Erfurt, Jena, Rostock, Halle und Magdeburg werden laut Studie zu den Gewinnern zählen.

Auch die alten Bundesländer bleiben nicht verschont

Das Ranking offenbart das bekannte Nord-Süd-Gefälle in den alten Bundesländern. Als Problemregionen wurden vielerorts das Ruhrgebiet, das Saarland und die ländlichen Regionen entlang der früheren innerdeutschen Grenze ausgewiesen. Hierzu zählen auch noch Regionen in der Südwestpfalz und an den Küsten, wo die Einwohnerzahlen ebenfalls sinken würden. Laut Studie wird erwartet, dass in Westdeutschland in fünf Bundesländern die Bevölkerung bis 2035 zunimmt.

Hamburg wird der größte Bevölkerungszuwachs mit plus zehn Prozent vorausgesagt. Für Baden-Württemberg und Bayern werden bis vier Prozent erwartet. Und auch für Bremen und Hessen wird ein Bevölkerungsanstieg prognostiziert. In den anderen fünf alten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein wird sich die Einwohnerzahl laut Studie voraussichtlich um bis zu drei Prozent reduzieren.

„Wachstum und Schrumpfung liegen somit dicht beieinander und beides muss gestaltet werden“, erklärte Studien-Co-Autor Manuel Slupina. Dies stelle die Politik vor erheblichen Ausgaben. In den Wachstumsregionen mangele es an Wohnraum, Kindergärten und Schulen und in den sich entleerenden Regionen seien unkonventionelle Ideen gefragt, um eine stark überalterte Bevölkerung gut zu versorgen.

Gruppe der über 64-Jährigen wächst vorerst am stärksten

Die Altersgruppe der über 64-Jährigen ist bundesweit jene, die am stärksten wächst. Bis 2035 wird sie aber der Prognose zufolge in den ersten Regionen Deutschlands schon wieder kleiner. Insgesamt werden dann fünf kreisfreie Städte so stark gealtert sein, dass bis dahin die Sterbefälle massiv zunehmen. Dies gilt in den sachsen-anhaltinischen Städten Halle und Dessau-Roßlau, im thüringischen Suhl, im sächsischen Chemnitz sowie im niedersächsischen Wilhelmshaven.

In der Studie steht: „Die starke Zuwanderung der jüngeren Vergangenheit hat zwar erst einmal das Schrumpfen auf Bundesebene gestoppt, die Alterung der Bevölkerung kann sie aber kaum aufhalten. Das liegt daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer die Bevölkerungspyramide dominieren.“ Weiter heißt es: „Bis 2035 dürfte der Anteil der über 64-Jährigen in Deutschland von heute knapp 22 Prozent auf über 27 Prozent steigen.“

Immer weniger Erwerbstätige müssen daher künftig für immer mehr Rentner und wegen der steigenden Lebenserwartung auch für eine längere Rentendauer aufkommen. Bereits jetzt erhält jemand, der die Regelaltersgrenze erreicht und 45 Jahre lang einen Verdienst in Höhe des Durchschnittseinkommens aller gesetzlich Rentenversicherten hatte, weniger als die Hälfte seines bisherigen Einkommens als normale gesetzliche Altersrente. Das ist zu wenig, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Es ist daher wichtig, zusätzlich finanziell für das Alter vorzusorgen.



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